Dahn Mit Traumnoten in Richtung Betriebsführung

Ein besonderer Arbeitplatz ist die Rezeption des Bahnhofhotels, die in einem alten Triebwagen eingerichtet wurde.
Ein besonderer Arbeitplatz ist die Rezeption des Bahnhofhotels, die in einem alten Triebwagen eingerichtet wurde.

Eigentlich gehört sie längst zum Inventar: Schon als 14-Jährige hat Elena Burkhart im elterlichen Betrieb geholfen, sich später dort die erste große Reise verdient. Doch nun beginnt für sie ein neues Kapitel: Ihre Ausbildungen im Hotelfach hat sie gerade als Jahrgangsbeste abgeschlossen und steigt in die Betriebsleitung des neuen Bahnhofhotels ein.

Darauf ist sie schon ein bisschen stolz: Gleich zwei Ausbildungen hat Elena Burkhart mit der Note 1 abgeschlossen: das Bachelor-Studium als Hotelbetriebswirtin ebenso wie die Ausbildung zur Assistentin für Hotelmanagement und damit parallel auch zur Hotelkauffrau. Den Ausbilderschein hat sie gleich noch dazu gemacht. Und das, obwohl sie voll gearbeitet hat. Gerade mal 24 Jahre ist die junge Dame, aber zielstrebig unterwegs. Und sie traut sich auch auf unbekanntes Terrain. Im wahrsten Sinn des Wortes.

Nach dem Abitur in Dahn 2018 ist sie erst einmal auf große Reise gegangen: Zwei Monate war sie in Neuseeland unterwegs, alleine und mit Rucksack. Und das, obwohl sie vorher bei Klassenfahrten ein Problem damit hatte, von daheim fort zu sein, erzählt sie. Doch damals habe sie es sich – und den anderen – beweisen wollen, dass sie ein solches Abenteuer auch alleine durchziehen kann. Sie konnte. Und die Reise machte sie neugierig auf weiteres Neuland. Immer wieder ist sie inzwischen unterwegs in der Welt, wenn sie frei hat: in Thailand, in Mexiko, macht Kurztrips in Städte wie Amsterdam und London. Und im nächsten Jahr steht Australien auf dem Plan – wieder alleine. Da könne sie einfach gut abschalten, sagt sie ganz entspannt.

Vier Monate in Norwegen gearbeitet

Das jüngste Reise-Abenteuer liegt noch nicht weit zurück: Vier Monate hat sie in Norwegen verbracht, in einem Hotel in Tromsø direkt an der Hurtigrute gearbeitet. Von Januar bis Ende April war sie dort – in der dunklen Jahreszeit, aber mit ganz besonderen Erlebnissen. Minus 22 Grad seien es am ersten Abend gewesen, erzählt sie, dafür habe sie gleich das Naturschauspiel der Polarlichter genossen. Das Praktikum in Norwegen war schon etwas Besonderes, nach Stationen in einem Hotel auf Sylt und im elterlichen Betrieb, wo sie sich zuletzt vor allem um die Ferienwohnungen, die Rezeption und die Organisation des Servicebereiches kümmerte. Ein bisschen Norwegisch habe sie auch gelernt, meint sie – Sprachen lerne sie ohnehin sehr gerne.

Reiselust und Sprachenkenntnisse: Wären das denn nicht gute Voraussetzungen, um sich länger in den Hotels dieser Welt umzuschauen? Theoretisch schon, sagt sie – einige ihrer Studienkollegen ziehe es auch weg. Aber so gerne Elena Burkhart auf Reisen geht: Sie kommt auch ebenso gerne wieder zurück in ihre Heimat, wo sie verwurzelt ist.

Ein besonderer neuer Arbeitsplatz

Die Aufgabe, die sie dort nun erwartet, lässt sich allerdings auch nicht vergleichen mit jenem Hotelbetrieb, den sie bis jetzt kennengelernt hat. Denn das im Mai eröffnete Themenhotel der Gastronomenfamilie ist selbst in der Branche etwas Besonderes: ein Hotel, das um einen ausrangierten Triebwagen herum gebaut wurde und das mit vielen Details aus der Bahngeschichte zu einem Unikat geworden ist – nicht nur für eingefleischte Eisenbahnfans wie den Ideengeber und Chef Matthäus Burkhart.

Er betätige sich inzwischen großteils als Hotelführer, stellt er amüsiert fest. Denn nicht nur Hotelgäste bestaunen das Innere des Hotels, auch Wanderer und andere Touristen wollen mal reinschauen. Theoretisch könnten sie Eintritt verlangen, berichten Vater und Tochter amüsiert. Erst kürzlich seien Passanten gekommen, die dachten, ihr Hotel sei ein Eisenbahnmuseum.

Das Geschäft ist gut angelaufen

Dass es das nicht ist, sondern eine originelle und durchaus moderne Unterkunft, spricht sich auf diese Weise allerdings auch herum. Da ist Matthäus Burkhart zuversichtlich. Seit der Eröffnung im Mai laufe das Geschäft gut an, sei die Buchungslage schon sehr gut, stellt er fest. Die rund vier Millionen Euro, die die Familie in ihr neues Hotel investiert hat, müssen ja auch refinanziert werden. Auch da blickt Burkhart zuversichtlich nach vorne. Der gesamte Betrieb – dazu gehören noch die Ferienwohnungen in den Waggons des Ferienbahnhofs und das Restaurant Altes Bahnhöf’l – mit etwa 40 Beschäftigten laufe derzeit gut.

Ein Sommer-Bistro in Bruchweiler-Bärenbach

Das letzte Projekt, verrät er, sei das Hotel sicher auch nicht gewesen. Konkret geplant ist aktuell ein Sommer-Bistro im ausrangierten Frühstückswagen, der in Bruchweiler-Bärenbach stationiert werden soll. Und in den kommenden zwei, drei Jahren soll auch das Unternehmen auf eine andere Basis gestellt werden. Aus dem Einzelunternehmen von Matthäus Burkhart soll eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung entstehen und Elena Burkhart dann als Geschäftsführerin das Hotel leiten. Auch die jüngere Schwester Anna könnte dann, so hofft der Vater, in den Betrieb einsteigen – Interesse habe sie schon bekundet.

Ein Rückzug für den 55-Jährigen ist freilich noch kein Thema. Beide Generationen ergänzen sich auch offensichtlich gut. Die Tochter setzt bereits neue Akzente, hat beispielsweise die Speisekarte in Englisch und Französisch übersetzt, kümmert sich um den Auftritt in den sozialen Medien. Das passe doch gut, sagt der Vater: Er sei Generation Dampflok mit alter, zuverlässiger Technik, und seine Tochter die Generation ICE, immer vorne dabei.

 Elena Burkhart in ihrem „Dienstabteil“.
Elena Burkhart in ihrem »Dienstabteil«.
Bis Ende April hat Elena Burkhart noch ein Praktikum in einem Hotel im norwegischen Tromsø gemacht.
Bis Ende April hat Elena Burkhart noch ein Praktikum in einem Hotel im norwegischen Tromsø gemacht.
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