KLEINSTEINHAUSEN/DELLFELD Große Vogelzählung vom 6. bis 9. Januar

Ein leckerer Happen für den Eichehäher. Er zeigt seine typische Flügelfärbung am Futterhaus.
Ein leckerer Happen für den Eichehäher. Er zeigt seine typische Flügelfärbung am Futterhaus.

Zum zwölften Mal rufen der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und der bayrische Landesbund für Vogelschutz (LBV) vom 6. bis 9. Januar zur bundesweiten Zählung der Vögel auf. Die Aktion heißt: „Stunde der Wintervögel“.

2021 beteiligten sich über 12.600 Vogelfreunde in Rheinland-Pfalz an diesem Aufruf, doppelt so viele wie 2020. Sie zählten fast 300.000 Wintergäste am Futterhaus, im Garten, rund um den Balkon oder ihrem Schrebergarten, der Obstgartenwiese, einer Parkanlage oder dem angrenzenden Friedhof. Deutschlandweit lag die Teilnehmerzahl bei 236.000 Personen, sie meldeten über 5,6 Millionen Vögel. Der Haussperling belegte 2021 den Spitzenplatz als häufigster Wintergast (Rheinland-Pfalz und bundesweit). Es folgten Kohlmeise und Amsel auf Platz zwei und drei. Beim Haussperling war es in Rheinland-Pfalz eine Zunahme von acht Prozent zu verzeichnen, bei den Meisen ein Rückgang um 30 Prozent.

Vögel aus Skandinavien

Mit großer Spannung beobachten Vogelfreunde ihren Futterplatz, um seltene Wintergäste aus Skandinavien und Osteuropa zu entdecken Dazu gehören die auffallend gefärbten Bergfinken, die beeindruckenden Seidenschwänze, Birken-und Erlenzeisig. Ist das Futterangebot in den Wäldern knapp oder Frost und Schnee erschweren die Futtersuche, dann kommen auch Kleiber, Buntspecht, Kernbeißer, Dompfaff, Diestelfink, Sumpf-, Weiden-, Schwanzmeise, Zaunkönig, Eichelhäher und Grünfink zur Futterstelle. Häufige Gäste sind Stare geworden, da viele wegen der milden Winter nicht mehr nach Süden ziehen.

Diese Mischung an Vogelarten beobachtet Werner Keller aus Dellfeld-Falkenbusch seit Mitte Dezember an seiner Futterstelle. Sein Wohngebäude steht nicht weit vom Waldessaum entfernt. Außerdem ist es ruhig und die scheuen Vögel haben schnell wieder Schutz in den nahen Hecken, Bäumen und dem Gebüsch. Gibt es solchen Schutz nicht, lassen sich nur wenige Vögel am Futterhäuschen blicken. Selbst der nicht mehr benötigte Weihnachtsbaum, beim Futterplatz aufgestellt, bringt den Vögeln Sicherheit, da sie so sofort einen schützenden Zufluchtsort haben.

Schutz- und Hilfsaktionen

Für die zahlreichen Nabu-Mitglieder im Zweibrücker Land ist es eine wichtige Mitmachaktion. „Da lassen sich durch die Zählung schon wichtige Erkenntnisse über den Zustand unserer heimischen Vogelwelt gewinnen“, sagen die Vorsitzende des Nabu im Zweibrücker Land, Miriam Krumbach und das langjährige Vorstandsmitglied Peter Spieler. „Wer sein Wohnumfeld über Jahre hinaus ziemlich genau im Blick hat, kann die wertvollsten Feststellungen liefern“, erläutert Vogelkenner Norbert Fakundiny aus Kleinsteinhausen. „Immerhin unternimmt der Nabu eine detaillierte Auswertung des Meldebogens und sonstiger Angaben (www.stundederwintervoegel.de), sodass Besonderheiten oder nicht vermutete Bestandsausfälle bei einzelnen Arten eine notwendige Ursachenforschung einleiten. Solche Erkenntnisse ermöglichen es, sofort eine Hilfsaktion zu planen, um unserer so bedrohten Natur aus der Krise zu helfen“, findet der aktive Naturschützer Hans Göppel vom Nabu.

Tödliche Gefahren

Ein gut besuchter Winterfutterplatz ist bei Bodenfrost und vor allem bei einer geschlossenen Schneedecke schnell ein Anziehungspunkt für hungrige Beutegreifer und die Hauskatze. Bis zu 200 Millionen Vögel sollen jedes Jahr in Deutschland dem Jagdtrieb der Katzen zum Opfer fallen, berichtet das Institut für Haustierkunde an der Universität in Kiel. Fast zwei Millionen der 14 Millionen in Deutschland lebenden Katzen streunen herrenlos umher. Sie streifen durch Gartenanlagen, Buschreihen und ortsnahe Feldgehölze, wo sie Meisen, Rotkehlchen, Amseln, Finken und weitere Singvögel erbeuten. Vogelschutzreferent Lars Lachmann des Nabu hält die Zahl von 200 Millionen getöteten Singvögel allerdings für zu hoch gegriffen. Er ist sich aber sicher, dass im Siedlungsbereich bis tief in die Randzonen der Bebauung, die Verluste durch die Katzen sehr hoch sind. Bodenbrütenden Arten wie die Goldammer, die Feldlerche und generell Jungvögel sind Opfer der Katzen. Darum sollte man die Katze nicht in den Garten lassen, wenn gerade viele Vögel am Futterhäuschen sind. Eine wirksame Vorsichtsmaßnahme ist es, die Katze nicht gleich am frühen Morgen auf Tour gehen zu lassen, wenn die Vögel besonders aktiv bei der Futtersuche sind.

Zählen und melden

  • Zählen: Eine Stunde soll man die Vögel an einem bestimmten Platz zählen. Es reicht ein guter Beobachtungsplatz hinterm Fenster, dem Balkon, einer Parkbank oder aus der Gartenlaube. Die höchste gleichzeitig zu sehende Zahl der jeweiligen Art sollte weitergemeldet werden.
  • Melden: Internet/App: nabu.de/vogelwelt , nabu.de/onlinemeldung (bis 17. Jaunar), Telefon nur am 8. und 9. Januar 10-18 Uhr unter 0800-1157-115.
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