Saalstadt 80 landwirtschaftliche Oldtimer tuckern durchs Dorf
Schon am Sonntagmorgen bewegten sich bei idealem Wetter nahezu 80 betagte Traktoren und Zugmaschinen auf die Sickingerhöhgemeinde zu, die sich seit Jahren zum „Mekka“ der Tüftler und Oldtimer-Fans entwickelt hat. Eine Reihe von ihnen waren bereits am Samstag angereist und bildeten auf einer Wiese in der Ortsmitte sozusagen ein „Fahrerlager“.
Die Teilnehmer dieses Treffens kamen auch diesmal aus der ganzen West- und Nordpfalz sowie dem angrenzenden Saarland. Über 70 Kilometer auf ihren vier Traktoren haben die Pfälzer Bulldogfreunde aus Glan-Münchweiler zurückgelegt, andere Gruppen kamen aus Waldfischbach, Donsieders, Höheinöd oder Kaiserslautern Süd. Drei Bastler starten seit zehn Jahren regelmäßig im saarländischen Homburg mit ihren Gefährten, welche alle fast sechs Jahrzehnte „auf dem Buckel“ haben. Ein Großteil der alten Zugmaschinen kam wohl aus dem Kreis Südwestpfalz.
Glanzpolierte Rotnasen
Natürlich boten die schon morgens im Ortskern präsentierten Oldtimer je nach Baujahr und Fabrikat in unterschiedlicher Form und Größe ein buntes Bild. Einem Teil von ihnen sieht man anhand der Gebrauchsspuren und verwitterten Lacke das Alter durchaus an, andere wiederum sind liebevoll restauriert und mit neuer Lackierung auf „Hochglanz“ gebracht. Nahezu alle sind jedenfalls fahrtüchtig und auch amtlich zugelassen.
Seit 1917 in den USA der erste Trekker von Ford auf den Markt kam und fast zeitgleich der legendäre erste „Bulldog“ bei Hermann Lanz (heute John Deere) vom Band rollte, hat sich die Technik enorm weiterentwickelt. Lag die Leistung der Schlepper in der Nachkriegszeit zwischen zehn und 30 PS, sind heute Maschinen mit rund 100 PS im Einsatz. Gab es auf dem Höhepunkt der Entwicklung 1955 in Westdeutschland fast 100.000 Neuzulassungen, werden heute jährlich noch 30.000 Fahrzeuge in der Land- und Forstwirtschaft neu in Betrieb genommen.
Ein Fendt aus dem Jahr 1950
Die in Saalstadt beim großen Korso beteiligten Oldtimer finden sich mittlerweile überwiegend bei Liebhabern, Sammlern und privaten „Schraubern“. Manch einer besitzt gleich mehrere davon, so etwa Alfons Schnur, der Vorsitzende und Organisator der Saalstadter Gruppe. Ihm gehören acht betagte Zugmaschinen und was manche abschätzig eine „Rostlaube“ nennen, lässt sein Sammlerherz höher schlagen. Alle sind in bestem Zustand, wobei ihm sein ursprünglicher Beruf als Landmaschinenmechaniker natürlich zugutekommt. Auch Otto Glahn aus Rieschweiler-Mühlbach und Kurt Stattmüller aus Thaleischweiler-Fröschen hatten einige ihrer „Schätze“ nach Saalstadt gebracht, auf die sie erkennbar stolz sind.
Der absolut „Älteste“ kam am Sonntag allerdings aus Donsieders. Ein 1950 produzierter Fendt mit 15 PS ist seit 32 Jahren im Besitz von Winfried Matheis. Obwohl man ihm sein Alter schon allein durch den verwitterten Lack durchaus ansehen kann, befördert der über 70-jährige „Senior“ noch drei Ster Holz aus dem Wald nach Hause.
Mobiles Sägewerk im Einsatz
Neben früheren Modellen der aktuellen Marktführer John Deere (früher Lanz), Fendt und Deutz-Fahr konnte man auch lange vom Markt verschwundene Marken wie Allgeier, Bautz, Eicher, Güldner oder Hela entdecken. Die „Hela“-Traktoren wurden von Hermann Lanz im schwäbischen Aulendorf produziert und standen nicht in Verbindung mit den Lanz-Werken in Mannheim. Großes Interesse fand in Saalstadt auch die Vorführung eines „mobilen Sägewerkes“ der Firma Rink aus Harsberg, mit dessen Hilfe sogar mitten im Wald aus Baumstämmen Bretter gefertigt werden können.