Höhfröschen Fußballer aus Uganda entwerfen eigenes Trikot bei der Kimmlestiftung
Pirmasens ist Host Town, also Gastgeber für die jungen Kicker. Die lernen, bevor sie am Donnerstag in Mannheim den Zug nach Berlin besteigen, wo am Samstag die Spiele eröffnet werden, in den Betriebstätten die Betriebsstätten der Heinrich-Kimmle-Stiftung im Gewerbepark Höhfröschen kennen.
„Das gibt es bei uns nicht“, sind die jungen Fußballer im Alter von 15 bis 27 Jahren, die mit Handicaps leben und Fußball spielen, beeindruckt. Von den T-Shirts, die hier zum Beispiel bedruckt werden. Amanda Doyle, eine der Mitarbeiterinnen der Kimmle-Stiftung am Standort führt die Delegation aus Afrika durch die Produktion. Cornel Andrew, der aus Kanada kommt, ist Betreuer bei den Special Olympics und kümmert sich um das ugandische Fußballteam während des Aufenthaltes in Deutschland.
Viel zu entdecken in der Kimmle-Betriebsstätte
Pirmasens ist eine von neun Gastgeberstädten in Rheinland-Pfalz, ist Dietmar Thubeauville, Geschäftsführer Special Olympics Rheinland-Pfalz, begeistert vom deutsch-afrikanischen Miteinander. Alle neun so genannte Host Towns und Delegationen will er besuchen, bevor sie nach Berlin weiterreisen. Tags zuvor hat er vier geschafft, war unter anderem in Speyer, wo eine Delegation aus Ruanda zu Gast ist. „Der ehemalige Ministerpräsident Bernhard Vogel war auch da“, erzählt Thubeauville, der am Samstag zur Eröffnung nach Berlin reist. Die wird live ab 20.10 Uhr beim Sender RBB übertragen. 7000 Sportler aus aller Welt kämpfen bis Sonntag, 25. Juni, in Berlin um Medaillen.
Und die Sportler leben den speziellen olympischen Traum, der auch beinhaltet, Land und Leute kennenzulernen. Zum Beispiel die Menschen, die bei der Heinrich-Kimmle-Stiftung arbeiten. Amanda erklärt – englisch spricht sie fließend – die Produktionsprozesse. Wie kommt das Logo auf das T-Shirt? Um den Tisch, auf dem Muster-Logos liegen, versammeln sich die jungen Kicker, die gerade aus dem Trainingslager kommen und in Deutschland viel vom Leben erfahren wollen. Trainieren können sie wieder in Berlin, sagen sie lachend. Sie freuen sich auf das Großereignis, aber hier in den Kimmle-Betriebsstätten, wo sich die Abteilung „Zeichen setzen“ mit Design und Werbedruck befasst, gibt es gerade viel zu entdecken.
Fußballer probieren sich aus
90 Arbeitsplätze gibt es in Höhfröschen momentan für Menschen mit Beeinträchtigung, sagt Marco Dobrani, Vorstand der Heinrich-Kimmle-Stiftung, der feststellt, dass den Fußballern aus Uganda die Arbeit in Höhfröschen auch Spaß machen würde. Teilhabe ermöglichen, also Menschen mit Beeinträchtigung ein alltägliches Leben zu bieten, heißt das Ziel.
Computergesteuert können die zuvor entworfenen Logos erstellt werden. Auf einer speziellen Folie. Dann heißt es zum dünnen Messer greifen, erläutert Doyle eine Tätigkeit der Mitarbeiter. Das Logo wird freigestellt. Das will Mewanda Amjad, Fußballer aus Uganda, ausprobieren. Er greift zum Messer, sucht sich ein Logo aus und legt los. Um den Tisch bildet sich eine Spielertraube. Neugierig wird Mewanda über die Schulter geschaut. „Ein Naturtalent“, lobt Dobrani. Mit ruhiger Hand fährt Mewanda das Logo mit dem Messer ab. Nach getaner Arbeit gibt es Applaus. Ein Eigenes Logo – das ist jetzt bei den Fußballern gefragt. Der nächste setzt sich an den Arbeitstisch, nimmt das Messer und fängt an zu arbeiten.
Neue Trikots für die Mannschaft
Der Zeitplan beginnt langsam aus dem Ruder zu laufen. Dabei gibt es noch viel zu entdecken. Wie die Logos auf das T-Shirt kommen, hat Doyle schon beim Betreten der Halle erklärt. Jetzt wird noch mal gezeigt. Mit Mewandas T-Shirt. Beim Anblick des T-Shirts überkommen nicht nur die Fußballer Zweifel, ob das passt. Obwohl die Kicker aus Afrika keine Riesen und trainiert sind, scheint es sehr klein. Rätselraten, dann ist klar: „Das ist ein Frauen-T-Shirt“. Sehr schmal geschnitten, slim fit. Ein Herren-Shirt wird geholt. T-Shirt ausrichten, Folie auflegen und dann wird gepresst. Auf der Vorderseite des Shirts prangt jetzt das ausgeschnittene Logo.
Gehen? Geht nicht. Jetzt wollen alle ein T-Shirt mit Logo. Während das zweite Exemplar in die Presse kommt, reift eine Idee. Es soll ein Zeichen gesetzt, die Mannschaft soll mit Trikots ausgestattet werden. Für die Süd-Sudanesen, erzählt Thubeauville, wurde ein Ball mit akustischen Signalen für blinde Fußballer besorgt.
Bedruckte Tassen als Erinnerungsstück
Wie soll das Logo aussehen, wird diskutiert, während erläutert wird, wie Fotobücher und Tassen produziert werden. Der Zeitplan hat jetzt keine Chance mehr. Ein Tischkicker in der Halle forderte erst mal zu Kicker-Duellen heraus. Während die Druckmaschine erläutert wird, wird im kleinen Kreis die Logo-Frage geklärt. Special Olympics Uganda soll auf dem Trikot stehen. Und das Special Olympics-Logo wird aufgedruckt werden. Wie das funktioniert, wissen die Fußballer, die nach dem Essen alle noch ein bedrucktes T-Shirt bekommen und eigens gefertigte Tassen mit Bild und Logo, als Erinnerung an die Gastgeberstadt Pirmasens und die Heinrich-Kimmle-Stiftung.
Auch die Trikots werden bestellt. Weil die Mannschaft schon auf dem Weg nach Berlin ist, wenn die unbedruckten Trikots in Höhfröschen ankommen, „werden wir einen Weg finden, um sie nach Berlin zu bringen“, verspricht Dobrani.