Dahner Felsenland Hilfe für den gestressten Wald

Der Voranbau, wie hier im Bild zu sehen, ist ein Förderkriterium: Unter dem Schirm des Altbestandes an Fichten wurden hier junge
Der Voranbau, wie hier im Bild zu sehen, ist ein Förderkriterium: Unter dem Schirm des Altbestandes an Fichten wurden hier junge Buchen gesät. Im Schutz der alten Bäume können sie wachsen, um die Fichten irgendwann abzulösen. So wird aus einem Fichten- ein Buchenwald.

Der Wald leidet unter Klimastress. Extreme und lange Trockenperioden setzen den Bäumen zu, lassen das Wasser knapper werden. Stress macht Bäume anfällig für Schädlinge. Die Zielrichtung im Waldbau heißt deshalb nicht erst seit heute: Klimaresilienz. Dafür gibt es nun neue Fördermittel – ein Thema, das aktuell viele Gemeinden im Dahner Felsenland beschäftigt.

Aktuell hat der Bund ein Förderprogramm aufgelegt. Alle Gemeinden im Dahner Felsenland mit kommunalem Wald geben derzeit ihre Anträge ab. Auch Privatwaldbesitzer können davon profitieren, wenn sie mehr als einen Hektar Wald besitzen. Gefördert werden Betriebe, die ihre Wälder nach Kriterien bewirtschaften, die sowohl über den gesetzlichen Standard als auch über bestehende Zertifizierungen hinausgehen. Bis zum Jahr 2026 stehen insgesamt 600 Millionen Euro bereit.

„Dass der Wald wichtig ist als Wasserspeicher, zum Klimaausgleich, zur Temperaturregelung, hat man inzwischen auch auf politischer Ebene verstanden“, sagt die Leiterin des Forstamtes Wasgau, Ulrike Abel, auf Nachfrage der RHEINPFALZ zum neuen Förderprogramm. Etwa 14 Prozent der Fläche des Forstamtes Wasgau sind Gemeinde- oder Privatwald, das entspricht etwa 9000 Hektar.

Wichtig: Geld darf nicht im Haushalt „versickern“

Ralf Weber ist Förster, aber auch Bürgermeister von Rumbach und als solcher Chef des kommunalen Waldes. „Ich denke, es könnte sich um eine Summe von bis zu einer Million handeln, die durch dieses Förderprogramm bis 2026 in die Orte der Verbandsgemeinde und somit in die Wälder fließt“, sagt er. Wichtig ist ihm dabei: Man müsse sich einig sein, dass „das Geld nicht im Haushalt versickern, sondern in konkrete Maßnahmen investiert werden soll, um die Ziele des Programms umzusetzen“. In Rumbach ist man schon seit Jahren dabei, den Wald zukunftsfähig zu machen und ihn im Sinne des Förderprogramms umzubauen.

Mischwald als Ziel

Zwölf Kriterien umfasst das Programm. „Ziel ist letztlich immer ein Mischwald“, sagt Weber. Beispielsweise gibt man im Rumbacher Wald schon lange der Naturverjüngung Vorrang vor der Pflanzung. Das bedeutet, dass die Samen von heimischen Baumarten durch Vögel oder Wind auf natürlichem Weg verteilt werden und anwachsen. „Hierzu haben wir an verschiedenen Stellen beispielsweise eigene Eichelhähertische aufgebaut“, erläutert der Ortschef. Wo früher Fichten standen, liegen nun auf einem etwas erhöhten Brett Eicheln für die Eichelhäher bereit, damit diese dazu beitragen, die Bäume auszusäen.

Ein weiteres Kriterium ist die Verjüngung eines Bestandes durch den sogenannten Voranbau. „Das bedeutet, dass man beispielsweise in einem Fichtenbestand Buchen aussät oder pflanzt. Im Schutz der Fichten können diese wachsen. Wenn die Fichten umfallen, ist schon die nächste Generation Bäume herangewachsen, und zwar als Mischwald“, erklärt Weber, „ das geht natürlich nicht mit allen Baumarten, sondern nur mit solchen, die auch im Schatten wachsen, wie Buche, Hainbuche oder Winterlinde. Aber auch das setzten nicht nur wir schon seit langem um.“

Auch Maßnahmen zur Wasserrückhaltung

Weitere Kriterien sind das BAT-Konzept – der Umgang mit Biotopbäumen, Altbäumen und Totholz – und der Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutzmittel – „letzteres machen wir schon lange nicht mehr“, so Weber. Auch für die Rückegassen gibt es Vorschriften, so mindestens 30 Meter Zwischenraum. Und bei Böden, die leicht verdichten, 40 Meter. Weiterhin sollen Maßnahmen zur Wasserrückhaltung getroffen werden, vorhandene zurückgebaut werden. „Das passiert in unserem Wald beispielsweise durch extra angelegte Senken, in denen sich das Regenwasser sammeln kann, am besten so, dass es direkt in den Bestand geleitet wird“, sagt Weber.

Wer den maximalen Förderbetrag von 100 Euro pro Hektar bekommen möchte, muss gar so weit gehen und fünf Prozent seiner Waldfläche stilllegen. „Das Ziel ist, dass wir die Funktionen des Waldes für die künftigen Generationen erhalten: Erholung, Schutz und Nutzung“, sagt die Forstamtsleiterin Ulrike Abel, wobei der Schutz immer mehr im Vordergrund steht, „aber auch die Nutzung und Holzproduktion ist ein wichtiger Faktor, denn Holz wird einfach gebraucht“.

Fest steht für alle, dass der Wald Unterstützung braucht. „Die Wissenschaft nimmt an, dass Bäume sogar fähig sind, ihre Genetik an Umweltanforderungen anzupassen, das geht aber nicht von heute auf morgen, und da kommt der Mensch als Unterstützer ins Spiel“, sagt Weber.

Das BAT-Konzept

Beim „BAT-Konzept zum Umgang mit Biotopbäumen, Altbäumen und Totholz“ werden beispielsweise Biotopbaumgruppen und kleine Flächen als Waldrefugien aus der Bewirtschaftung genommen. Biotopbäume können Bäume mit Höhlen oder Kronenbrüchen sein, die Lebensraum für verschiedene Arten bieten. Aus diesem Grund soll ihr Bestand gesichert werden. Seit 2011 wird dieses Konzept bereits im Staatswald umgesetzt und wird derzeit auch in den Gemeinderäten, die es noch nicht umsetzten, für die kommunalen Wälder beschlossen. Eine Biotopbaumgruppe umfasst zehn bis fünfzehn Bäume pro drei Hektar Wald. Diese ökologisch wertvollen Refugien werden allerdings tiefer im Bestand ausgewiesen und nicht in direkter Nachbarschaft zu Wanderwegen, um die Verkehrssicherheit nicht zu beeinträchtigen.

Weitere Infos gibt es auch beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.

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