Edenkoben Wie der SV Edenkoben um den Einzug in die Fußball-Spitzenklasse gekämpft hat

SVE-Trainer Hans Peter Briegel, als Spieler bekannt als die Walz aus der Pfalz, im Weinstraßen-Stadion.
SVE-Trainer Hans Peter Briegel, als Spieler bekannt als die Walz aus der Pfalz, im Weinstraßen-Stadion.

Am Anfang war die Wirtschaft. Dann eine Wiese zum Kicken, später der Wald. Aber gleich im allerersten Spiel ein 9:0. Die Spielvereinigung Edenkoben ist in den 100 Jahren ihres Bestehens nur knapp an der Zweiten Bundesliga vorbeigeschrammt. Sogar Hans-Peter Briegel hatte seine Füße im Spiel.

Gekickt wurde in Edenkoben schon seit 1908, damals unter dem Namen FC Germania 08. Aber Germania ging im Ersten Weltkrieg die Puste aus – auch dem Fußballverein. Ende 1919 ergriffen einige Sportbegeisterte die Initiative und am 20. April 1920 war es so weit: Im Gasthaus Doll versammelten sich 80 Fußballfreunde und gründeten die Spielvereinigung Edenkoben 1920. Die trat in ihrem allerersten Spiel gegen Pleisweiler-Oberhofen an und gewann mit 9:0. Zwischen 1923 und 1936 spielten die Edenkobener in der A-Klasse.

Die Sportplatzfrage belastete jahrzehntelang das Vereinsleben: Vom „Rappen“ an der Luitpoldstraße ging es auf eine Wiese in der Bismarckstraße, dann auf das „Maifeld“ in der Poststraße. Ab 1926 spielte man sogar auf dem neu geschaffenen Sportplatz auf dem Werderberg im Wald – rund vier Kilometer vom Stadtzentrum Edenkoben entfernt. Ab 1930 wurde wieder im Rappen gespielt, wo auch nach der Wiedergründung des Vereins nach dem Zweiten Weltkrieg die Heimspiele ausgetragen wurden. 1951 entstand dort auf Initiative von Bürgermeister Lintz das „Karlheinz Lintz-Clubhaus“ mit Sanitär- und Umkleideräumen sowie einem Wirtschaftsbetrieb.

Mobile Tribüne für den DFB

1971 holte die SVE den Bezirkspokal und 1984 den Verbandsliga-Titel. Nach 32 Spielen ohne Niederlage wurde Edenkoben 1988 Herbstmeister der Oberliga Südwest und sicherte sich damit die Teilnahme am DFB-Pokal und an den Aufstiegsspielen zur Zweiten Bundesliga.

Das DFB-Reglement stellte besondere Anforderungen an die Spielstätten: Rasenplatz, ausreichend viele Tribünenplätze, Platzordner und Parkplätze. Die Frage war, ob das 1986 in Dienst gestellte Weinstraßen-Stadion nördlich der Luitpoldstraße dem DFB-Standard gerecht würde. Das Spielfeld entsprach der Norm und hatte Rasen. Für Parkraum und die Regelung des Autoverkehrs zeichneten die Stadtverwaltung und die Polizeiinspektion Edenkoben verantwortlich. Aus den Reihen des Vereins und der Feuerwehr wurden 50 Platzordner gestellt. Doch zunächst ungeklärt war die Frage weiterer Tribünenplätze. Der Entsorgungsunternehmer Hans Frühbis, seit 1981 SVE-Vorsitzender, sorgte mit einer Kredit-Garantie für die Errichtung einer ambulanten Zuschauer-Tribüne. Frühbis war es auch, der bekannte Profis wie zum Beispiel Uwe Wolf, Gregor Quasten oder Hannes Riedl unter Vertrag nahm und die Trainer Hans-Günter Neues beziehungsweise Johannes Riedl verpflichtete.

Traum platzt in 117. Minute

In den kommenden Aufstiegsspielen musste Edenkoben gegen namhafte Vereine antreten: Hessen Kassel, die Spielvereinigung Unterhaching, den SSV Reutlingen und den MSV Duisburg. In den ersten Spielen war es für Edenkoben nicht besonders gut gelaufen. Um weiter am Ball zu bleiben, konzentrierte sich die SVE auf das Entscheidungsspiel gegen Duisburg. Am 23. September 1989, einem Samstag, stieg die Partie im Weinstraßen-Stadion Edenkoben vor 3500 Besuchern. Schiedsrichter war Alfons Berg aus Konz.

Unter Trainer Johannes Riedl spielten die Edenkobener stark auf. Aber in der achten Minute traf Michael Tönnies zum 1:0 für Duisburg. Doch die SVE resignierte nicht – und in der 39. Minute glich Uwe Wolf aus. Mit Gleichstand ging es in die Verlängerung. Als in der 117. Minute Uwe Kober zum 2:1 für den MSV traf, war der Traum von der Zweiten Bundesliga für Edenkoben geplatzt. Aber die überregionale Aufmerksamkeit war eine hervorragende Werbung für die Edenkobener Kicker und den Tourismus in der Region.

Würde der SVE ein zweiter Anlauf in höhere Fußballsphären noch einmal gelingen? Zwischen 1992 und 1994 wurde sogar der vielfache Nationalspieler und Europameister Hans Peter Briegel als Cheftrainer in Edenkoben verpflichtet. Ein Comeback in die Spitzenklasse des deutschen Fußballs war der SVE aber nicht mehr vergönnt.

Für die Aufstiegsspiele wurden im Weinstraßen-Stadion Edenkoben zusätzliche Tribünen installiert.
Für die Aufstiegsspiele wurden im Weinstraßen-Stadion Edenkoben zusätzliche Tribünen installiert.
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