Kreis Südwestpfalz Gedenken und erinnern

Am 9. August 1944 wurde Pirmasens von einer alliierten Bomberflotte heimgesucht, die große Teile der Stadt dem Erdboden gleichmachte. Am kommenden Samstag gedenken Pirmasenser Kirchengemeinden und die Stadt dieses Tages mit einer Feier auf dem Schlossplatz. Ergänzend dazu hat das Stadtarchiv im Alten Rathaus eine Sonderausstellung erstellt. 36 Bildtafeln informieren über das heute unvorstellbare Ausmaß der Zerstörung.

„Gedenken, Erinnern, Versöhnt leben“ ist der Titel der Ausstellung, die im Treppenhaus des Alten Rathauses gezeigt wird. Dargestellt wird der Angriff von 1944 durch vier Zeitzeugenberichte. Einer dieser Berichte ist als gescanntes, handschriftliches Original zu sehen. Dieser Bericht inklusive einer Übersetzung wurde aus der Klosterchronik von Maria Rosenberg zur Verfügung gestellt. Ein weiteres besonderes Exponat wird der Bericht über die Alarmierungszeiten vom September 1942 bis März 1945 sein, in dem genau aufgelistet wurde, wann und wegen welcher Angriffe die Bevölkerung in die Keller musste. Aus dem Stadtarchiv kommt eine Vielzahl an Fotos aus dem Jahr 1944. Stadtarchivarin Heike Wittmer konnte sogar Aufnahmen ausfindig machen, die während des Bombardements gemacht wurden, sowie Luftbilder der US-Armee, die das Ausmaß der Zerstörung wenige Tage nach dem ersten Großangriff dokumentieren. Unter anderem sind die zerstörten Kirchen St. Pirmin, Johannes, Luther, St. Anton und die Methodistenkirche zu sehen. Am Ende der kleinen Ausstellung hängt eine sachliche Zusammenfassung der Angriffe 1944 und 1945 sowie eine Planzeichnung, die alle innerstädtischen Bombeneinschläge vom 15. März 1945 aufzeigt. Nach Zweibrücken war Pirmasens die Stadt in Rheinland-Pfalz, die am stärksten von den Angriffen betroffen war. Der Wiederaufbau nach Kriegsende ging schnell voran, allerdings blieben noch lange Zeit einige Plätze städtebaulich ungelöst. Am stärksten betroffen war der untere Schlossplatz, mit dem erst ab 1959 wieder aufgebauten Rathaus, das seit 1945 nur noch aus der Fassade bestand. Anknüpfend an die Gedenkveranstaltung der Kirchen am 9. August werden in der Ausstellung die Namen der Opfer des Luftangriffs auf einem Banner im Treppenhaus veröffentlicht, damit die Besucher im Nachgang zum Gedenkgottesdienst die Namen nochmals lesen können. Die Pirmasenser Kirchengemeinden suchen für die Gedenkfeier am kommenden Samstag noch Vorleser, die mit der Nennung eines Namens während der Feier an die Existenz der 1944 bei einem Bombenangriff getöteten Pirmasenser erinnern. 190 Pirmasenser vom Säugling bis zum Greis kamen beim ersten Angriff ums Leben. Die Johannes-, Luther- und Pirmin-Kirchengemeinden wollen zusammen mit der Stadt Pirmasens den 70. Jahrestag für eine größere Gedenkfeier nutzen. Die Gedenkfeier soll in den drei betroffenen Kirchen beginnen. Von 10.15 Uhr bis 10.30 Uhr läuten die Glocken der drei Kirchen und die Teilnehmer der Gedenkfeier gehen von den Kirchen zum Schlossplatz, wo die Veranstaltung endet. Dabei sollen Vorleser an drei Stationen die Namen von jeweils einem bei dem Angriff getöteten Menschen vorlesen. Die Vorleser müssen keinen familiären oder sonstigen Bezug zu der Person haben. Wer als Vorleser die Feier mitgestalten möchte, kann sich beim evangelischen Dekanat unter 06331/241911 melden. (kka)

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