Kreis Südwestpfalz „Ich habe nur meine Arbeit gemacht ...

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Ein offizieller Abschiedsempfang ist nicht der richtige Rahmen für kritische Anmerkungen – wenn denn welche gemacht werden müssten. Die drei Redner gestern im Kreistagssaal jedenfalls würdigten das Wirken und die Persönlichkeit des zum 1. Oktober aus dem Amt scheidenden hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Ernst Hügel (65) mit ausschließlich lobenden Worten. Hügel gibt sein Amt vorzeitig auf: Gewählt war er eigentlich bis Ende November 2017.

Die Redner – Landrat Hans Jörg Duppré, SPD-Fraktionschef Alexander Fuhr und Personalratsvorsitzender Hans Schlickel – kamen dabei auf einen Nenner: Die Zusammenarbeit mit Hügel über die 14 Jahre seiner Amtszeit und zuvor als SPD-Fraktionschef im Kreistag sei ausgesprochen gut und erfolgreich gewesen. Hügel selbst erwiderte launig, dass er „Lob und Anerkennung unbegrenzt ertragen“ können, und selbst wenn nur die Hälfte stimmen würde, täten ihm „die Worte gut.“ Landrat Hans Jörg Duppré (CDU), dem Hügel für die vertrauensvolle, zielorientierte und parteiübergreifende Zusammenarbeit dankte, zitierte augenzwinkernd dessen Abschiedsmotto „Nichts wie weg“, zu dem passend er ihm ein gleichnamiges Bild des Künstlers Xaver Mayer überreichte. Er gestand, Hügel „immer wegen seiner Neugierde und großen Kontaktfreudigkeit beneidet“ zu haben. „Ich werde ihm anfangs etwas dröge erschienen sein, aber er ist mir ohne Vorbehalte entgegengetreten. Das war die Voraussetzung für das gegenseitige Vertrauen, durch das wir doch einigermaßen erfolgreich für den Kreis gearbeitet haben“, sagte Duppré. Wenn Hügel am Ende seiner Amtszeit auf das Geleistete zurückblicke, sei es nicht falsch, wenn er „persönliche Genugtuung“ dabei empfinde. Er habe sich den Aufgaben des hauptamtlichen Beigeordneten – Soziales, Jugend und später kommunale Arbeitsagentur – gestellt, nachdem er „aus einem ganz anderen Biotop“, dem der Lehrerschaft an der BBS Rodalben, kam und sich „im Gestrüpp einer Kreisverwaltung“ und den Verwaltungsstrukturen zurechtfinden musste. „Nicht jeder kann das“, sagte Duppré anerkennend. Mit Schülern und Eltern zurechtzukommen sei das eine, dies mit der vielfältige Bevölkerung zu tun das andere. Aber Hügel habe eine „unglaubliche Kenntnis von Land und Leuten“ und sei in Heimat, Familie und Freunden verwurzelt. „Eine flotte, saloppe Redewendung ist ihm eigen und macht ihn sympathisch“, spielte Duppré auf die zuweilen volkstümliche Art Hügels an. Alexander Fuhr, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, attestierte Hügel im Namen aller Kreistagsfraktionen Fleiß und Einfühlungsvermögen. „Im Mittelpunkt seiner Aufgabe standen Menschen, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen“, beschrieb Fuhr die zuweilen schwierige Arbeit des scheidenden Beigeordneten. Wichtige Felder, die im Lauf seiner Amtszeit hinzukamen, seien die Betreuung der Arbeitslosen in der eigenen Arbeitsagentur des Kreises – „eine Pionierarbeit“ –, der Ausbau der Kinderbetreuung und die Schulsozialarbeit gewesen. Dabei habe er „eigene Fußspuren im Kreis hinterlassen“. In den 26 Jahren, in denen er sich als Kreistagsmitglied, SPD-Fraktionschef und Beigeordneter für den Kreis einsetzte, habe er „immer für das Machbare gewirkt“. Politisch bleibe er aktiv, als SPD-Kreisvorsitzender und als Beigeordneter seiner Heimatgemeinde Nünschweiler. „Gott sei Dank, der Alte ist weg.“ Das hätten sich wohl einige gedacht, sagte Personalratsvorsitzender Hans Schlickel, aber bei den meisten habe das bevorstehende Ausscheiden Hügels für „großes Bedauern“ gesorgt. „95 Prozent der Mitarbeiter der Kreisverwaltung würden gerne weiter mit Dir zusammenarbeiten“, schätzte er, auch wenn Hügels Führungsstil „gewöhnungsbedürftig“ sei. Schlickel strich die guten Eigenschaften Hügels heraus: Er sei fair, direkt, offen, ehrlich, herzlich und nie schlecht gelaunt. „So hast Du die Leute für Dich gewonnen“, sagte er und wechselte im Lauf seiner Rede unvermittelt ins freundschaftliche Pfälzisch. Nach dem Ausscheiden Hügels blieben nun nur noch zwei Langjährige zurück: „Ich und der Landrat“, so Schlickel. Er selbst sei seit 30 Jahren Personalratsvorsitzender, Duppré seit 36 Jahren Landrat. Hügel bedankte sich bei seinem „Netzwerk“, den Gästen der Verabschiedung, die es ihm über die Jahre ermöglicht hätten, „diejenigen, die Hilfe brauchen, im sozialen Netz aufzufangen, weit über das gesetzliche Maß hinaus“. Das sei oft ganz unbürokratisch am Telefon vonstatten gegangen, er habe dabei sehr von seinen langjährigen Kontakten profitiert. Diese Hilfe wünsche er auch seinem Nachfolger Peter Spitzer. Bescheiden formulierte Hügel zum Schluss: „Ich habe nichts Besonderes, sondern nur meine Arbeit gemacht. Aber: ,I did it my way’“ – er tat es auf seine spezielle Weise. (ow)

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