Dahn Bürger wieder gefragt: Konzept für Hochwasserschutz ist erarbeitet

So schlimm wie im Ahrtal, hier eine Aufnahme vom Juli 2021 aus Altenahr, dürfte es nach Expertenmeinung im Dahner Land nicht kom
So schlimm wie im Ahrtal, hier eine Aufnahme vom Juli 2021 aus Altenahr, dürfte es nach Expertenmeinung im Dahner Land nicht kommen. Vorsorge muss dennoch getroffen werden.

Starkregen ist im Dahner Felsenland Risikofaktor Nummer eins für Hochwasser. Darauf sollten sich in den Augen der Fachleute Gemeinden, Bürger und Forst vorbereiten. Wo welche Maßnahme sinnvoll ist, wurde nun für das neue Hochwasserschutz-Konzept zusammengetragen. Jetzt sind die Bürger wieder gefragt.

Welche Schäden Starkregen anrichten kann, wissen spätestens seit Juli 2018 die Bewohner von Rumbach, Bruchweiler-Bärenbach und Bundenthal. Damals hat ein ungewöhnlicher Starkregen die Orte unter Wasser gesetzt. Das war Anstoß dafür, ein verbandsgemeindeweites Hochwasserschutzkonzept anzugehen. Im Mai vorigen Jahres wurde es auf den Weg gebracht. Die Kosten für die Erstellung des Konzeptes, etwa 91.000 Euro, fördert das Land zu 90 Prozent; auch konkrete Maßnahmen kann es mittragen. Beteiligt daran werden die Bürger in den 15 Ortsgemeinden, weil sie wertvolle Anregungen geben können, aber auch für die Eigenvorsorge sensibilisiert werden sollen. Die erste Beteiligungsrunde in allen Orten ist abgeschlossen, das gesammelte Wissen plus Vorsorge-Maßnahmen sind verarbeitet worden in einem vorläufigen Konzept, das demnächst in allen Gemeinden vorgestellt wird.

Starkregen als größtes Problem

Was vermutet worden war, hat sich für Steffen Daugs vom Ingenieurbüro Dilger, das mit dem Konzept beauftragt wurde, bestätigt: Fließende Gewässer im Dahner Land bergen kein erhöhtes Gefahrenpotenzial für Hochwasser, stellte er beim Treffen mit Vertretern von Verbandsgemeinde, Ortsgemeinden, Forst und Land am Montag fest. Denn es gebe dort genügend Retensionsflächen, also unbebaute Flächen, die bei Hochwasser überschwemmt werden können. Positiv wirke sich auch der Ausbau der Wehranlagen aus. Probleme bereite vor allem der Starkregen. Gerade für Orte in Tallagen sei es wichtig, die Abflüsse aus dem Außengebiet zu verteilen, zu bremsen und umzulenken.

Grundsätzlich sei es wichtig, betonte er, so viel wie möglich schon außerhalb des Ortes vorzubeugen, denn innerörtliche Maßnahmen – etwa die Absenkung von Gehwegen – kämen oft sehr teuer. Hier hätten sie bei Begehungen schon gute Beispiele gefunden, stellte er fest. Einiges, unterstrich Verbandsbürgermeister Michael Zwick fest, sei auch nach dem Hochwasser 2018 getan worden – mit einfachen Mitteln. Sowohl vor Ortschaften als auch im Wald durch den Forst wurden beispielsweise Querschläge im Boden angebracht, um das Wasser breiter zu verteilen. Dazu seien Mulden angelegt worden, wo sich Grobstoffe sammeln können.

Positiver Nebeneffekt für den Wald

Eine breite Verteilung des Wassers im Außenbereich hat einen weiteren positiven Nebeneffekt, wie Frank Stappenbeck vom Kompetenzzentrum für Hochwasservorsorge und -risikomanagement (KHH) des Landes ergänzte: Wasser werde angesichts zunehmender Dürrephasen besser verteilt im trockenen Wald. Das „A und O“ sei es ja für den Forst, bestätigt die Dahner Forstamtsleiterin Ulrike Abel, den Wald zu erhalten, auch als Erosionsschutz und Wasserfilter.

Anders als im Ahrtal sind nach Einschätzung der Fachleute die Täler im Dahner Land nicht so eng und daher nicht so stark gefährdet wie die von der Flut hart getroffenen Orte im Norden des Landes. Vorbeugen müssen Gemeinden und Bürger dennoch, wie Steffen Daugs betonte. Dazu gehört es unter anderem, Durchlässe der Nebengewässer, Ablaufgräben, Rohrbrücken und dergleichen frei zu halten. Denn zugewachsene und verbaute Rohre, Gräben oder Durchlässe könnten zur Gefahr werden, weil das Wasser sich dort staut. Negative Beispiele dafür haben die Fachleute bei ihrer Begehung ebenfalls gesammelt. Solche Stellen müssten immer wieder kontrolliert werden, gerade mit Blick auf kritische Infrastruktur, ergänzte Stappenbeck. Alarm- und Einsatzpläne sollten daher erstellt und auch gepflegt werden.

Appell: Nicht das ganze Totholz wegräumen

Steffen Daugs appellierte aber auch an Gemeinden und Bürger, Tallagen nicht vorsorglich von allem Totholz zu räumen. Ziel sei es nicht, ein sauberes Gewässer zu bekommen, sondern ausreichend Retensionsflächen. Dem hielt der Rumbacher Ortsbürgermeister Ralf Weber entgegen, dass Treibgut beim Hochwasser im Bereich Rumbach-Falkenmühle durchaus zu einer Gefährdung geführt habe. Die Lage müsse, bestätigte Daugs, im Einzelfall geprüft und Maßnahmen beraten werden. Aber nicht jeder Baum, der quer im Wasser liege, stelle auch gleich eine Gefahr dar.

Das Konzept soll ab Februar in den einzelnen Orten den Bürgern vorgestellt werden. Die endgültige Fassung soll dann im Herbst im Verbandsgemeinderat beschlossen und dem Kompetenzzentrum des Landes vorgelegt werden.

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