Kreis Südliche Weinstraße Zeuge auf Prüfstand

Um die Glaubwürdigkeit des sogenannten Kronzeugen in mehreren Prozessen gegen Mitglieder des Rockerclubs MC Gremium ging es am gestrigen zweiten Verhandlungstag in einem Verfahren gegen einen 30-Jährigen aus der VG Offenbach vor der Zweiten Großen Strafkammer des Landgerichts Frankenthal.

Aufgrund der Angaben des „Kronzeugen“ wirft Staatsanwalt Kai Ankenbrand dem 30-Jährigen, der Mitglied des Chapter Landau ist, unter anderem vor, rund 3,5 Kilogramm Amphetamin verkauft zu haben. 500 Gramm habe der Angeklagte im September 2011 in Baden-Baden abgeholt und an den „Kronzeugen“ übergeben. Ein Beamter des Landeskriminalamts, der die Ermittlungen gegen den Rockerclub leitete, berichtete gestern, dass der Angeklagte 2012 vom Amtsgericht Landau verurteilt wurde, weil er mehrfach Amphetamin aus Baden-Baden in die Südpfalz gebracht und dort verkauft habe. Marc Jüdt, Rechtsanwalt des 30-Jährigen, warf ein, bei den Drogengeschäften habe es sich jeweils um Mengen von etwa 100 Gramm Amphetamin gehandelt, das sei weitaus weniger als die vom „Kronzeugen“ genannten 500 Gramm. In der Anklage wirft Ankenbrand dem 30-Jährigen außerdem vor, im September 2011 beim Andechser Bierfest in Haßloch gemeinsam mit anderen Mitglieder des MC Gremium mehrere junge Männer verprügelt zu haben. Bei dem Fest habe es zwei Schlägereien gegeben, bei denen Mitglieder des Rockerclubs beteiligt gewesen sein sollen, so der Lka-Beamte. Doch hätten die Männer die Angreifer nur vage beschreiben können. Wie der Beamte berichtete, wurde ein Mitglied des MC Gremium an dem Tag wegen einer Verletzung am Fuß in einem Speyerer Krankenhaus behandelt. Der Mann sollte gestern als Zeuge aussagen, machte aber keine Angaben. Dieses Recht hat er, weil auch gegen ihn ermittelt wird. Wie aus den Vernehmungsprotokollen hervorgeht, hat der „Kornzeuge“ immer einen anderen Nachnamen genannt, wenn er von dem Angeklagten sprach. Trotzdem sei man sich sicher, dass es sich um den 30-Jährigen handelt, so der LKA-Beamte auf entsprechende Fragen von Jüdt. „Warum haben Sie nicht nachgefragt, wenn der Zeuge etwas gesagt hat, was offensichtlich nicht stimmte, hatten Sie Angst ihm kritische Fragen zu stellen“, erkundigte sich Jüdt bei dem LKA-Beamten. Am nächsten Verhandlungstag, 26. Mai, 9 Uhr, soll der „Kronzeuge“ aussagen. (ann)

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