Hauenstein Leute aus der Nähe: Karl Meyerer – ein Macher wird 80

Der Hauensteiner Karl Meyerer feiert seinen 80. Geburtstag.
Der Hauensteiner Karl Meyerer feiert seinen 80. Geburtstag.

Der Hauensteiner Karl Meyerer wird am Dienstag 80 Jahre alt. Im Dorf hat er vieles angestoßen und seine Projekte über lange Jahre betreut. Zum Geburtstag hat er einen großen Wunsch, der die Zukunft der Chile-Hilfe betrifft.

Meyerer ist einer der Väter der Hauensteiner Chile-Hilfe, die er mit seinem 2013 gestorbenen Freund Urban Seibel gegründet hat. Aus einfachen Anfängen bauten sie das Projekt zu einer bedeutenden Hilfsorganisation aus. „Seit 47 Jahren mache ich das, seit Urbans Tod an vorderster Stelle, und ich bin heute noch froh und dankbar, dass wir jedes Jahr 50.000 bis 60.000 Euro mit meinen engagierten Teammitgliedern für unser Chile-Hilfswerk zusammenbekommen“, sagt er.

In diesem Jahr sind erstmals fast pessimistische Töne zu hören. „In Chile steigen die Preise für den Lebensunterhalt um das Zwei- bis Dreifache, und von den sieben Heimen mussten drei schließen, was bedeutet, dass rund 120 Kinder entlassen werden müssen. Das trifft uns mitten ins Herz.“ Zukunftssorge ist aus seinen Worten zu hören. Dazu kommt die altersbedingte Angst um das Chile-Projekt, das bald 50 Jahre alt wird. „Unser Kernteam ist einfach jetzt biologisch an die Grenzen gekommen, manche gehen auf die 90 zu, der Nachwuchs bleibt aus.“

Nachwuchs dringend gesucht

Meyerer klagt nur kurz. Aus seinen Ängsten macht er einen Appell: Für die rund 160 Kinder in vier Heimen müsse es weiter gehen, alles andere wäre eine Katastrophe. „Ich weiß, wir schaffen das mit jungen Leuten, die mein Hilferuf gerade zu meinem Geburtstag erreichen wird“, gibt er sich optimistisch. Sein Plan: „Wir rufen zeitnah zu einer öffentlichen Chile-Zukunftszusammenkunft auf. Und ich bin sicher, dass wir motivierte und zupackende junge Leute finden.“ Die Hoffnung, dass alles gut geht, auch wenn man bisweilen verzagen möchte, fasst Meyerer so zusammen: „Ich schenke mir jeden Tag meine eigenen Sonnenstrahlen, die mir meine Vorhaben gelingen helfen.“

Karl Meyerer verbringt seinen Geburtstag wie immer mit seiner Frau Marianne und im Kreise seiner großen Familie – Kindern und Enkeln, die ihm Kraft und Anker bedeuten. „De Meyrer Korl“, wie er im Dorf genannt wird, ist charismatisch und begeisterungsfähig. Einer, der sich auf die Seite der Hilfsbedürftigen schlägt: Schon als Jugendlicher sprang er ohne viele Worte ein, wenn es einem Kameraden nicht gut ging. Als Rektor hat Meyerer zu seiner Zeit im benachbarten Annweiler die Sonderschule geleitet. Später, als Pensionär, kümmerte er sich um viele Schicksale, denen er sich in seinem christlichen Menschenbild verpflichtet fühlte.

„Überzeugter Narr“

Meyerer hat in seinem Leben die Dinge angepackt. Nach seiner Überzeugung braucht es kein Mandat im Gemeinderat, um zu wirken, sondern „Überzeugung und Begeisterung und vor allem Durchhaltevermögen“. Ein Beispiel dafür ist die gelungene Rettung des Hauensteiner Wasgau-Schwimmbades vor 20 Jahren. Heute ist es ein beliebtes Flaggschiff der Hauensteiner Infrastruktur. Meyerer hatte sich mit einem kreativen und entschlossenen Team gegen die Schließung gestellt, die der Verbandsgemeinderat um die Jahrtausendwende plante. Höhepunkt der Proteste war die friedliche Intervention im Rathaus mit Hunderten von Leuten während einer entscheidenden VG-Ratssitzung. Die politisch Verantwortlichen der Ortsgemeinde solidarisierten sich mit den Demonstranten, übernahmen das Projekt in eine neue Rechtsform der gemeindeeigenen Werke und schufen ein modernes Erlebnis- und Familienbad. Meyerer setzte sich an die Spitze des Fördervereins, der dem Bad heute noch neue Impulse gibt.

In den späten 90er Jahren suchte Hans-Peter Mayer Unterstützer zur Gründung einer „neuen Hääschdner Fasnacht“. Meyerer, „als überzeugter Narr“, wollte helfen. Wenige Wochen später stand die erste Prunksitzung. Karl Meyerer war jahrelang Präsident der „Needingsterzer“, die heute nicht mehr vom närrischen Parkett der Region wegzudenken sind.

Apfelbörse gegründet

Der Hauensteiner Meyerer hat sich auch dem aufstrebenden Fremdenverkehr in den Dienst gestellt und fungierte als Vorsitzender des Verkehrsvereins. Die Heimatabende zusammen mit der Gemeinde füllten damals die Säle. Geblieben ist bis auf den heutigen Tag die Moderatorenrolle beim großen Hauensteiner Lebenslauf des Turnvereins, dessen Erlös dem Chile-Hilfswerk zugutekommt.

Vor drei Jahren rief er eine Apfelbörse ins Leben, ein einfaches Projekt, durch das die Hauensteiner im Herbst Äpfel an gekennzeichneten Bäumen ernten dürfen.

„Ich hab’ mir aus gesundheitlichen Gründen vorgenommen, jetzt doch viel kürzer zu treten“, erzählt der Jubilar. Auch wenn es jetzt ruhiger wird in seinem erfüllten Leben, trifft man den Jubilar noch bei seinen täglichen Spaziergängen im nahen Queichtal an. Trotz gesundheitlicher Rückschläge sagt er gut gelaunt: „Ich bin glücklich und dankbar, dass ich noch gebraucht werde und helfen darf.“

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