Kreis Südliche Weinstraße Wagenführer zieht Reißleine

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Die Pressemitteilung, die gestern im Postfach der Redaktion eingeht, besteht nur aus ein paar dünnen Zeilen, doch sie dürften das politische Geschehen in der Verbandsgemeinde Annweiler mächtig durchwirbeln. Darin erklärt Amtsinhaber Kurt Wagenführer, dass er seine Kandidatur für die Wahl des Verbandsbürgermeisters am 11. Juni wegen seiner Gesundheit zurückzieht. Im Wortlaut heißt es: „Aus gesundheitlichen Gründen sehe ich mich veranlasst, meine erneute Kandidatur um das Amt des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Annweiler am Trifels zurückzuziehen. Noch im Spätsommer letzten Jahres habe ich mich gesundheitlich fit genug für eine weitere Kandidatur gefühlt. Meine derzeitige Grippeerkrankung und die dabei gewonnenen weiteren ärztlichen Erkenntnisse lassen jedoch eine Kandidatur für eine neue Amtszeit nicht mehr ratsam erscheinen.“ Für ein persönliches Gespräch ist Wagenführer gestern für die RHEINPFALZ nicht zu erreichen, das lasse sein aktueller Gesundheitszustand nicht zu, lässt sein Vorzimmer mitteilen. Es war im November 2016, als der 62-Jährige in einem RHEINPFALZ-Interview seine Bereitschaft für eine zweite Amtszeit signalisierte. „Nach reiflicher Überlegung, in Abstimmung mit meiner Frau und meiner Familie, stehe ich für eine weitere Amtszeit bereit. Ich fühle mich fit, um neue Projekte umsetzen zu können.“ Warum solle er bereits mit dann 63 Jahren als Pensionär die Verbandsgemeinde Annweiler in Anspruch nehmen, wenn der Normalbürger bis 67, künftig gar bis 70, arbeiten solle, sagte der Jurist. Er habe mit Herzblut in den zurückliegenden sieben Jahren das Amt des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Annweiler wahrgenommen. Ihm seien sämtliche Projekte, Problemlagen und Konstellationen der Verbandsgemeinde bekannt, und er sei bestens eingearbeitet und könne diese Projekte mit seiner reichhaltigen Erfahrung entwickeln, sagte damals Wagenführer. Einschließlich seiner Tätigkeit als hauptamtlicher Beigeordneter bei der Verbandsgemeinde Edenkoben verfüge er über eine 20-jährige Berufserfahrung. „Ich kenne die Herausforderungen und Anforderungen, die Notwendigkeiten an die beruflichen Kompetenzen und ich kenne auch die sehr positive Resonanz der Bürger auf meine bisherige Tätigkeit.“ Immer wieder sei ihm bescheinigt worden, dass er seine Mitarbeiter motivierend, effizient und auch menschlich führe. Ihm bereitete es Freude, als Verwaltungsleiter Ideen im Team zu entwickeln und anschließend gemeinsam zu verwirklichen. Als der FWG-Fraktionsvorsitzende im Kreistag vom vorzeitigen Rückzug von Landrätin Theresia Riedmaier (SPD) aus gesundheitlichen Gründen erfuhr, zeigte er absolutes Verständnis. Die Landrätin habe die Warnzeichen richtig erkannt und auf ihre Gesundheit Rücksicht genommen. Nun erging es ihm offenbar genau so. Thomas Wollenweber erreichen wir gestern übers Handy im Universitätsklinikum Mainz. Der sozialdemokratische Bürgermeister der Stadt Annweiler hat sich am vergangenen Freitag einer Augenoperation unterzogen, seine Netzhaut hatte sich abgelöst. Es gehe ihm gut, die Ärzte seien mit dem Ergebnis zufrieden. In seiner Situation könne er besonders gut nachvollziehen, dass Wagenführer diese Entscheidung getroffen hat. Dennoch sei er entsetzt gewesen, als er am Morgen davon erfuhr. „Ich bedauere das sehr, denn ich hatte mich auf einen fairen und spannenden Wahlkampf gefreut“, sagt Wollenweber, der gestern telefonisch mit Kurt Wagenführer Kontakt hatte. Trotzdem werde es einen intensiven Wahlkampf geben, „und das Ergebnis ist genauso offen“. Auch für Harald Jentzer, den parteilosen Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters, kam die Nachricht überraschend. „Ich hoffe für ihn, dass es keine schlimme Erkrankung ist“, sagt der Ortsbürgermeister von Dernbach. Seinen Wahlkampf werde Wagenführers Rückzug allerdings nicht beeinflussen, sein Konzept stehe. Für die CDU, FWG und FDP, die auf die Karte Wagenführer gesetzt hatten, beginnt nun erneut die Phase einer Kandidatenfindung. Die Bewerbungsfrist läuft am 24. April, 18 Uhr, aus. „Wir müssen jetzt die neue Situation beraten und schnell entscheiden.“ Die Entscheidung liege beim Gemeindeverband, sagte CDU-Kreisvorsitzender Marcus Ehrgott. |ansc/mik

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