Kreis Südwestpfalz Kreisjagdmeister wirft Jagdpächter Wilderei vor
Bei der Jahreshauptversammlung der Jägerschaft Zweibrücken am Samstag in Niederhausen forderte Kreisjagdmeister Rolf Henner aus Dietrichingen den Großsteinhauser Jagdvorstand auf, sofort zurückzutreten. Zudem bezichtigte er Jagdpächter Uli Osterheld der Wilderei.
Schweres Geschütz fuhr Henner gegen die Jagdgenossenschaft Großsteinhausen auf. „Es gibt keinen rechtsbelastbaren Pachtvertrag mit dem Pächter Osterheld, und die Abschussvereinbarung ist nicht rechtsgültig unterschrieben“, führte er ins Feld. Der Vertrag müsste laut Landesjagdverordnung von den drei Mitgliedern des Jagdvorstandes unterzeichnet werden, damit er Bestand hat. Auf dilettantische Weise sei dies in Großsteinhausen nicht geschehen, kritisierte Henner. Ferner habe der Jagdvorstand das Grundflächenverzeichnis nicht korrekt geführt. Mit der Folge, dass die Drückjagd im November zum Teil im Eigenjagdbezirk „Hirschtal“ erfolgte. Dort stehe auch ein Hochsitz des Pächters. Der Kriminalbeamte: „Das ist Jagdwilderei gemäß Paragraf 292 Strafgesetzbuch.“ In besonders schweren Fällen werde diese mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft. „Ein besonders schwerer Fall liegt in der Regel vor, wenn die Tat von mehreren mit Schusswaffen ausgerüsteten Beteiligten gemeinschaftlich begangen wird“, so Henner. Osterhelds Jäger hätten die sogenannten Wintereinstände der angrenzenden Reviere mitbejagt. Es sei ein Vakuum zu Lasten der umliegenden Reviere geschossen worden sei. In Abwandlung eines Mahatma-Gandhi-Zitats sagte der Kreisjagdmeister: „Im Zweibrücker Hügelland gibt es genug Rehe für jeden Jäger, aber nicht für jedermanns Gier.“ Habgier sei eins der sieben Hauptlaster, die in der jagdlichen Kultur moralisch zu verurteilen seien. Es sei üblich, mit seinen Nachbarn zu reden und den Abschuss auf ein größeres Gebiet zu verteilen. „Das Jagdgesetz kann man kennen, Waidgerechtigkeit muss man leben!“ Jäger hätten festgestellt, dass die abgesägten Gehörnstangen der erlegten Böcke noch vor einigen Wochen in einem Mülleimer einer Metzgerei lagen. Auch könne er nicht nachvollziehen, dass der stellvertretende Jagdvorsteher das erlegte Wildbret im Internet beworben habe. Es verbiete sich, bei Fleisch von Rehen, die nach zwei Stunden Hetze mit weit aufgerissenem Äser erlegt wurden, von hochwertigem Wildfleisch zu sprechen. Das sei Verbrauchertäuschung. „Wir hier im Saal machen so etwas nicht. Wir distanzieren uns vor solchen Jagdmethoden. Mit solchen Leuten wollen wir nichts zu tun haben“, sagte er vor 130 Anwesenden. Die angegriffenen Großsteinhauser weisen die Vorwürfe gestern Nachmittag auf Anfrage der RHEINPFALZ geschlossen zurück. Für den Vorsitzenden Gerhard Schnöder ist „das Thema so gut wie abgeschlossen“. Wenn der Pachtvertrag nicht gültig wäre, hätte die Kommunalaufsicht bestimmt darauf hingewiesen, fand er. Volker Schmitt, Bürgermeister und stellvertretender Jagdvorsteher, sagte, man habe in Großsteinhausen gejagt wie bei den Landesforsten auch. Wenn jemand meint, etwas sei rechtlich nicht in Ordnung, so soll er Anzeige erstatten. Berthold Lauer, Beisitzer der Jagdgenossenschaft und erster Beigeordneter, sagte, er stehe darüber. Jagdpächter Uli Osterheld war gestern Nachmittag nicht erreichbar. Wie zuletzt am 20. Februar berichtet, gibt es in Großsteinhausen Kritik, dass die Gemeinde den Wald an eine Firma aus der Eifel und die Jagd an einen Mitarbeiter dieser Firma verpachtet hat. Die Gemeindespitze steht dennoch zu den Entscheidungen.