Südwestpfalz Au statt Helau: Fasnachter sagen ihre Saalveranstaltungen ab

Nur bei einer einzigen Gelegenheit konnten sich fast alle frisch gekrönten Tollitäten der ganzen Westpfalz treffen. Der Bezirk d
Nur bei einer einzigen Gelegenheit konnten sich fast alle frisch gekrönten Tollitäten der ganzen Westpfalz treffen. Der Bezirk der Karnevalvereine hatte einen eigenen »Ball der Prinzessinnen« organisiert, nachdem die traditionelle Wefa (Westricher Fasnacht) abgesagt wurde.

Vom fröhlichen „Helau“ wird am Ende wohl nur ein tieftrauriges „Au“ übrig bleiben: Schon in der zweiten Kampagne vergällt das Coronavirus den Fasnachtern die Freude an ihrem Brauchtum und macht alle Planungen zunichte. Sämtliche Karnevalsvereine im Landkreis haben wegen der Pandemie ihre Prunksitzungen und Galaabende schweren Herzens abgesagt.

Es geht den Verantwortlichen dabei in erster Linie um die Gesundheit ihrer Aktiven und den Besuchern der Veranstaltungen. Bei derart großen Veranstaltungen kann deren Schutz trotz sorgfältiger Hygienemaßnahmen keinesfalls garantiert werden. Was den Vereinen auch zu schaffen macht, ist der ständige Wechsel bei den Corona-Regeln und Vorschriften, was längerfristige Planungen natürlich nicht begünstigt.

Da verlieren selbst sonnige Gemüter wie „de Härtschd“ aus dem Dahner Tal fast die Lust an ihrem Hobby. „Ich will an Fasnacht die Menschen erfreuen“, sagt der bekannte Superfasnachter Oliver Betzer vom FC Felsenland, „und nicht den Impfstatus unserer Gäste kontrollieren.“ Nicht nur der Fasnachtsclub sondern auch die benachbarten „Heggeschlubber“ in Fischbach haben deshalb das Handtuch geworfen und warten laut Präsident Ralf Neuhard „notgedrungen auf bessere Zeiten“.

„Schwerer Schlag“ für den CVP

„Ein schwerer Schlag für unser traditionsreiches Brauchtum“, nennt Präsident Karl Schütz vom Carneval-Verein Pirmasens die neuerliche Absage der Kampagne. „Am schlimmsten trifft es unsere Jugend, die ihrem sportlichen Hobby, dem karnevalistischen Tanzsport, nicht in gewohnter Weise nachgehen kann“. Den bereits ausverkauften Herrenabend wird der CVP nicht absagen sondern nur verschieben und in einigen Monaten als Comedy-Abend mit Schlachtfest nachholen.

Erstmals hatten die Herschberger Narren sogar drei Prunksitzungen geplant, „denn“ – so Präsident Andreas Drexler – „dank unserer rund 150 Aktiven samt Anhang ist die Nachfrage immer sehr groß“. Er bedauert, dass die vielen Tänzerinnen des CHN trotz fleißigen Probens so gut wie keine Auftritte haben werden. Lediglich die Junioren- und die Funkengarde durften beim Ordensfest ihre flotten Choreografien präsentieren. So war es auch beim Karneval-Verein Waldfischbach, wo die Tanzgarden im August das Training mit Blick auf die kommende Kampagne intensiviert haben. Nach der erneuten Absage ist Präsident Kay Schiweck nun in Sorge, dass einige der Aktiven die Lust an ihrem Hobby verlieren könnten. Die erst Ende Februar anstehende Kinderfasnacht hat Schiweck gedanklich noch nicht ganz aufgegeben.

Dahner Jubiläum fällt aus

Überhaupt war die Hoffnung auf eine halbwegs geordnete Fasnachtskampagne unter Einhaltung der Coronaregeln im Sommer ja durchaus berechtigt. Deshalb haben – im Gegensatz zum Vorjahr – nahezu alle Gesellschaften eine neue Karnevalsprinzessin gekürt. Die allermeisten dieser jetzt „unterbeschäftigten“ Hoheiten haben wohl eine berechtigte Option auf eine zweite Amtszeit in einer fröhlicheren nächsten Kampagne. Einziger Lichtblick für alle diese Lieblichkeiten war der festliche „Ball der Prinzessinnen“, den der Bezirk speziell für die Westpfalz organisiert hatte, nachdem er auf Ebene des Landesverbandes Baden-Pfalz schon frühzeitig abgesagt wurde.

Besonders unglücklich lief es für den Karnevalverein Elwetritsche Dahn im Jahr seines 33. Jubiläums. Schon im November hat die Vereinsführung nicht nur die Geburtstagsgala sondern auch die beiden Prunksitzungen wegen hoher Inzidenzen im Umfeld vorsorglich abgesagt. Der traditionelle Fasnachtsumzug in der Kurstadt wird aller Voraussicht nach wohl ebenfalls nicht stattfinden können.

Kein Merzalber Nachtumzug

Auch der Karnevalverein Horbach hat Veranstaltungen für diese Kampagne unter Einhaltung der 2G-plus-Regel geplant. Eine offizielle Absage in der sich verschärfenden Situation ist noch nicht beschlossen worden, nach Auskunft des zweiten Vorsitzenden Ralf Krogull wird es wohl doch darauf hinauslaufen. Schon ganz früh haben die Fasnachter in Donsieders, Hauenstein und Rodalben bekundet, dass sie, teilweise aus vereinsinternen Gründen, keine Prunksitzungen oder Ordensfeste durchführen werden.

Der nicht im Bund Deutscher Karneval organisierte Karnevalverein in Merzalben und die Eselei im MGV Obersimten zeigen sich mit der Streichung ihrer Veranstaltungen durchaus solidarisch und verantwortungsvoll. Das gilt auch für den bekannten Merzalber Nachtumzug.

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