Hinterweidenthal Kreis steht hinter Ladeterminal für Holztransporte

Bis Anfang der 1990er Jahre fuhren vom ehemaligen Nato-Tanklager aus Züge mit Treibstoff zu Militärstützpunkten. 1998 wurde das
Bis Anfang der 1990er Jahre fuhren vom ehemaligen Nato-Tanklager aus Züge mit Treibstoff zu Militärstützpunkten. 1998 wurde das Gelände Konversionsliegenschaft. Inzwischen gibt es dort ein Industriegebiet.

Wo vor über 30 Jahren Treibstoff-Wagen fürs Militär rollten, könnten in naher Zukunft Langzüge Holz aus dem Pfälzerwald abtransportieren. Damit könnte auch der Personennahverkehr auf der Wieslauterbahn reaktiviert werden. Diesem Konzept hat der Kreistag am Montag klar zugestimmt. Nun ist das Land am Zug.

Für Jürgen Köhler und Fabian Schlink hat das Projekt großes Potenzial. Wenn im Industriegebiet Hinterweidenthal-Süd, wo bis vor 30 Jahren ein Nato-Tanklager in Betrieb war, alte Schienen reaktiviert würden und ein Terminal für die Holzverladung vom Lkw auf die Schiene entstünde, könnte das aus ihrer Sicht nicht nur das Industriegebiet beleben und neue Arbeitsplätze schaffen. Gerade vor dem Hintergrund steigender Energiekosten und dem Mangel an Lkw-Fahrern sei die Schiene für Unternehmen attraktiv, stellen sie fest. Beide werden nun Details ausarbeiten. Denn die Liegenschaft, auf der die Holzladestation entstehen soll, gehört zur Baulog-HW GmbH, die dort Bodenmaterial aufarbeitet. Deren Geschäftsführer ist Fabian Schlink, dessen Eltern vor Jahren 35 Hektar Fläche dort erworben haben. Für den Bau des Terminals mit zunächst drei bis vier Arbeitsplätzen ist Jürgen Köhler von der Mercer Holz GmbH in Rosenthal zuständig.

Voraussetzung ist grünes Licht vom Land

Baubeginn könnte laut Köhler im nächsten Jahr sein. Dafür müsste allerdings eine wesentliche Voraussetzung erfüllt sein: Das Land Rheinland-Pfalz muss grünes Licht und damit Geld geben für das Gesamtkonzept, in dem die Holzverladestation einen Teilbereich abdeckt. Denn ohne Fördermittel ließe sich dieses inzwischen mit 14 Millionen Euro angesetzte Projekt gar nicht umsetzen. Geplant wird es bereits seit 2016, ein erster Förderantrag wurde Anfang 2020 beim Land eingereicht. Doch die Zusage ließ auf sich warten. Denn mit Blick auf den Landesrechnungshof gab es bei den potenziellen Geldgebern Bedenken wegen der Wirtschaftlichkeit.

Das Konzept sah vor, die Wieslauterbahn umfassend zu modernisieren, um damit den Anschluss an den Takt im Personennahverkehr zu ermöglichen. Bisher wird die Wieslauterbahn von der Albtal Verkehrsgesellschaft mbH (AVG) aus Karlsruhe nur während der Tourismus-Saison betrieben. Gutachten hatten diesem Vorhaben zwar bereits Wirtschaftlichkeit bescheinigt – also, dass der jährliche Nutzen unterm Strich größer ist als die Kosten. Doch die errechnete Messzahl von 1,29 für das Nutzen-Kosten-Verhältnis reichte dem Land nicht, es empfahl als zweites Standbein die Reaktivierung von Güterverkehr.

Deutlich höherer Nutzen mit Güterverkehr

Das wurde gefunden mit der Mercer Holz GmbH, die Teil einer international tätigen holzverarbeitenden Unternehmensgruppe ist. Eine neue Wirtschaftlichkeitsberechnung hat nun einen deutlich höheren betriebs- und volkswirtschaftlichen Nutzen ergeben, eine Messzahl von 2,88 für Personen- und Güterverkehr zusammen. Wenn die Gebietskörperschaften nun einen Förderantrag stellten, so erläuterte der Fachmann vom Karlsruher Büro TTK am Montag dem Kreistag, dann geschehe das mit viel Rückenwind. Dabei sei noch viel Spielraum für Investitionen, die sich womöglich erst später ergäben. Untersucht wurde das geplante Szenario im Vergleich zur Nicht-Projektierung.

Einzugsgebiet von 100 Kilometern

Ein Schwerpunkt ist dabei die Verlagerung der Transporte auf die Schiene. Etwa 14.000 zusätzliche Zug-Kilometer im Jahr stehen etwa 905.000 Lkw-Kilometern gegenüber. Allerdings: Bis zum Verladeterminal im Industriegebiet müsste das Holz weiterhin per Lkw angeliefert werden – aus einem Einzugsgebiet von 100 Kilometern. Weitere Transporte, etwa aus der Region Kaiserslautern, stehen damit im Raum.

Die Frage aus dem Kreistag, wie viele das sein könnten, vermag der Experte nicht zu beantworten: Es sei nicht abzusehen, wie viel Holz wirklich geschlagen werde, sagt er auch mit Blick auf Sturm oder Käferbefall. Mit einer zusätzlichen Belastung in Hinterweidenthal und Salzwoog rechnet auch er. Allerdings werde diese nicht signifikant sein, meint er. Im Moment sähen sie das „eher unkritisch“. Aber: Mit einer Erhöhung des Verkehrs müsse man ohnehin rechnen. Ein Hinweis, den Landrätin Susanne Ganster aufgreift: Auch wenn kein Verladeterminal komme, sei ein höheres Lkw-Aufkommen zu erwarten.

Hinterweidenthal will über Zufahrt reden

Das Verkehrsaufkommen beschäftigt auch die Hinterweidenthaler Ortsbürgermeisterin Barbara Schenk, durch deren Ort schon viel Schwerlastverkehr rollt. Sie erwartet, dass über eine weitere Zufahrt zum Gelände gesprochen wird. Ansonsten beurteilt aber auch sie das Vorhaben positiv. Wäre ein Terminal – wie ursprünglich geplant – in Dahn-Reichenbach entstanden, hätte Hinterweidenthal zwar den Verkehr, aber keinen wirtschaftlichen Nutzen, stellt sie fest. Das sieht nun beim eigenen Industriegebiet anders aus.

Die Bedenken kennt Jürgen Köhler von der Mercer Holz GmbH, die bereits drei Terminals in Deutschland betreibt. Ihre Züge seien sehr leise, versichert er. Fahren sollen die Langzüge – etwa drei in der Woche – in der Regel morgens früh und spät abends. Sie fahren vom Industriegebiet auf die Wieslauterbahnstrecke und dort nach Hinterweidenthal und ins überregionale Netz. Der Zugtransport vom Terminal bis zum Anschluss ans große Netz wäre übrigens für die Umwelt kein Gewinn, denn dort wird wohl eine Diesellok den Zug ziehen.

Kommunen inzwischen von Finanzierung befreit

Profitieren können die Kommunen übrigens vom neuen Konzept in finanzieller Hinsicht: Waren sie ursprünglich mit Eigenanteilen im Boot, müssen sie nach einer Gesetzesänderung 2021 nun nichts mehr beisteuern. Gefordert bleibt der Kreis, dessen Anteil von 1,15 auf 1,45 Millionen Euro ansteigt. Für den Kreistag war gestern aber die Sache klar: Einstimmig sprachen sich alle Mitglieder für das überarbeitete Konzept aus. Nun ist das Land gefragt. Bis Herbst, sagt die Landrätin, rechne sie mit einer Antwort aus Mainz.

Am Montag hat sich der Kreistag vor Ort ein Bild gemacht von den Plänen für ein Holzverladeterminal beim ehemaligen Nato-Tanklag
Am Montag hat sich der Kreistag vor Ort ein Bild gemacht von den Plänen für ein Holzverladeterminal beim ehemaligen Nato-Tanklager.
Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x