Kreis Südwestpfalz Überraschende Funde

Steinplatten aus der Nazi-Zeit in Kaiserslautern: vorne die große Platte, auf der Kränze niedergelegt wurden, hinten die Bänke.
Steinplatten aus der Nazi-Zeit in Kaiserslautern: vorne die große Platte, auf der Kränze niedergelegt wurden, hinten die Bänke.

In der Friedenskapelle lässt die Volkshochschule Kaiserslautern gerade eine neue mobile Bühne errichten. Dabei wurde ein überraschender Fund gemacht: Alte Steinbänke und eine große Ablegestelle für Ehrenkränze, alles Relikte aus der Nazizeit, kamen zum Vorschein.

Wie Michael Staudt, Leiter der Volkshochschule Kaiserslautern, gegenüber der RHEINPFALZ erklärte, wird die Chorbühne abgerissen, da sie marode und einsturzgefährdet ist. Neue Bühnenelemente, die für die zahlreichen Veranstaltungen besser geeignet sind, würden aufgestellt. Dadurch könne künftig näher an die Bühne heran bestuhlt werden, so würden vier Stuhlreihen gewonnen. Ziel sei es, nach und nach den ursprünglichen Charakter des historischen Baudenkmals im Innern wieder herzustellen. Die provisorische Holzbühne sei von einem der Vormieter der Friedenskapelle nachträglich eingebaut worden, womöglich von der Baptistengemeinde oder den Zeugen Jehovas, erklärte Staudt weiter. Dabei seien die Steinplatten vermutlich einfach unter die Bühne verfrachtet worden. „Die Elemente wurden irgendwann von dem Originalplatz weggeschoben, die Bänke zerlegt und unter dem Sandsteinrelief von Sepp Mages platziert und unter der Bühne versteckt“, so Staudt. Unter dem Podest fanden sich nach der Freilegung viele Sandsteine unterschiedlicher Größe. Zum einen seien dies ehemalige Sandsteinbänke, die Nationalsozialisten nach dem Umbau der Friedenskapelle 1935 aufstellen ließen, zum anderen eine mit einem Eisernen Kreuz versehene Sandsteinplatte. Sie habe den Nationalsozialisten dazu gedient, Kränze niederzulegen. Verewigt habe sich auf dieser Sandsteinplatte aber auch ein Liebespaar mit einem Herz mit Initialen. Staudt will nun überlegen, was mit den Steinplatten passiert. Er werde den Denkmalschutz über den Fund informieren. Beim Tag des offenen Denkmals könne man sie zeigen. Zum Vorschein kam auch der mit einem Zementestrich übergossene Originalboden, der mit orangefarbenen Teppichfliesen überdeckt worden war, erklärt Staudt. Es wäre schön, wenn er wieder ganz sichtbar würde, aber das koste sicherlich eine Menge Geld. Die Volkshochschule widme sich der Bühne und der Bühnentechnik, den weiteren Innenausbau finanziere der Kaiserslauterer Verein für Baukultur und Stadtgeschichte über Spenden und Sponsoren. Die Friedenskapelle in Kaiserslautern erfreue sich nach den Worten von Staudt in der Region großer Beliebtheit. Die Veranstaltungen seien alle sehr gut besucht, bei der langen Nacht der Kultur werde es ein besonderes Programm mit zwei Musikern aus Italien geben, auch spiele ein bekanntes Bläserensemble. Dass das Angebot in der Friedenskapelle so hervorragend angenommen werde, zeige, „dass im Osten der Stadt etwas gefehlt hat“.

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