Rodalben Großes Nachtwächter-Treffen in Rodalben

Nachtwächter vor allem aus Süddeutschland erkundeten am Wochenende in Begleitung der Südwestpfalz Gästeführer Rodalben und die R
Nachtwächter vor allem aus Süddeutschland erkundeten am Wochenende in Begleitung der Südwestpfalz Gästeführer Rodalben und die Region.

Passanten wunderten sich am frühen Samstagabend über zahlreiche Versammelte auf dem Marienplatz in dunklen Gewändern, die Hellebarden bei sich trugen und auch Laternen. Des Rätsels Lösung: Hier startete das Regionaltreffen Süd der Gilde der Nachtwächter, zu dem auf Anregung von Anke Vogel die Südwestpfalz-Gästeführer IG eingeladen hatte.

„Rodalben hat einiges zu bieten, das sollte man auch stolz zeigen“, sagt Anke Vogel. Es mögen fast 50 Nachtwächter gewesen sein, die der Einladung gefolgt waren, die meisten aus Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Zu ihnen gesellten sich ausnahmsweise „Amtskollegen“ aus Bayern, aus Salzburg und Brandenburg.

Stadtbürgermeister Claus Schäfer und seine kleine Blaskapelle hießen die Gäste am sprudelnden Spiegelbrunnen mit dem Volkslied „Am Brunnen vor dem Tore“ willkommen. Schäfer würdigte den Besuch als außergewöhnliche „touristische Veranstaltung“, Verbandsbürgermeister Wolfgang Denzer bekundete seine Wertschätzung, „alte Tradition zu pflegen“. Günter Patzelt, Sprecher der Gruppe aus dem Hohenlohekreis, stellte den „Schultheißen“ als Erinnerungsstück eine Laterne zur Verfügung: zum Energiesparen, wie er sagte.

Laufen auf Stelzen als ärztlicher Ratschlag

Los ging die Abendtour mit einem Abstecher an die Rodalb, wo Philipp Schulz als Gänsehüter urwüchsiges Leben von anno dazumal anschaulich werden ließ. Als Pestdoktor, umgangssprachlich „Schnabeldoktor“, informierte Helge Burkhardt am Geburtshaus des Johann Peter Frank über Stationen im Leben und Wirken des im 18. Jahrhundert weltberühmt gewordenen Arztes aus Rodalben. Dabei hielt sie über seine Wissenschaft hinaus auch bislang wenig Bekanntes parat. Demnach soll der Herr Doktor und Professor das Wandern als Gesundheitsdienst geschätzt und das „Laufen auf Stelzen bis ins hohe Alter“ empfohlen haben. Wer außer ihr weiß denn so etwas?

Karl Kling erstaunte seine Zuhörer mit der Geschichte des alten Pfarrhauses als dem ältesten Haus in der Stadt, das einst in Münchweiler abgebaut, stückweise mit dem Fuhrwerk nach Rodalben verfrachtet und dort wieder aufgebaut worden sein soll. Als ältestes Mauerwerk, „über tausend Jahre alt“, präsentierte er den Turm, auch Wehrturm, der Marienkirche. Für fortschrittliches Denken stehe das Dr.-Lederer-Haus, in dem es dank Pfarrer Stephan Lederer um die Jahrhundertwende des vorigen Jahrhunderts eine Mädchenschule gab.

Anekdoten und Mythen

Unterwegs traf die Gruppe immer wieder einmal auf Erzähler von Anekdoten wie Hiltrud Woll im Park von St. Josef, die begleitend anmutige Melodien auf ihrem Flügelhorn spielte, oder Jonas Vogel auf einem Hinterhof-Balkon. Er schilderte, ebenfalls mit eigener musikalischer Umrahmung und dazu mit Gesang, die mystische Entstehung des Teufelstischs bei Hinterweidenthal.

Im Innenhof des Lederer-Hauses erzählte Vera Ulrich die Sage vom Bruderfelsen, dem Wahrzeichen der Stadt. Die Formation der beiden Sandsäulen (deren größter Teil sich unter der Erde befindet) ähneln sich wie zwei Brüder und beflügelte die Fantasie zu einer Sage. Hier sollen einmal zwei Brüder im unerbittlichen Streit um ein anmutiges Mädchen in ihrer gegenseitigen Gefühlskälte zu Stein erstarrt sein. Das Rodalber Wahrzeichen kann gedeutet werden als Mahnmal für ein friedliches Miteinander.

Die Region erkundet

Auch die auswärtigen Nachtwächter kamen zu Wort und stellten in aller Kürze ein paar Sehenswürdigkeiten ihrer Heimat vor. In Bildern tauchten der Niederrhein und der Frankenwald auf, die „Funkstadt“ Nauen oder Wörth am Rhein. Die Tour, der sich zahlreiche Einheimische angeschlossen hatten, unter ihnen Rodalbens erste Nachtwächterin Idel Matheis, endete an der Statue der „Grünesputschefrau“ auf dem Marienplatz.

Vier Tage blieben die Nachtwächter der Gilde in Rodalben, wobei sie in Begleitung der Südwestpfalz- Gästeführer auf den Luitpoldsturm stiegen und die Burg Fleckenstein besichtigten.

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