Edenkoben Von Kettenflieger bis Riesenrad: Kirmes-Modelle im Museum

Werner Mayer bastelt Miniaturfahrgeschäfte und Kirmesbuden.
Werner Mayer bastelt Miniaturfahrgeschäfte und Kirmesbuden.

Im Edenkobener Museum für Weinbau und Stadtgeschichte wird die Dorfkerwe lebendig. Ab Samstag, 2. Dezember, kommt sie sozusagen ins heimische Wohnzimmer. Unter dem Motto „Modellbau Kirmes“ können im Museumsspeicher Fahrgeschäfte und Co. besichtigt werden.

Dass man an seine Kindheitstage erinnert wird, dafür sorgt Werner Mayer aus Edenkoben, der die ausgestellten Unikate selbst gebaut hat. Da gibt es eine blauweiß bemalte Losbude, ein Kinderkarussell und einen bunten Kettenflieger zu sehen. Letzterer dürfte vielen, gerade älteren Pfälzern, wohl noch besser als „Keddereitschul“ bekannt sein.

Ganz stilgerecht gibt es auch die zugehörigen Lkw und Anhänger, in denen die zerlegbaren Modelle transportiert werden, zu sehen. Die jeweiligen Zugmaschinen werden mittels Funkfernsteuerung bewegt und ziehen die Kirmeswagen hinter sich her. Insgesamt sind es mehr als 20 Modelle, die im Lauf der Zeit entstanden sind und die im zerlegten Zustand in Mayers Keller in der Bismarckstraße lagern, wo er auch seine Bastelwerkstatt eingerichtet hat. Eine Schiffschaukel, die sein Großvater im Jahr 1935 für Mayers Vater und dessen Bruder baute, gehört ebenfalls zur Sammlung.

Noch nicht fertig ist das Riesenrad, das derzeit in Mayers Bastelkeller entsteht. Am Ende der Bauzeit wird das Fahrgeschäft drei Meter hoch sein. Man kann sich aber schon jetzt ein gutes Bild machen, wie der künftige Blickfang einer solchen Ausstellung aussehen wird, hat der „Bauherr“ doch zumindest das eigentliche Rad schon zusammengebaut und stellt dies im Museum aus. Die 26 Gondeln, die später an diesem hängen, stehen noch bei Mayer zu Hause und werden bemalt und mit Dächern versehen. Auch eine große männliche Figur hat er schon dabei. „Die ist 18 Zentimeter groß, was in der Realität einem 1,80 Meter großen Mann entspricht,“ erklärt Mayer, der seine Modelle im Maßstab eins zu zehn baut.

„Als ich anfing, dachte ich mir, dass ein Meter in der Natur zehn Zentimetern bei einem Modell entspricht. Das hielt ich für eine gute Berechnungsgröße und habe dementsprechend gebaut. Allerdings gebe ich zu, dass ich auch schon etwas ,frei Schnauze’ baue.“ Die Gondeln für das Riesenrad sind aus Holz gefertigt. Sie entstanden nach Mayers selbst entwickelten und gezeichneten Bauplänen als 3D-Modelle bei einer holländischen Firma. Als Vorlagen dienen ihm Bilder der Originalfahrgeschäfte, der Kirmesbuden sowie der Zugfahrzeuge und Anhänger.

Sein erstes Modell begann der heute 71-jährige 1973 zu bauen. Als angehender Fernmeldeinspektor weilte er zur Ausbildung im hessischen Dieburg. An den Nachmittagen hatte er genügend Zeit. Da er diese nicht sinnlos verplempern wollte, begann er mit Laubsägearbeiten, aus denen dann das Modell eines kleinen Kinderkarussells entstand. Vorlage war ein Fahrgeschäft des Schaustellers Knörr aus Elmstein. Für die Bestückung mit Motorrädern, Autos und Flugzeugen nutzte Mayer Playmobil-Modelle. „Meine Mutter war noch mit der damals in Rhodt ansässigen Schaustellerfamilie Hartmann aus Rhodt bekannt, ich selbst kam mit Josef Barth aus Kaiserslautern in Kontakt, dem ein Autoscooter gehörte. Die Schausteller mit ihren Fahrgeschäften und Kerwebuden haben mich schon von klein auf fasziniert, nicht zuletzt wie schnell sie so ein Karussell auf- und später wieder abgebaut haben“, erklärt er.

Die Frage, ob er denn auch schon Modelle verkauft habe, verneint Mayer. „Dafür ist schon alleine der ideelle Wert, den die Modelle für mich haben, zu hoch.“ Eine wirkliche Herausforderung würde er gerne noch angehen. Den Nachbau von Hartmanns Etagenkarussell aus dem Jahr 1883, das derzeit wieder den Landauer Nikolausmarkt ziert und auf dem Mayer schon in seinen Kindertagen gefahren ist. Doch dabei gibt es ein Hindernis. Er braucht jemanden, der ihm die für das Fahrgeschäft so prägenden Pferde schnitzt. Auch der Löwe oder der Elefant sowie das rosa Schweinchen seien nicht einfach in der Herstellung.

Info

Weitere Informationen gibt es unter www.kirmes-freak.de, E-Mail: info@kirmes-freak.de. Die Ausstellung „Modellbau Kirmes“ im Museum für Weinbau und Stadtgeschichte, Weinstraße, 67480 Edenkoben, wird am 3. Dezember, 15 Uhr, eröffnet. Öffnungszeiten bis 30.12: mittwochs 10 bis 12 Uhr, freitags 15 bis 18 Uhr, samstags und sonntags 14 bis 17 Uhr, Montag, 26.12., 14 bis 17 Uhr. Am 24. und 25.12. ist geschlossen.

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