Kreis Südwestpfalz Der Erfinder des 48-Stunden-Tages

Münchweiler. „Wirtschaftswissenschaftler“ steht als Berufsangabe in den Personalunterlagen von Erich Dauenhauer, „Wirtschaftspädagoge“ fügt er als spezialisierendes Merkmal hinzu. Gestern wurde der nimmermüde Professor 80 Jahre alt.

Erich Dauenhauer wurde am 9. März 1935 in Münchweiler an der Rodalb geboren, wo er auch wohnt. Zu seinem 80. Geburtstag wird er heute von der Uni Landau, an der er über lange Jahre den Lehrstuhl für Wirtschafts- und Arbeitslehre innehatte, mit einer Akademischen Feierstunde geehrt. Nach dem Besuch des Aufbaugymnasiums in Speyer begann er das Studium der Wirtschaftswissenschaften und der Wirtschaftspädagogik in München, schloss ein Promotionsstudium an der Universität Erlangen/Nürnberg an und beendete dieses mit der Promotion zum Dr. rer. pol. 1964. Im Jahr danach heiratete er die Pirmasenserin Bärbel Forster, die als sein „beflügelndes Alter Ego“ seine Arbeit begleitet. Dauenhauer war dann an das Studienseminar für berufsbildende Schulen in Speyer abgeordnet, ehe er 1971 als Professor an der damaligen Erziehungswissenschaftlichen Hochschule in Landau Einzug hielt, die ihn, mittlerweile als Universität, mit der Emeritierung 2003 in den Status eines „entpflichteten, also nicht pensionierten Universitätslehrers“ überführte. Bis heute hält Dauenhauer Veranstaltungen im Studium generale ab. In einem „werkbiografischen Rückblick“, den er zu seinem Geburtstag unter der Überschrift „Achtzig Jahre dahin“ vorgelegt hat, lässt er durchblicken, dass ihm der Vorgang der Emeritierung als willkürlich erschien, „da Gesundheit und Arbeitsfreude weiter hinreichten“ und er sich „so frisch und arbeitsfähig (fühlte) wie in besten Jahren“, und damit beharrt er darauf, dass er Mitglied der Universität geblieben ist. Wirtschaft verständlich zu machen, ist Ziel seiner Arbeit gewesen und geblieben. Nicht ohne Stolz verweist Dauenhauer auf die Hunderte von Lehrern, die er ausgebildet hat, darunter fünf Professoren, von denen einer inzwischen Vize-Rektor an der Universität im russischen Tomsk ist, und dieser wird auch sein Laudator bei der heutigen Feierstunde sein. Dauenhauer hat nach seiner Emeritierung begonnen, in jedem Sommersemester ökonomiebezogene Veranstaltungen im Studium generale anzubieten, „weit jenseits des Fachlichen und der Wirtschaftskategorie“, und schon lange schaltet er sich über das Arbeitsfeld des Wissenschaftlers hinaus als Literat, als „Bürger“, „Lebens-Erfahrener“, Metaphysiker und „als skeptischer Achtzigjähriger“ in die aktuellen Diskussionen ein. Kernfeld seiner zeitkritischen Betrachtungen ist sein „Walthari-Projekt“ mit über tausend Artikeln, die in der von ihm herausgegebenen Literaturzeitschrift dieses Namens seit 1984 erschienen sind und sich allesamt um Dauenhauers Schaffensschwerpunkte drehen, neben der Wissenschaft um Literatur, Lebensphilosophie, Öffentlichkeitsarbeit und „Arbeit am Mythos“. Der Heimatbezug des Walthari-Epos hat damals die Namenswahl bestimmt. Erschienen sind auch mehrere Romane, Gedichte und „kleine Prosa“ sowie „poetische Prosa- und Sprechstücke“. Verwundern kann bei alldem nicht, dass Dauenhauer schon als Entdecker des 48-Stunden-Tages beschrieben wurde. Unermüdlich und besessen schürft er nach Hintergründen der Zeiterscheinungen. Ein Bericht hat ihn „im Aufbruch zu neuen Forschungsfeldern“ gesehen, als er die Doppelfunktion in der Verbindung von Abitur und praktischem Beruf anregte oder mit dem Berufsbild des „Fachfertigers“ eine Möglichkeit vorschlug, die Rate der Ungelernten soweit wie möglich zu senken. Dass man Dauenhauer kaum werde voll erfassen können, hat ein früherer Gratulant bereits haarscharf erkannt. Und dies bleibt gültig, zumal der Jubilar selbst das Empfinden hat, dass die große Lebensspanne seiner achtzig Jahre sich „nicht mit seinem subjektiven Altersgefühl“ deckt.

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