Kreis Südwestpfalz „Gute Arbeit geleistet“ – „Gar nichts gemacht“
Am Sonntag haben die Wiesbacher die Wahl: Schicken sie Amtsinhaber Emil Mayer, der 2009 einen und 2004 keinen Gegenkandidaten hatte, in seine dritte Amtszeit als Bürgermeister, oder bevorzugen sie Rudi Wagner, der mit seiner Kandidatur die Bürger „wachrütteln“ will?
„Viele Dinge, die wir uns vorgenommen haben, haben wir umgesetzt. Wir haben sehr gute Arbeit geleistet für die Gemeinde“, findet Emil Mayer. Seit 2004 ist der 57-Jährige Bürgermeister, und er würde gerne eine dritte Amtszeit anhängen, zumal er die Zusammenarbeit im Rat als harmonisch und produktiv empfindet. Wenn es darum geht, die wichtigsten Projekte seiner bisherigen Amtszeit zu benennen, kommt die Sprache sofort auf den Kindergarten. „Wir haben den Kindergartenumbau für 100 000 Euro geleistet, für den nur Zuschüsse aufgewendet wurden. Die Gemeinde musste keinen Pfennig dafür bezahlen“, sagt er. „Da gehörten Fingerspitzengefühl und Geduld dazu, um das zu erreichen“, betont Mayer. „Ich war die treibende Kraft, habe das gemeinsam mit der Verbandsgemeinde geplant. Wir haben hier ein Schmuckstück stehen, das sich sehen lassen kann“, sagt er stolz. Die Wiesbacher Einrichtung sei einer der wenigen Kindergärten mit steigenden Kinderzahlen. „Zurzeit sind 60 Kinder da, wir können bis zu 82 Kinder aufnehmen“, erzählt Mayer. Über den Kindergartenzweckverband sind neben Wiesbach auch Käshofen und Krähenberg an der Einrichtung beteiligt. „Unser Ziel ist es, den Kindergarten so auszubauen, dass wir für die Zukunft gut aufgestellt sind“, sagt er. Neben dem Kindergarten komme auch der Grundschule eine große Bedeutung für die Gemeinde zu. „Es ist unsere absolute Pflicht, beide Standbeine für Wiesbach aufrecht zu erhalten“, sagt er, „nur so kann Wiesbach für junge Leute eine attraktive Gemeinde sein.“ Von Kindergarten und Schule profitierten auch die Vereine. Der gelernte Schlosser, der mittlerweile bei Thyssen-Krupp-Gerlach in Homburg im Bereich Qualitätswesen tätig ist, weiß das aus eigener Erfahrung. 14 Jahre, bis 2012, stand er dem Sportverein vor. Er ist immer noch oft am Sportplatz anzutreffen - „manchmal mache ich auch Thekendienst“ –, doch seine Freizeit widmet er jetzt überwiegend seiner Familie. „Ich habe eine große Familie, drei Enkelkinder, darunter zwei kleine“, sagt Mayer. Dass Wiesbach in der jüngsten Vergangenheit nicht viele falsche Entscheidungen getroffen haben kann, liest Mayer am kürzlich verabschiedeten, ausgeglichenen Haushalt ab. „Die Gemeinde hat eine gute schwarze Null geschrieben, 4000 Euro Überschuss gemacht. Für Wiesbach ist das spektakulär“, erklärt er. „Die Zusammenarbeit von Gemeinderat und Ortsbürgermeister ist dafür verantwortlich, dass keine unnötigen Kapriolen gemacht wurden, dass wir unser Geld zusammengehalten haben“, bemerkt er. „Wir haben jetzt ganz andere Mittel“, sagt Mayer, „das hat den Vorteil, dass wir die Sanierung der Bauertstraße und der Schulstraße im vorderen Bereich in den nächsten zwei Jahren umsetzen können“. Mayer wird bis zum Wahlsonntag mit den Ratskandidaten der Wählergruppe von Udo Adam-Ringelsbacher im Dorf unterwegs sein. „Der Bürgermeister ist nur so stark wie der Gemeinderat. Wir haben gemeinsame Interessen, deshalb machen wir gemeinsamen Wahlkampf“, sagt er. „Es sind einige neue Bewerber dabei, die wollen wir vorstellen“, bemerkt er. Neu in der Kommunalpolitik ist Rudi Wagner. Der 58-jährige Kfz-Mechanikermeister ist Frührentner, mit seinem Enkel kommt er viel in Wiesbach und der Gemarkung rum, erzählt er. „Da sieht man schon, was abgeht“, merkt er an. Als Bürgermeister kandidiert er, „weil draußen gar nichts gemacht wird, und wenn man einen Ansprechpartner sucht, keiner zuständig ist“. Wagner stört, dass im Bereich der Schule zu schnell gefahren wird. „Wir brauchen einen sicheren Schulweg. Im Ort wird gerast, am schlimmsten sind die Schulbusse“, sagt er. Er möchte, dass der Verkehr im Bereich der Schule beruhigt wird. Zum einen sollte die Einhaltung von Tempo 30 stärker kontrolliert werden, zum anderen sollten Hindernisse Schnellfahrer einbremsen. „Es kann doch nicht sein, dass wir Tempo 30 haben und sich keiner dran hält.“ Ein Dorn im Auge ist Wagner, dass die Bürgersteige „zum Teil nicht ausgebaut sind“. Exemplarisch nennt er den Bereich an der Schule. „Es sind immer Ausreden da, warum nichts gemacht wird. Das kann nicht sein“, bemerkt er. Das Wegenetz der Gemeinde an sich hält er für stark verbesserungswürdig. „Wenn ich mit dem Enkelchen unterwegs bin, kann ich fast nirgends hingehen“, sagt er. Er wünscht sich einen durchgängigen Rundlauf um Wiesbach, ausgebaute Bürgersteige, etwa im Bereich Tal- und Hauptstraße, und ordentliche Feldwege. „Als Fußgänger und Radfahrer kann ich mich auf der Hauptstraße gar nicht bewegen. Ich könnte mir einen Radweg durchs Tal vorstellen, der bis zur Abzweigung nach Rosenkopf geht“, bemerkt Wagner. Besonders am Herzen liegt Wagner die Umwelt. „Was draußen an Schrott und Unrat rumliegt, Stacheldraht, alte Siloplanen, Altreifen, ehemalige Jagdeinrichtungen mit Glas und Plastik, das bleibt alles liegen“, berichtet er von seinen Wanderungen aus der Gemarkung. „Dafür ist keiner zuständig. Da muss doch einer verantwortlich sein“, sagt er. „An jeder Kreuzung, in jeder Kurve im Wald ist ein Müllplatz. Mittlerweile wird sogar Pferdemist in den Wald gefahren“, schimpft Wagner. Er bedauert, dass es kaum Wander- und Spaziermöglichkeiten gibt. „Und wo Windräder stehen, kann ich im Winter wegen der Gefahr des Eiswurfes nicht laufen. Das kann doch nicht sein“, kritisiert er. Ihn ärgert, dass der asphaltierte Wirtschaftsweg im Burgberg als Straße missbraucht wird. „Als ich dort zum Holzmachen war, habe ich 40 Fahrzeuge gezählt“, berichtet er. Wagner würde den Weg für den Durchgangsverkehr dicht machen und auf dem Burgberg Parkplätze anlegen. Dadurch würden Wandermöglichkeiten nach Rosenkopf und Martinshöhe erschlossen. Vorstellbar sei, dass der Bereich an der Burg zum Dorfplatz ausgebaut wird, auf dem die Leute feiern können – „das passiert ja jetzt schon teilweise“. Er fordert ein Umdenken bei der Bewirtschaftung des Gemeindewaldes. „Wenn weiterhin so viel Holz verkauft wird, dann haben wir in vier Jahren kein Brennholz mehr für die Wiesbacher“, sagt er. Wagner wünscht sich, dass die Bürger in die Entscheidungen besser einbezogen werden. Er trete an, um die Leute „wachzurütteln“. „Ich sag’ den Leuten, wie es ist, was mir nicht passt.“ Er hofft, dass er mit seiner Wählergruppe ein bis drei Sitze im neuen Wiesbacher Gemeinderat erringen kann. (daa/Fotos: Archiv Moschel/Moschel)