Kreis Südwestpfalz Leider draußen bleiben

„Geschlossene Gesellschaft. Einlass nur für Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Großsteinhausen und geladene Gäste“, stand kurz vor Weihnachten an der Glastür des Sportheims. Rund 35 Nicht-Großsteinhauser – darunter Jäger aus den Nachbargemeinden und Angereiste aus Rodalben und dem Dahner Felsenland – durften nicht an der Informationsveranstaltung zur Verpachtung des Waldes und der Jagd teilnehmen. Bürgermeister Volker Schmitt sagt, er habe von seinem Hausrecht Gebrauch gemacht. Dass nicht jeder reinkam, beanstanden weder die Verbandsgemeindeverwaltung noch der Kreis.

Laut Karl-Heinz Brügel, Büroleiter bei der Verbandsgemeinde Zweibrücken-Land, handelte es ich bei der Veranstaltung um eine „inoffizielle Informationsveranstaltung“. Die Vorgaben nach der Gemeindeordnung für eine Einwohner- oder Bürgerversammlung seien nicht erfüllt. An die Kreisverwaltung seien keine Beschwerden herangetragen worden, teilte Pressesprecherin Ulla Eder mit. „Die Kreisverwaltung wird deshalb auch keine rechtliche Prüfung oder sonstige Würdigung des Sachverhaltes vornehmen.“ Eingeladen hatten Volker Schmitt für Ortsgemeinde und Gemeinderat, Gerhard Schnöder für die Jagdgenossenschaft, Waldpächter Udo Schmitz und Jagdpächter Uli Osterheld. Per E-Mail hatte Schmitt die Bürgermeister der Nachbargemeinden Dietrichingen, Kleinsteinhausen, Riedelberg und Bottenbach eingeladen. So war zwar Dietrichingens Bürgermeisterin Andrea Henner eingeladen, aber ihr Ehemann, Kreisjagdmeister Rolf Henner, wurde aus dem Raum gebeten. Er ist das Bindeglied zwischen den Jägern und der Jagdverwaltung und berät die Stadt und die Kreisverwaltung in jagdlichen Angelegenheiten. Direkte Einladungen gingen unter anderem an Landwirt Uwe Bißbort aus Windsberg und Förster Udo Ferber aus Zweibrücken. Bißbort ist Vorsitzender der Fachgruppe Jagdgenossenschaften im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. Der Kreisbauernvorsitzende macht keinen Hehl daraus, dass er froh ist, dass die Jagdpacht an Osterheld vergeben wurde: „Das Angebot eines Ortsansässigen in Höhe von 1500 Euro und eine Deckelung der Wildschäden bei 500 Euro war für die Jagdgenossenschaft indiskutabel.“ Osterheld habe dagegen 5100 Euro geboten. „Wenn die Gemeinde sich nicht dafür entschieden hätte, hätte sie sich der Kommunalaufsicht gegenüber rechtfertigen müssen“, sagt Osterheld. Ferber ist Geschäftsführer des Waldbauvereins Zweibrücken und vertritt die Kleinprivatwaldbesitzer der Region. Er betont ausdrücklich: „Es bestehen absolut keine Absichten, mit der Firma Schmitz eine Kooperation einzugehen.“ Von Schmitz-Holz waren neben den beiden Geschäftsführern Udo und Michael Schmitz und ihrem Angestellten Osterheld, Abteilungsleiter Beförsterung, auch fünf Leute vom Jagdteam anwesend. „Damit wollten wir zeigen, dass Jäger direkt vor Ort arbeiten“, sagt der Jagdpächter. Präsent war auch Jean Pierre Baron aus Kandel. Der 35-Jährige ist Projektentwickler im Wohnungsbau und ein Jäger, der die Jagd professionalisieren möchte. Der Unternehmer hat die Jagden am Lindelbrunn (330 Hektar) und in Godramstein (450 Hektar) gepachtet. Die Großsteinhauser Einwohner wurden am Donnerstag vor dem Termin mit einem Einlageblatt im Amtsblatt auf die Veranstaltung hingewiesen. Am Freitag erfolgte der Einwurf der Einladung in weitere Briefkästen. Die RHEINPFALZ wies in den Ausgaben Zweibrücken und Pirmasens auf den Termin hin. Die Infoveranstaltung sollte neben der Unterrichtung der Einwohner über die abgeschlossenen Pachtverträge auch „der Wahrheitsfindung durch Beseitigen von verbreiteten Unwahrheiten dienen“. Auf Nachfrage der RHEINPFALZ, nach welchen Kriterien die Einladenden die Auszuladenden festgelegt haben, antwortete Schmitt: „Ich habe von meinem Hausrecht Gebrauch gemacht. Wenn bestimmte Personen etwas sagen wollen, sollen sie ihre eigene Veranstaltung machen.“ Ob ein Infoblatt im Vorfeld zu seiner Haltung beigetragen hat, lässt er offen. Darin hieß es unter anderem: „Schmitt und Schnöder sind die Rehentöter.“ Diejenigen, die nicht reindurften, ärgerten sich aber über die Vorgehensweise. „Demokratisches Denken und Handeln sieht anders aus“, schreibt Ferdi Hüther aus Reifenberg. Er ist stellvertretender Vorsitzender der Kreisgruppe Pirmasens-Zweibrücken im Landesjagdverband Rheinland-Pfalz. Er findet, „dass man mit allen Mitteln kritischen Fragen vorbeugen wollte“, und sagt: „Wenn Schmitt der Überzeugung ist, zum Thema Wald- und Jagdverpachtung zum Wohle aller Bürger und der Natur alles richtig gemacht zu haben, dann verbietet sich ein solches Tun.“ Dass auch von weiter her Zuhörer nach Großsteinhausen gekommen waren, liegt daran, dass die Firma Schmitz auch in anderen Dörfern in die Kritik geraten war. In Dernbach bei Annweiler lassen Bürgermeister Harald Jentzer und Osterheld kein gutes Haar aneinander. Dort gibt es seit über anderthalb Jahren Streit um einen Prädikatswanderweg, den die private Forstfirma zur Holzabfuhr genutzt hatte. Auch in Gossersweiler-Stein brodelte es zur Osterzeit vergangenes Jahr. Im Gemeinderat gab es Kritik, die Firma habe Bäume ohne Erlaubnis der Privatwaldbesitzer gefällt und gemeindeeigene Waldwege mit schwerem Gerät befahren und zum Teil beschädigt. (urr)

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