Schweigen-Rechtenbach Wettbewerb: Familie ersetzt historischen Kühlschrank
Stefan Janke und seine Frau Stefanie Gieß haben ihren bisherigen Kühlschrank von der Küche in den Keller verfrachtet. Das Gerät wollen sie als zusätzliche Kühlmöglichkeit nutzen. Auf der Vorderseite, unter dem Namen des Herstellers, ist es zwar als „Energiesparer“ deklariert. Allerdings ist es mindestens 20 Jahre alt, schätzt das Paar. Insofern dürfte es deutlich mehr Strom verbrauchen als jener Kühlschrank, den sich die beiden neu zugelegt haben. 1200 Euro haben sie in den silberfarbenen Kasten investiert. Aber eigentlich sind es nur rund 600 Euro. Den anderen Teil hat der Landkreis SÜW finanziert. Schließlich werden sich die Schweigen-Rechtenbacher von ihrem „verborgenen Schatz“ trennen, den sie bislang im Keller stehen hatten.
Gemeint ist ihr Kühlschrank, der Stefan Janke etwa bis zur Hüfte geht. Er stand früher im haus seiner Eltern. Sie hatten ihn ihm für den Umzug von Nordrhein-Westfalen in die Pfalz überlassen, erzählt Janke, der ursprünglich aus Düsseldorf kommt. So kam es, dass er das Gerät erbte. „Wir wussten schon, dass es wegen seines Alters viel Strom verbraucht. Deshalb haben wir es nur zeitweise genutzt, etwa wenn wir zusätzliche Kühlmöglichkeiten benötigten.“ Beispielsweise bei Gartenpartys kam es zum Einsatz. Dann machte er den Kühlschrank gegen 14 oder 15 Uhr an, damit abends die Getränke die gewünschte Temperatur haben.
Wie viel Strom wird eingespart?
Was Janke und Gieß nicht wussten: Es ist der älteste Kühlschrank im Landkreis SÜW. Zumindest von den rund 100 Haushalten, die sich beim Wettbewerb der Kreisverwaltung beteiligt haben. Sie wollte mit der Aktion ihre Bürger dafür sensibilisieren, wie sie den Stromverbrauch durch energieeffizientere Geräte senken können, wie Landrat Dietmar Seefeldt (CDU) berichtet. Nach Angaben des SÜW-Klimaschutzmanagers Philipp Steiner verbraucht ein Gerät aus den 90er-Jahren vier- bis fünfmal so viel Energie wie ein vergleichbares aus der heutigen Zeit. „In unserer Region ließen sich die Treibhausgase um etwa fünf oder sechs Prozent reduzieren, wenn wir veraltete Haushaltsgeräte durch neue energieeffizientere ersetzen würden“, sagt Steiner und meint damit vor allem die großen Stromfresser, allen voran Kühl- und Gefrierschränke, Waschmaschinen und Trockner.
Die Schweigen-Rechtenbacher Familie wird überdurchschnittlich viel Strom sparen. Ihrem Schmuckstück sieht man das Alter zwar nicht an. Er präsentiert sich optisch in einem guten Zustand, versprüht Nostalgie und hat dementsprechend Charme. Retro ist angesagt. Das Gerät ist aber mindestens 74 Jahre alt. Es wurde in Kriegszeiten gebaut, in den 1940er-Jahren. Das hat Steiner ermitteln können. Er hat bei der Auswertung des Wettbewerb-Ergebnisses danach recherchiert, wann die jeweilige Produktreihe hergestellt wurde. Woher der Kühlschrank kommt, weiß Janke nicht. Seine Eltern haben ihn zwar genutzt. Aber da er älter als sie selbst ist, geht er davon aus, dass sein Großvater ihn erworben hat.
Was passiert mit dem Kühlschrank?
Neuere Exemplare sind technisch so komplex, dass sie nach Angaben von Kundenberatern schneller kaputt gehen können als ältere. Das haben Janke und Gieß selbst erlebt. „Wir hatten uns zwischenzeitlich einen neuen Kühlschrank gekauft, der nach vier Jahren defekt war“, berichtet Stefanie Gieß. Die Reparatur sei nicht ohne Weiteres möglich gewesen. Deswegen haben die beiden davon abgesehen. Über Bekannte sind sie an den „Energiesparer“ gekommen. Auf den betagten Bosch-Kühlschrank war laut Janke immer Verlass. Es seien nie größere Arbeiten nötig gewesen. „Ich musste nur einmal das Licht austauschen.“
Wie Steiner berichtet, war der Kühlschrank in Schweigen-Rechtenbach mit Abstand der älteste im Kreis. „Es gab einige, die auch schon um die 60 Jahre alt sind, doch dieser hier ist noch mal zehn Jahre älter.“ Janke und Gieß fällt der Abschied von ihrem alten Bosch nicht ganz so schwer, da er schließlich eine neue Bestimmung erhalten soll. Denkbar sei es, ihn in einem Museum in der Region aufzustellen. „Ich habe bereits einige angeschrieben, aber eine Entscheidung ist noch nicht gefallen“, betont Janke.