Südwestpfalz Immer Gummibärchen und Leckerlis: Die „Poscht-Renate“ sagt Adieu

Renate Vollmar hat über 25 Jahre lang die Post unter anderem in Battweiler, Niederhausen oder auf dem Stockbornerhof ausgetragen
Renate Vollmar hat über 25 Jahre lang die Post unter anderem in Battweiler, Niederhausen oder auf dem Stockbornerhof ausgetragen - Einen großen Traum kann sie sich jetzt, in ihrem Ruhestand, endlich erfüllen. Das Foto entstand in ihrer letzten Arbeitswoche.

Für Hunde hatte sie Leckerbissen dabei, für die Kinder Gummibärchen. 25 Jahre lang hat Renate Vollmar die Post unter anderem in Battweiler, Schmitshausen oder auf dem Stockbornerhof ausgetragen. Vergangene Woche ging sie in den Ruhestand.

Man merkt es ihr an: Sie liebt es, sich mit Leuten zu unterhalten, etwas über sie zu erfahren, für sie da zu sein. Und über die Jahre waren auch andere für sie da: Das war ein Grund, weshalb Renate Vollmar immer ein gutes Gefühl bei ihrer Arbeit hatte.

So hat ihr etwa unser Fotograf Matthias Laborenz einmal geholfen, einen Reifen an ihrem Postauto zu wechseln. Am Battweilerer Birkenbacherhof passierte auch mal was: „Auf einmal hat mein Auto angefangen, rot zu blinken.“ Auch da hat ihr jemand geholfen und Kühlwasser nachgefüllt. Und schwupps, konnte es weitergehen. „Da hat man immer Hilfe erfahren“, meint Renate Vollmar begeistert. „Das vergisst man nicht, wenn es Leute gibt, die es gut mit dir meinen.“

Kuriosum zum Schluss

Das hat sie auch zurückgegeben – in Form von Hilfe, Menschlichkeit und Gesprächen. Oder in ganz materieller Form, mit Gummibärchen für die Kinder. Später, als sie älter wurden, und manche bei den Straußbuben waren, „sind die durchs Dorf und haben mich belagert. Und wollten Gummibärchen haben, wie früher“, erinnert sie sich.

Aber die „Poscht-Renate“ konnte nicht in Rente gehen, ohne dass ihr noch was Kurioses passiert wäre: Letztes Jahr ist ihr in Oberauerbach ein Rehbock ins Postauto gelaufen. Und was für einer: „Gleich am nächsten Tag hat mir der Förster von Oberauerbach gesagt, ich hätte seinen größten Rehbock zusammengefahren“, meint sie lachend. Und Vollmar könnte noch stundenlang Anekdoten erzählen. Aber dann würde ihr nicht mehr so viel Zeit für ihre nächsten Vorhaben bleiben – Reisen, zum Beispiel. Irgendwann einmal möchte sie nach Norwegen ans Nordkap. „Das wäre meine Traumreise. Das fasziniert mich total, da bekomme ich Gänsehaut, wenn ich dran denke.“

Die Jacke hängt noch in der Waschküche

An ihren Beruf denkt sie auch gern zurück. „Ich wollte nix anderes mehr machen“, erzählt sie. Das, was die Postbotin für die Menschen war, gibt es heute selten: Sie hatte immer ein offenes Ohr, freute sich bei Hochzeiten für die Ehepaare und litt bei Trauerfällen mit. „Man hat richtig dazugehört“. Und mehr noch: „Man hat mitgelebt mit dem Ort und mit der Kundschaft“ sagt sie. So war sie fast überall bekannt.

So richtig realisiert, dass sie jetzt in Rente ist, hat die 64-Jährige es noch nicht. Ihre Postjacke hängt immer noch in der Waschküche. „Da hab’ ich meine Jacke und alles hingehängt, wenn ich heimgekommen bin. Die habe ich noch nicht wegmachen können“, erzählt Vollmar. Kein Wunder: Sie machte ihren Beruf mit Leib und Seele.

Yoga, Gartenarbeit und Relaxen

Seit 1. August ist ein neues Kapitel für sie angebrochen. „Es geht jetzt eine andere Zeit los.“ Alles im Leben, meint sie, hat seine Zeit. „Früher war die Zeit, um zu schaffen, und jetzt ist die Zeit für die Rente. Und da lasse ich mich drauf ein.“ Sie geht mit einem lachenden und weinenden Auge. Einerseits hat ihr die Arbeit viel Spaß gemacht – andererseits ist sie jetzt froh, „dass ich jetzt einfach mal so relaxen kann.“

Sie genießt es, jetzt mal Zeit für Freunde, Lesen oder Sportarten wie Nordic Walking zu haben. Auch bei einem Yoga-Kurs möchte sie sich demnächst anmelden. Und von ihrer Mutter lernt sie vielleicht demnächst was in Sachen Gartenarbeit. Oder einfach mal ganz gemütlich mit ihrem Mann zusammen frühstücken.

Verabschiedung im Amtsblatt

Das wichtigste ist für sie, „dass ich gesund bleibe, und für meine Familie da sein kann. Und, dass ich für mich selbst mal Zeit habe.“ Langweilig wird es ihr also definitiv nicht. Die erste Woche im Ruhestand hat sie auch schon gut genutzt: Da war sie in der Eifel und hat ihre Tochter besucht.

Mit einer Anzeige im Amtsblatt hat sich Renate Vollmar bei allen verabschiedet. Ungewöhnlich, aber sie wollte sich noch mal allen persönlich Tschüss sagen – einigen hatte sie es versprochen, es aber aus Zeitgründen nicht gekonnt. „Das hat mir kein so gutes Gefühl gegeben.“ Ihre Tochter hat ihr beim Text geholfen. „Ich wollte mich einfach mal für alles bedanken – für die Kunden, für die Wertschätzung, für das Vertrauen, das sie in mich gesetzt haben.“ Kurz gesagt: „Einfach mal Danke sagen nach all diesen Jahren.“

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