Kreis Südwestpfalz Erstmals Sozialdemokrat Chef im Rathaus

Stärkste Fraktion im Stadtrat, ein Genosse als nächster Saarpfalz-Landrat, Zuwächse bei der Europawahl: Mit der Wahl ihres Kandidaten Rüdiger Schneidewind zum neuen Oberbürgermeister machte die Homburger SPD am Pfingstsonntag ihren Triumph bei den Urnengängen 2014 komplett. Am 1. Oktober übernimmt Schneidewind den Chefsessel im Rathaus von Karlheinz Schöner (CDU).

„Dieses Ergebnis beweist eindeutig, dass die Menschen eine seriöse, dauerhafte und verlässliche Politik wollen“, kommentierte der Wahlsieger am Sonntagabend das Resultat der Abstimmung. Damit rechnete er vor allem mit den Homburger Grünen, deren Wahlkampf-Mitstreitern „Allianz der Vernunft“ und nicht zuletzt mit Marc Piazolo ab: Dieser, Mitglied der Grünen, war im ersten Wahlgang unter dem Etikett eines unabhängiger Bewerbers angetreten, um seinerseits Schneidewinds Wahlziele zu durchkreuzen. Als Piazolo am 25. Mai den Gang in die Stichwahl verpasste, überklebte er seine eigenen Wahlplakate mit der offensiven Aufforderung an die Bürger, zu Pfingsten dem CDU-Kandidaten Peter Fuchs ihre Stimme zu geben. Für Grüne, „Allianz“ und Piazolo ist Rüdiger Schneidewind eine Art Symbolfigur jener Projekte der Homburger Kommunalpolitik, mit denen sie nicht einverstanden sind – allen voran die Einkaufszentrums-Pläne auf dem Enklerplatz und das neue Schwimmbad bei Bruchhof. „Schneidewind zu verhindern“, diese Strategie, die die Wählergruppe „Allianz der Vernunft“ nach Aussage ihres Spitzenkandidaten Georg Weisweiler (früher FDP) als oberste Maxime ausgegeben hatte, ist nicht aufgegangen. Stattdessen wird Homburg nun ab 1. Oktober zum ersten Mal in seiner Geschichte von einem Sozialdemokraten regiert: Das Amt des Oberbürgermeisters gibt es in der saarpfälzischen Stadt seit den frühen 1970er Jahren, als im Zuge der Gebietsreform Vororte wie Einöd und Kirrberg eingemeindet wurden. Spätestens seit Reiner Ulmckes Amtsantritt 1977 galt das Homburger OB-Mandat als eine Art Erbhof der CDU. Nach seinem Wahlsieg verspricht Schneidewind, ein „OB für alle“ sein zu wollen, dem es in erster Linie um das Wohl der Stadt gehe. „Doch bis zum 31. September bleibt der jetzige Homburger Oberbürgermeister Karlheinz Schöner im Amt“, betonte Schneidewind im Rathaus im Augenblick seines Sieges: „Der Umgang mit ihm war an mancher Stelle nicht in Ordnung.“ Damit spielte der Beigeordnete unter anderem auf Zeitungsanzeigen der Saar-CDU in den vergangenen Tagen an: Darin bedankte sich die Landes-Parteichefin und Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer öffentlichkeitswirksam bei Mitstreitern für deren „Unterstützung bei der Rettung des Lehrstuhls Zahnmedizin in Homburg“. Gelobt wird in der Anzeige der persönliche Einsatz etwa des CDU-OB-Kandidaten Peter Fuchs und des bisherigen Stadtrats-Fraktionschefs Christian Gläser. Die Verdienste des altersbedingt scheidenden Oberbürgermeisters Karlheinz Schöner fanden in der Kampagne keine Erwähnung. Am Sonntagabend sprach Wahlsieger Schneidewind von „schwierigen Aufgaben, die vor uns liegen“. Diese wolle er gemeinsam mit Bürgermeister Klaus Roth (CDU) als erfahrenem OB-Stellvertreter „und mit einem breiten Konsens im Stadtrat“ angehen, in dem die SPD erstmals zwei Mandate mehr als die CDU einnimmt. Peter Fuchs blieb am Sonntagabend nur die Gratulation an die Adresse des künftigen Rathauschefs Rüdiger Schneidewind: „Natürlich bin ich angetreten, um zu siegen. Trotzdem glaube ich, dass wir ein respektables Ergebnis für die CDU erreicht haben.“ Der Jahresurlaub, den sich Fuchs für seinen Wahlkampf genommen hatte, ist nun zu Ende. Am heutigen Dienstag tritt er wieder seinen Dienst im Bexbacher Saarpfalz-Park als Leiter der Bundespolizei im Saarland an. Ob er der Homburger Kommunalpolitik erhalten bleibt? „Das muss ich mir in den nächsten Wochen erst noch überlegen. Ich habe noch keine kommunalpolitischen Pläne für die Zukunft gefasst“, bekannte Fuchs am Sonntag. Angefressen über das „raulichste Kommunalwahl-Ergebnis der CDU“ knurrte Bürgermeister Klaus Roth am Sonntag im Forum seinen Unmut heraus: Er war im Januar bei einer CDU-internen Abstimmung um die OB-Kandidatur an Fuchs gescheitert. Dieses Auswahlverfahren – und die jüngsten Wahlniederlagen – werden parteiintern nun maßgeblich mit der Person des Homburger CDU-Vorsitzenden Christian Gläser verknüpft. „Es hätte Marc Piazolo in den vergangenen Tagen gut angestanden, sich mit seiner Wahlempfehlung zurückzuhalten“, befand gegenüber der RHEINPFALZ Theophil Gallo (SPD) aus Bexbach, der vor zwei Wochen im Saarpfalz-Kreis zum künftigen Landrat gewählt wurde. Viele Bürger, die im ersten OB-Wahlgang Piazolo ihre Stimme gaben, hätten ihm, Gallo, ihre „tiefe Enttäuschung“ ob Piazolos späterer Wahlempfehlung für den CDU-Mann Peter Fuchs ausgedrückt. Im Gegenteil: Piazolos Kampagne habe eine „jetzt erst recht“-Stimmung pro Schneidewind befeuert. Die frühere SPD-Bundesgeschäftsführerin Astrid Klug zeigte sich zu Pfingsten „froh darüber, dass der faire Wahlkampf sich durchgesetzt hat“. Auffällig ist der klare Vorsprung, den der Sozialdemokrat Schneidewind am Sonntag in der CDU-Hochburg Kirrberg eingefahren hat: Dort ist immer noch eine Missstimmung spürbar, seit die Homburger CDU vor der Kommunalwahl dem früheren Kirrberger Ortsvorsteher Stefan Mörsdorf nur einen für ihn unbefriedigenden nachrangigen Listenplatz für den Stadtrat zuerkennen wollte. Die Stichwahl am Sonntag zwischen dem seit 15 Jahren amtierenden Beigeordneten und dem CDU-Kandidaten Peter Fuchs ist nötig geworden, weil beim ersten Wahlgang am 25. Mai keiner der damals noch vier Bewerber eine absolute Mehrheit errungen hatte. Mit 42,6 Prozent qualifizierte sich Schneidewind damals gegen Fuchs (31,8 Prozent) für das Stechen an Pfingsten.

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