Bobenthal Bürger erarbeiten Vorschläge zur Dorfentwicklung

Um Bobenthal weiter voranzubringen, engagieren sich etliche Bürger bei der Dorfmoderation.
Um Bobenthal weiter voranzubringen, engagieren sich etliche Bürger bei der Dorfmoderation.

Wohnraum für junge Familien und Senioren, neue Freizeitangebote, Verbesserungen bei Rad- und Wanderwegen, nachhaltiger Schutz der Landschaft: Dies sind einige der Themen, die Bobenthal bewegen. 60 Vorschläge haben Bürger erarbeitet.

Im Dezember 2020 war die Gemeinde in die Dorfmoderation gestartet. Durch Corona-Einschränkungen hat sich der Start jedoch verzögert und musste mit einer Fragebogenaktion im Dorf beginnen. Die Auftaktveranstaltung mit den Bürgern erfolgte im September letzten Jahres, der sich dann Workshops in den Arbeitsgruppen anschlossen. In der Abschlussveranstaltung am Freitag wurden nun deren Ergebnisse präsentiert. Julia Kaiser vom Planungsbüro „stadtgespräch“ stellte die bearbeiteten Themen der Workshops vor. 50 Bürger haben sich demnach in den Gruppen engagiert, pro Bürgerwerkstatt nahmen 30 Bürger teil, welche insgesamt 60 Ideen und Vorschläge erarbeitet haben. Ein Punktesystem ergab daraus dann die Prioritäten.

„Alte Schule“ als Wohn- oder Büroraum nutzen

Beim Thema „Bauen, Wohnen und Leben“ stand erwartungsgemäß die Modernisierung der Gemeindehalle mit 31 Punkten an vorderster Stelle. Hier wurden Verbesserungen des Innenraumes, der Küche und der Sanitäranlage gewünscht. Es wurde aber auch die Frage aufgeworfen, ob in diesem Zusammenhang das alte Schulhaus in der Hauptstraße als kommunale Einrichtung noch notwendig sei und man stattdessen nicht besser die Gemeindehalle erweitern sollte. Die Installation einer klimaneutralen Heizung in der Halle, Verbesserung der Brandschutzmaßnahmen, häufigere Nutzung für Veranstaltungen oder ein Jugendtreff waren weitere Anregungen.

Mit 35 Punkten einen noch höheren Bedarf sehen Bürger bei der Entsiegelung und dem Schutz der Landschaft, beispielsweise durch Reaktivierung alter Streuobstwiesen, Anlegen von Blumenwiesen, Offenhaltung der Grünflächen oder Offenlegung des Bachlaufs in der Mühlstraße. Sollte man nicht die „alte Schule“ an einen Investor verkaufen und es zu Wohnraum für Senioren/junge Familien nutzen, durch die Gemeinde vermieten oder Büroräume schaffen, war ebenfalls Thema; dafür sprachen sich 19 Bürger aus.

Spielplatz sollte erneuert werden

Den Spielplatz würden Bürger gerne verbessern durch Sitzgelegenheiten, neue Spielgeräte wie Kletternetz, Sandkasten, Nestschaukel oder Tischtennisplatte, die Integration eines Bouleplatzes und einen Pavillon-Treff. Bei den Maßnahmen zur Innenentwicklung wünschten sich 14 Personen die Schaffung eines kleinen Neubaugebiets für Einheimische und junge Familien. Bei der Energieversorgung wurde die Installation von Photovoltaikanlagen auf öffentlichen (Gemeindehalle) und privaten Dächern sowie auf großflächigen Freiflächen angeregt.

Tempo-30-Zone und eigene Radwegführung

Beim Thema „Verkehr & Versorgung„ stehen Verkehrsberuhigungsmaßnahmen ganz oben, wie Einführung einer Tempo-30-Zone in der Hauptstraße und den Seitenstraßen und Kontrolle durch Geschwindigkeitsanzeigen. Der Radweg, welcher auf der Hauptstraße durchs Dorf führt, sollte auf anderem Weg durch den Ort geführt werden. Alternative: Markierung eines Fahrradschutzstreifens auf der Hauptstraße. Weiter wurde der Lückenschluss des Radweges zwischen Bobenthal und Nothweiler über die Erzgrube gefordert. Einrichtung von freiem Wlan und eines Wlan-Hotspots, beispielsweise an der Bushaltestelle oder an der Gemeindehalle, sind weitere Forderungen.

Neue Veranstaltungen planen

„Kultur, Freizeit & Tourismus“ haben im Felsenland hohen Stellenwert. Mit 34 Punkten hätten die Bobenthaler gerne eine Reaktivierung und Verbesserung des Sportgeländes: Schaffung eines Zeltplatzes, eines Wohnmobilstellplatzes und die Errichtung einer Grillhütte. Kulturell wünscht man sich die Organisation neuer Veranstaltungen, wie etwa Theaterveranstaltungen, Festivals oder Konzerte auf dem Sportgelände, Sommerfeste, Bilderabende, Künstlerkurse/Ausstellungen, oder ganz interessant ein jährliches Europadenkmal-Fest.

Bei den Wanderwegen sieht man Verbesserungsbedarf bei der Beschilderung, Pflege der Rad- und Wanderwege, Aufstellen von mehr Sitzgelegenheiten, aber auch größeres Wanderangebot beispielsweise durch kürzere Wanderrouten. Angestoßen wurde die Schaffung eines Projektes „Offenes Gartentürchen“ mit Öffnung privater Gärten sowie Einrichtung von Gemeinschaftsgärten „In den Gärten“ als Bürgertreffpunkt.

Digitale Dorf-Plattform

Beim „Sozialen Miteinander“ ist eine Verbesserung der Kommunikation in der Gemeinde erwünscht durch analoge und digitale Medien, einer gemeinsamen Plattform wie zum Beispiel einer Dorfapp oder WhatsApp-Gruppe. Aber auch eine stärkere Integration der Neubürger (Willkommenskomitées) und direkte Ansprache: Thema war ebenfalls die Gründung eines Bürgervereins zur Stärkung des Ehrenamtes. Auch die interkommunalen Kooperationen könnten durch grenzüberschreitende Aktionen intensiviert werden.

Das Thema „Kinder/Jugendliche“ wurde per Fragebogenaktion bearbeitet. Angeregt wurden hier die Schaffung eines Jugendtreffs, bessere Versorgungsmöglichkeiten durch einen Dorfladen, ein Ausbau der Busverbindungen in die Nachbargemeinden und Erhöhung der Taktung, die Verbesserung der Freizeitangebote etwa durch Skateranlage.

Grünes Licht eventuell im nächsten Sommer

Der Moderationsbericht wird nun fertig gestellt, das Dorferneuerungskonzept auf Basis der Ergebnisse der Dorfmoderation erstellt. Es werde dann eine Kostenschätzung der Maßnahmen erarbeitet, so Julia Kaiser. Diese werde wahrscheinlich Ende des Jahres fertig sein. Mit einer Bewilligung sei vielleicht im Sommer nächsten Jahres zu rechnen. Ortsbürgermeister Markus Keller bedankte sich bei den Bürgern und dem Planungsbüro für die bisherige Mitarbeit. Wenn das Konzept steht, soll es den Bürgern in einer Versammlung vorgestellt werden.

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