Merzalben Katholischer Kirchenchor: Wie sich ein Wagnis als Glücksfall herausstellte

Als 16-Jährige übernahm Sabrina Agnette, die damals noch Letzelter hieß, als Chorleiterin den Merzalber Cäcilienverein.
Als 16-Jährige übernahm Sabrina Agnette, die damals noch Letzelter hieß, als Chorleiterin den Merzalber Cäcilienverein.

Ehrensache: Als die 16-jährige Gymnasiastin Sabrina Letzelter aus Clausen im Mai 1999 erstmals als blutjunge Chorleiterin einen katholischen Kirchenchor übernahm, zählte sie zu den jüngsten Chorleiterinnen im Landkreis. Aber sie hat durchgehalten.

Auch heute noch ist sie das jüngste Chormitglied im Cäcilienverein Merzalben. Doch in den 24 Jahren hat sich viel verändert: aus Sabrina Letzelter wurde Sabrina Agnetta und eine mittlerweile dreifache Mutter, die als als Lehrerin in Zweibrücken unterrichtet. Damals war es ein Wagnis für das Ehepaar Leni und Walter Nußbaum, der damaligen Gymnasialschülerin aus Clausen den altehrwürdigen Chor anzuvertrauen. Dieser Vertrauensbeweis erwies sich für den katholischen Kirchenchor aber als Glücksgriff. Immer noch steht Walter Nußbaum, mittlerweile 87 Jahre alt, als Vorsitzender des katholischen Kirchenchores an ihrer Seite. Bis die junge Chorleiterin ihren Führerschein hatte, so lange fuhr Nußbaum sie nach jeder Probe nach Hause. Ihre Mentorin, die ehemalige Chorleiterin Leni Nußbaum hat sich schon lange aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen. Und obwohl die Chorzeiten schwieriger geworden sind, Sabrina Agnetta blieb dem Cäcilienverein Merzalben treu.

Agnetta befand sich vor 24 Jahren noch in Ausbildung des Bischöflich-kirchenmusikalischen Institutes (BKI) in Speyer. Sie bespielte bereits Kirchenorgel, Klavier und Querflöte. Diese drei Instrumente begleiten sie auch heute noch. Und, ab und an, so erzählt sie, nimmt sie in ihrer Freizeit auch eine Ukulele zur Hand. Ihre BKI-Ausbildung schloss die ehemalige Clauserin 1999 ab und absolvierte ihr Abitur am Immanuel-Kant-Gymnasium in Pirmasens 2002. Es folgte ein Lehramtsstudium mit Musik (als Hauptfach Orgel) und Englisch. Heute unterrichtet sie in Zweibrücken an der Realschule plus als Lehrerin.

Chor geht ungewohnte Wege mit

Im Jahr 2008 heiratete Sabrina Letzelter ihren Ehemann Daniele Agnetta, mit dem sie nun drei Kinder hat. Geht das so einfach, Mutter, Ehefrau, Lehrerin und Chorleiterin? „Alles unter einen Hut zu bringen, ist manchmal eine Herausforderung“, gesteht sie beim RHEINPFALZ-Gespräch. Aber es habe bisher immer gut geklappt. „Und da meine Sängerinnen und Sänger glücklicherweise flexibel sind, kann die ein oder andere Probe auch mal zeitlich verschoben werden, wenn Termine kollidieren“, ist die Chorleiterin dankbar.

Rückblickend stellt sie fest, dass sie damals mit ihren jungen 16 Jahren „großen Respekt vor der Aufgabe, vor so einem großen Chor zu stehen“, hatte. Aber alle, ungeachtet des Alters, hätten sie sehr gut aufgenommen. Dankend erinnert sie sich an die Unterstützung des Ehepaares Nußbaum. Wobei die Dirigentin noch erwähnt, dass Leni Nußbaum den Chor früher an der Orgel begleitend unterstützte. „Mir wurde nie das Gefühl gegeben, dass ich zu jung für diese Aufgabe wäre,“ betont die dreifache Mutter. Und freut sich auch darüber, dass alle immer ohne Wenn und Aber mitgemacht hätten, auch wenn mal ungewohnte Dinge von ihr ausprobiert wurden.

Sängerschwund lässt vierte Stimme verstummen

Heute, nach so langer Zeit sei man natürlich eingespielt. Die anfängliche Nervosität habe sich gelegt. Sie gehe routinierter und mit mehr Selbstbewusstsein an die Sache. „Nach all dieser Zeit ist es für mich viel mehr als nur ein Chor. Alle Mitwirkenden sind mir sehr ans Herz gewachsen,“ schildert Agnetta ihre Gefühlswelt. Weniger positiv sei die Entwicklung, dass sich die Zahl der Sängerschar von ihrem Einstieg bei zirka 30 auf elf Personen verringert hat. Gerade in den vergangenen Jahren sei der Chor deutlich kleiner geworden. Trotzdem finden regelmäßig Proben statt und sie wisse, dass sie sich auf jede einzelne Stimme verlassen kann. Sie und der Chor müssten sich zwar den Gegebenheiten anpassen, könnten momentan nicht mehr vierstimmig singen, weil der Bass fehlt. Aber es gebe auch schöne dreistimmige Literatur, meint die Dirigentin. Und wenn wirklich Not am Mann sei, dann springe auch ihr Ehemann Daniele Agnetta ein und stelle sich in die Chorreihen. Neben seinem Gitarrespiel bediene er das Saxophon und habe den Chor mit den Instrumenten bereits begleitet. Auch ihre Mutter sei schon „gesanglich eingesprungen“, stehe aber primär in den Reihen des Männerchors in Clausen. Übrigens leitet Agnetta auch den „Chrisis“-Chor in Clausen und übt das Organistenamt innerhalb der Pfarrei Maria Königin aus.

Es sei nach wie vor, trotz geringer Sängerzahl möglich, die Hochfeste im Kirchenjahr musikalisch zu gestalten. Stolz ist Agnetta im Rückblick auf einen Liederabend zum Großen Gebet, der auf große positive Resonanz gestoßen war. Zur Bedeutung für Sabrina Agnetta in Sachen Musik zitiert sie den Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim: „Musik bedeutet Gleichgewicht. Denn Musik ist alles zugleich, Kopf, Herz und Bauch; Denken, Fühlen und Sinnlichkeit“. So habe Musik ihr Leben schon immer bereichert und sei ein großer Teil ihres Lebens. Hat die Dirigentin ein Lieblingslied? Dank- und Friedenslieder oder Kanons sind Favoriten. Aber eigentlich sei es gerade die aktuelle Liedliteratur, die sie begeistere.

Info

Proben des Cäcilienvereins sind jeden Donnerstag ab 19.30 Uhr im Pfarrheim.

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