Saalstadt Pfalz Lounge zieht die Notbremse

Andy Lübbert (links) und Stefan Glass haben im vergangenen Sommer im Biergarten der Pfalz Lounge in Saalstadt ein Konzert gegebe
Andy Lübbert (links) und Stefan Glass haben im vergangenen Sommer im Biergarten der Pfalz Lounge in Saalstadt ein Konzert gegeben.

Im Oktober 2017 eröffneten Tobias und Rebecca Dexheimer die Pfalz Lounge in Thaleischweiler-Fröschen, ein Speiselokal, in dem auch regelmäßig Konzerte mit bekannten Musikern der Region stattfanden. Da der angeschlossene Catering-Betrieb expandierte zog das Unternehmen im April 2020 um nach Saalstadt in die größere Festhalle. Doch dort ist jetzt auch Schluss.

Am 23. April gaben die Betreiber der Pfalz Lounge in den Sozialen Medien bekannt, dass sie sich dazu gezwungen sehen, die Gastronomie aufzugeben und sie sich künftig nur noch auf den vor eineinhalb Jahren gegründeten und sehr gut laufenden Catering-Service konzentrieren wollen.

Für diesen Schritt habe es mehrere Gründe gegeben, so Tobias Dexheimer. „Zum einen hatten wir im Januar die Anfrage für eine Pachtverlängerung über dieses Jahr hinaus gestellt, da wir Planungssicherheit für unser Personal, weitere Investitionen und für Feierlichkeitsanfragen haben wollten. Leider hatten wir hier monatelang überhaupt keine Reaktion erhalten.“ Dies habe, so der Gastronom weiter, „in dieser sowieso düsteren Zeit zur weiteren Verunsicherung des Personals geführt. Unser Hauptkoch Hamed Saleh Taleghani, der fast von Anfang an dabei war, hat sich deshalb einen sichereren Arbeitsplatz gesucht.“ Das übrige Personal in Saalstadt sei nicht so aufgestellt, dass es die Küchenarbeit nach Dexheimers Vorgaben und Vorstellungen hätte umsetzen können. „Bevor wir nun in die Saison starten und unseren gastronomischen Ruf zerstören, haben wir die Notbremse gezogen. Leider“, bedauert der Unternehmer.

Die Pandemie habe „überhaupt keinen Einfluss“ auf die Entscheidung gehabt, denn, so Dexheimer, „wir konnten trotz Corona unsere Umsätze im letzten Jahr deutlich steigern. Meiner Frau macht die Gastronomie, wie sie jetzt mit den Testungen ist, keinen Spaß, weil wir Gastgeber sein wollen und kein Medizinpersonal. Aber auch das hätten wir durchgestanden.“

Die Entscheidung, die Gastronomie aufzugeben, sei ihnen etwas leichter gefallen, da sie das Catering „in der Hinterhand“ haben. „Dies ist die feste Basis unserer Selbstständigkeit. Bevor wir viel Kraft sinnlos in den anderen Bereich gesteckt hätten, konzentrieren wir uns nun auf unser wirtschaftliches Fundament.“ Dennoch liebäugelt Tobias Dexheimer damit, im kommenden Jahr in die „Event-Gastronomie“ einzusteigen. „Ideen haben, planen und umsetzen – dies macht mir am meisten Spaß, auch unter dem Aspekt, dass mich das Catering auf Dauer allein nicht erfüllen wird.“

Von der Politik wünscht sich Dexheimer in der aktuellen Krise Perspektiven, dass sie klare Ziele formuliert. „Die meisten Infektionen passieren im privaten Bereich. Die Menschen hat man mit den Gastrozwangsschließungen noch mehr in den unkontrollierten Privatbereich gedrängt.“

Hilfen hätten über das Finanzamt laufen sollen, denn dort seien die Unternehmen mit Konten bekannt. Dies hätte zu schnelleren Auszahlungen und zu weniger Missbrauch führen können. Und, so Dexheimer weiter, „ich hätte mir weniger Wahlkampf gewünscht, sondern eine gemeinsame Lösung für ein freieres Leben“. Die Überbrückungshilfe drei sei so gut gestaltet, dass aus seiner Sicht kein Unternehmen mehr aus finanziellen Aspekten schließen müsste. „Ich denke, dass niemand mehr Hilfen haben will, sondern jeder einfach wieder seinem normalen Berufsleben nachgehen möchte.“

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