Horbach Beim Sturm aufs Rathaus müssen die Narren aufpassen

Marcel Schäfer und Knev Merkel nahmen von Bürgermeister Walfried Schäfer die leere Gemeindekasse und den Schlüssel für das renov
Marcel Schäfer und Knev Merkel nahmen von Bürgermeister Walfried Schäfer die leere Gemeindekasse und den Schlüssel für das renovierungsbedürftige Rathaus in Horbach in Empfang.

Sein Plan, um das Rathaus zu verteidigen, bekannte Horbachs Bürgermeister Walfried Schäfer, sei gescheitert. So blieb ihm gar nichts anderes übrig, als den Narren am Samstag das Rathaus zu überlassen.

Geplant hatte Schäfer, die Prinzessin des Horbacher Karnevalverein zu entführen, damit die Narrenschar kopflos werde und unverrichteter Dinge von dannen ziehe beim Rathaussturm. Doch die Horbacher Karnevalisten haben in der Session 2022/23 keine Prinzessin.

Am Samstag, einen Tag nach dem offiziellen Start der Karnevalssession, stürmte die Narrenschar das Rathaus. So schwer fiel es Walfried Schäfer anschließend gar nicht, Schlüssel und Gemeindekasse an die Obernarren Kevin „Knev“ Merkel und Marcel Schäfer auszuhändigen. „Zunächst die Schatulle“, überreichte Walfried Schäfer die Kasse. Die war – im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als Horbach einen ausgeglichenen Haushalt hatte – mal wieder gähnend leer. Das Rathaus, an das Bürgerhaus und Mehrzweckhalle anschließen, ist bekanntermaßen in einem renovierungsbedürftigen Zustand. „Nicht so heftig“, wurde deshalb schon mal vorsorglich gescherzt beim Stürmen der Gemeindeimmobilie, schließlich soll das Gebäude während der närrischen Regentschaft nicht einstürzen. Eine Millionen teure Sanierung des Gebäudekomplexes plant die Gemeinde. Und Merkel bekannte, dass das mit der leeren Kasse nicht so schlimm sei, wenn es dafür in absehbarer Zeit eine runderneuerte Halle gibt.

Prinzessin wird an anderer Stelle gebraucht

Was die Narren während ihrer Herrschaft planen, ist klar: Nach zwei Coronajahren mal wieder eine normale Karnevalszeit mit Prunksitzung, Rosenmontagsumzug und Kinderfastnacht. Beim ein oder anderen Termin wird, wie beim Rathaussturm auch, Ex-Prinzessin Nadja I. dabei sein. Im vergangenen November gekrönt, durfte sie damals nach dem Rathaussturm noch den Prinzessinnenball erleben, dann war Schluss mit lustig. Corona verhinderte weitere adelige Termine. Die Prinzessin hätte noch ein Jahr weiterregieren dürfen. Kann sie nicht. Berufsbedingt. Was macht eine Prinzessin, wenn sie den Adelsstand verlassen hat? „Im Krankenhaus arbeiten“, verriet Nadja Hinkel, dass sie nun an anderer Stelle oft dringend gebraucht wird und sich Beruf und Prinzessinnenleben nur schwer unter einen Hut bringen lassen. Die Prinzessin mit dem Pferd reitet nun wieder als Bürgerliche in manchen Sonnenuntergang.

So war es an Knev Merkel, die wichtigsten Grundsätze für das Leben in Horbach während der närrischen Regentschaft zu verkünden: Unter anderem gilt es, sich zu vermoddeln, zu verkleiden, fröhlich und lustig zu sein. Darauf wurde feucht-fröhlich angestoßen. Mit Sekt. „Die letzten Vorräte“, sagte der seines Amtes enthobene Bürgermeister Schäfer. Ob es Nachschub geben wird, ist angesichts leerer Kassen und steigender Preise eine spannende Frage. Auf die steigenden Preise stimmen die Horbacher Narren ihre Untertanen in dieser Session sichtbar ein: Sie verleihen in diesem Jahr närrischen Freunden den Inflationsorden. Noch nicht gestiegen waren beim Rathaussturm die Preise für närrische Grüße: drei Mal Holau – so heißt der Horbacher Narrengruß – reichte noch, um lautstark anzuzeigen, wer jetzt in Horbach regiert.

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