Kreis Südwestpfalz Oben auf der Höhe stand der Galgen
Der älteste Pfarrort der Sickinger Höhe hat dieses Wochenende etwas zu feiern: 750 Jahre Labach. Der ehemalige Gerichtsort feiert seine geschichtliche Vergangenheit rund um die denkmalgeschützte gotische Kirche. Wer an der Knopper Mühle abzweigt, erreicht bald den malerischen Ortsteil, dessen kirchliche und weltliche Vergangenheit zwei Tage lang im Mittelpunkt steht.
Zum ehemaligen Sickingischen Kleingericht mit dem Amtsort Labach gehörten die Dörfer Martinshöhe, Schauerberg, Obernheim, Oberarnbach, Mittelbrunn, Gerhardsbrunn, Langwieden, Mühlbach und Hauptstuhl. Der Verfasser der Dorfgeschichte von Gerhardsbrunn, der Dorfschullehrer Otto Müller, berichtet in seiner Dorfchronik, dass im Amtshaus zu Labach ein Amtmann und ein Zehnteinnehmer, Meier oder Keller genannt, ihren Sitz hatten. Dieses Hofhaus der Amtsleute mit seinem Steinunterbau und dem schweren Eichengebälk hatte den Dreißigjährigen Krieg überdauert. Der Siedlungsforscher Ernst Christmann teilt die Einschätzung von Otto Müller, dass der uralte Gerichtsort Labach die hohe Gerichtsbarkeit besaß. Auf der Höhe des Gemarkungsteils des Geheißes, wo der Weg von Labach nach Langwieden in den alten Römerweg einmündet, stand der Galgen für das Kleingericht. Dies würde bedeuten, dass die Gerichtsschöffen in Labach über Leben und Tod entscheiden durften. Einst gab es im Seitental der heutigen Knopper Mühle die Dörfer Oberlabach und Niederlabach. Oberlabach lag am Zusammenfluss der beiden Quellbäche des Labach, wo heute noch das Jubiläumsdorf zu finden ist. Niederlabach befand sich an der Mündung in den Stuhlbach, der in Richtung der heutigen Landgrafen-Mühle fließt. Die Knopper Mühle ist der letzte Nachweis dieses Wohnplatzes. Das heutige Dorf Labach blieb nach dem großen Krieg lange Zeit unbewohnt. Erst um das Jahr 1780 kamen zum Hofhaus und der Kirche wieder Bewohner. Bis 1785 hat es keinen eigenen Pfarrer mehr in Labach gegeben. Von der Reformation und Luthers Einfluss auf die Glaubensbewegungen in Deutschland blieb Labach nicht unberührt. Welche geschichtlichen Beziehungen gibt es aber zwischen Labach und Knopp, wo doch beide Dörfer durch die räumliche Trennung fast ein Eigenleben führen? Knopp auf der Höhe wurde von den Bewohnern von Niederlabach gegründet. Dies gilt für die Siedlungsforscher als gesichert, denn die ehemaligen Talbewohner seien im 17. Jahrhundert auf die fruchtbare Sickinger Höhe gezogen, wo Land- und Weidewirtschaft einen größeren Erfolg bescherten. „Der Rückblick auf unsere geschichtliche Vergangenheit ist eine echte Herausforderung, um diesem bedeutenden Anlass einen angemessenen Rahmen zu geben“, sagt Bürgermeister Emil Schneider, der auch die Unterstützung der Vereine lobt, denn ohne sie könnte das Jubiläum nicht gefeiert werden. Hans Graf vom Heimatverein Labach ist förmlich vom Jubiläumsvirus befallen. Er hat einen Tonbecher kreieren lassen, in den die Nachbildung des bedeutenden Gerichtssiegels kunstvoll eingearbeitet wurde. Es gibt T-Shirts, die der alte Siegelabdruck schmückt, und einen gelungenen Programmflyer. Rechtzeitig zum Fest ist die farbige Jubiläumsschrift eingetroffen. Für den Bürgermeister ist allein schon die Titelseite, die Kurzfassung über den Pfarrort und seine Bedeutung auf der Sickinger Höhe, ein Jubiläumsgeschenk von besonderem Wert. (hac)