Clausen Grünes Licht für noch mehr Ökostrom

2012 wurde der Solarpark Clausen eingeweiht. Jetzt soll er erweitert werden.
2012 wurde der Solarpark Clausen eingeweiht. Jetzt soll er erweitert werden.

Aus Clausen kann bald noch mehr grüner Strom kommen. Die Kreisverwaltung Südwestpfalz hat die Erweiterung des Solarparks befürwortet. Damit könnten sich dann theoretisch die Orte Clausen und Donsieders selbst versorgen. Ein weiterer Baustein bei der Entwicklung des ehemaligen Konversionsgeländes.

Wo früher Waffen und Giftgas lagerten, wird bereits seit 2012 grüner Strom aus Sonnenkraft gewonnen. Im Dezember vorigen Jahres kündigte Ortsbürgermeister Harald Wadle an, dass der Betreiber des Solarparks, Andreas Damm, dort erweitern wolle. Mit einer Investition von zwei Millionen Euro sollen nun 15 der 16 noch erhaltenen ehemaligen Militärbunker auf ihren Dächern mit Sonnenenergiespeichern versehen werden. Dadurch sollen nochmals eine Million Kilowattstunden mehr grüner Strom erzeugt werden.

Die Pläne des Investors waren im Dezember in Übereinstimmung mit der Gemeinde bereits „vorab der Kreisverwaltung vorgelegt worden“, wie Bürgermeister Harald Wadle in der Ratssitzung informierte. Allein, es fehlte „das grüne Licht“, die Genehmigung. Und diese liegt nun seit vergangenem Freitag vor. Das Datum in diesem Fall „kein schlechtes Omen“, so Wadle im RHEINPFALZ-Gespräch zufrieden. Um einen zügigen Ausbau bemüht, stehen Gemeinde, Betreiber Solarpark Kaiserslautern und Kreisverwaltung in engem Kontakt.

Wie der Pressesprecher der Kreisverwaltung Südwestpfalz, Thorsten Höh, auf Anfrage informiert, geht es bei der Erweiterung um zwei voneinander unabhängige Teilprojekte: die Bestückung der bisher freien Bunkerdächer mit Solarmodulen und die Bestückung einer kleineren Freifläche mit Solarmodulen. In beiden Fällen habe die Kreisverwaltung entschieden, so Höh, dass die Maßnahmen ohne förmliches Verfahren durchgeführt werden können. Dabei wurde jeweils auf die Beachtung der Festsetzungen des Bebauungsplanes sowie der einschlägigen technischen Bestimmungen hingewiesen. Für die Bunkerdächer wurde eine Regelung der Landesbauordnung sinngemäß angewandt, sagt der Pressesprecher, der zufolge die Solaranlagen auf Dächern genehmigungsfrei gestellt sind. Für die kleinere Freifläche wurde auf ein förmliches Verfahren verzichtet, zumal seit einer Änderung der Landesbauordnung im Dezember 2022 Solaranlagen im Geltungsbereich von B-Plänen künftig unter das Freistellungsverfahren fallen. Bei der kleineren Freifläche will die Pfalzwerke AG hinter dem Eingangsbereich auf Beton eine Testanlage aufstellen.

Die Bunkerbedachung erwarten Betreiber und Gemeinde eine Gesamteinspeisung zwischen 4,2 und 4,4 Millionen Kilowattstunden Grünstrom. Damit wäre es theoretisch möglich, so Harald Wadle, dass sich die Gemeinden Clausen und Donsieders selbst versorgen könnten. Bisher wurden jährlich drei Millionen Kilowattstunden Ökostrom ins Netz eingespeist. Die Besonderheit: die Solarpaneelen sind kein Sondermüll, sondern können am Ende wie Glas entsorgt werden.

Die neue Nutzung des ehemaligen Militärgeländes stieß auch unter anderen Aspekten auf Zustimmung beim Land. Schon bei der Einweihung des Grünstromparks 2012 lobte die damalige rheinland-pfälzische Wirtschafts-und Energieministerin Eveline Lemke die Ressourcenschonung, da die Wegeinfrastruktur des ehemaligen US-Depots nutzbar war. Zudem wurden ein Biotop und eine Schlangenburg dort eingerichtet. Das ehemalige Giftgaslager Clausen stelle einen „herausragenden Konversionserfolg dar“, unterstrich die Ministerin.

Und noch ein positiver Akzent des Solarparks ist zu erwähnen. So dient einer der 16 Bunker als Rückzugsort für die Kamerunschafe, die gleichzeitig als lebende Rasenmäher das 17 Hektar große Gelände frei halten. Ein „Zufluchtsbunker“, der bei Wind und Wetter ausschließlich für die Vierhufer (mit Futterlager) zur Verfügung steht, ist auch Geburtsstätte für die wolligen Schafe. Sie dienen auch als Schutz für Insekten und andere Kleintiere. Keine scharfen Messer häckseln Fliegen, Schmetterlinge und andere Insekten weg. Ein weiterer Beitrag zum Landschafts- und Naturschutz.

Dazu zählen auch der Bau der Zaunanlage mit Schlupflöchern für Kleintiere, womit Tierwelt und Habitats-und Biotopvernetzung gewährleistet sind; Haare von Hasen, Marder- und Füchse wurden gefunden. Ebenso gibt es besondere Biotope für Kriechtiere wie Salamander, Wald- und Zauneidechse, Blindschleiche. Auch wurden Wasserstellen errichtet und Mineralsteine aufgestellt, um den Salzgehalt der Tiere zu sichern.

Ein Relikt aus militärisch genutzter Zeit, der alte Sicherheitsturm, dient Höhlen- und Nischenbrütern als Brutstätte; auch Turmfalken mit Jungtieraufzucht werden immer wieder gesichtet. Für Fledermäuse, wie dem Abendsegler, wurden Brut- und Ruhezonen angelegt, dabei wurden Ein- und Ausflugslöcher an den Toren der Bunkeranlagen geschaffen. Nistkästen und Insektenhotels fanden ebenso ihre Standorte.

Einziger Wermutstropfen ist für die Gemeinde, dass sie nicht selbst der Betreiber des Energieparks ist. Aber das scheiterte an den finanziellen Hürden, großer Skepsis und auch am nicht vorhandenen Willen von Verbandsgemeinde und Kreisverwaltung, eventuell mit einzusteigen. Letztendlich verpachtete die Gemeinde die Fläche an Damm und erhält eine jährliche Pacht. Wadle will wieder mit der Kreisverwaltung über einen Kauf sprechen. Er stellt sich ein „komplettes Konstrukt“ für den Gesamtpark vor, um eine bessere Lösung für die Gemeinde zu finden.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x