Dahn Bürger gefragt: Hochwasserschutzkonzept für Dahner Land wird konkret

 Mit einer Katastrophe wie im Ahrtal 2021 wird im Dahner Land eher nicht gerechnet. Die Topografie ist anders.
Mit einer Katastrophe wie im Ahrtal 2021 wird im Dahner Land eher nicht gerechnet. Die Topografie ist anders.

Starkregen und Hochwasser – das wird es nach Meinung von Experten immer häufiger geben. Und es wird nicht nur Anrainer von Flüssen treffen. Deshalb ist auch im Dahner Felsenland ein Hochwasserschutzkonzept in Arbeit, das nun mit der Bürgerbeteiligung in eine entscheidende Phase geht. Am Dienstag geht es los in Bobenthal.

Die Flutkatastrophe im Ahrtal haben viele noch vor Augen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil etliche Helfer aus der Südwestpfalz die Zerstörungen mit eigenen Augen gesehen und beim Aufräumen mitangepackt haben. Dass Wasser auch das Dahner Felsenland mit einer derartigen Wucht treffen könnte, scheint eher unwahrscheinlich angesichts der anderen topographischen Lage. Dennoch: Auch im Dahner Land gibt es die kleinen Flüsse Wieslauter und Sauer, gibt es Berge und Täler. Man habe nicht die kritische Infrastruktur wie im Ahrtal, stellt Verbandsbürgermeister Michael Zwick fest, aber durchaus Erfahrungen mit Überschwemmungen.

Extremes Unwetter im Juli 2018 gibt Anstoß

Was er vor allem meint, ist der 15. Juli 2018. An diesem Tag hat ein Unwetter mit ungewöhnlichem Starkregen und Hagel Rumbach, Bruchweiler-Bärenbach und Bundenthal unter Wasser gesetzt. 131 Helfer waren damals im Einsatz. Es war ein prägendes Ereignis und Anstoß für ein verbandsgemeindeweites Hochwasserschutz-Konzept, in das Hinterweidenthal mit Blick auf die Wieslauter einbezogen wurde. Unterstützt wird das – pandemiebedingt etwas verzögerte – Vorhaben durch ein aktuelles „Vorsorge-Paket“ vom Land, das auch die Konzept-Kosten in Höhe von etwa 91.000 Euro zu 90 Prozent fördert, danach zudem einzelne konkrete Maßnahmen mittragen kann.

„Hochwasser kann jeden treffen“

„Hochwasser kann überall auftreten und jeden treffen“ – das unterstreicht Steffen Daugs vom Dahner Ingenieurbüro Dilger, das mit der Konzepterstellung beauftragt worden war, bei der Vorstellung des Projektes vor Vertretern der Kommunen. An Flüssen gibt es aus seiner Sicht zwar ein generelles Risiko. Doch gerade entlang der Wieslauter zwischen Hinterweidenthal und Germanshof sei dieses im Speziellen geringer. Der Grund sind die Wehre, die – auch mit Landesförderung – an der Wieslauter wieder instandgesetzt wurden. Diese bieten einen relativ großen Schutz bei großen Niederschlagsereignissen, wie der Ingenieur feststellt. Etwa deswegen, weil die Fließgeschwindigkeit damit verändert wird. Weiter weg liegende Orte hätten hingegen eher Probleme. Busenberg zum Beispiel durch seine Trichterlage am Berg oder Nothweiler durch umliegende Hangbereiche. Gefahrenpotenzial gebe es vor allem dort, wo Wassermassen – etwa infolge von Starkregen – nicht abfließen könnten.

Dieses Ergebnis hat eine erste Begehung aller Orte gebracht, der nun die Betrachtung örtlicher Gefährdungslagen und die Erarbeitung konkreter Schutzmaßnahmen (außerhalb des Kanalnetzes) folgen sollen. Und daran sollen die Bürger – neben Feuerwehr, Forst, Landwirtschaft – aktiv mitarbeiten. Dazu wird in jedem Ort zu einer öffentlichen Veranstaltung eingeladen, wo Einwohner Erfahrungen und Vorschläge einbringen können. Den Anfang macht am Dienstag (19 Uhr) Bobenthal. Wie wichtig die aktive Beteiligung der Bürger ist, weiß Steffen Daugs aus Erfahrung: Wenn eine Kommune zum Beispiel Mulden angelegt habe zum Hochwasserschutz, diese dann aber von Bürgern als Grünschnittdeponie begriffen würden, nütze die Vorsorge nichts.

Bürger werden zweimal beteiligt

Bis zu den Sommerferien soll möglichst in jedem Ort eine Veranstaltung stattfinden. Auf dieser Basis erstellt das Ingenieurbüro einen Konzeptentwurf, der in einer zweiten Bürgerbeteiligung nochmals diskutiert wird, bevor der finale Entwurf dem begleitenden Kompetenzzentrum für Hochwasservorsorge und -risikomanagement (KHH) des Landes zur Prüfung vorgelegt wird.

Dass die Bürgerbeteiligung ein zentrales Element ist, betont auch Frank Stappenbeck, KHH-Ansprechpartner bei der Regionalstelle Neustadt. Vorsorge sei nicht nur Aufgabe von Staat und Kommunen, sondern auch von Privaten, wozu ebenfalls das Gesetz verpflichte. Zum eigenen Schutz. Denn Starkregen trete häufiger auf, viele wasseraufnehmende Flächen seien aber verloren gegangen. Vorsorge zu treffen, sei eine Gemeinschaftsaufgabe – „da sind alle gefragt“.

Das Unwetter im Juli 2018 – hier Hagel in Rumbach – hat allerdings gezeigt, dass auch in der Südwestpfalz Gefahren drohen.
Das Unwetter im Juli 2018 – hier Hagel in Rumbach – hat allerdings gezeigt, dass auch in der Südwestpfalz Gefahren drohen.
Ein Ausschnitt aus einer Gefährdungsanalyse, wo etwa die Abflüsse bei Starkregen dargestellt sind.
Ein Ausschnitt aus einer Gefährdungsanalyse, wo etwa die Abflüsse bei Starkregen dargestellt sind.
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