Niederotterbach Südpfälzer Afrika-Hilfsverein in Not: Spenden für Straßenkinder

Viele Kinder hat der Verein von der Straße retten können. Doch die neuen Regierungsrestriktionen machen ihm zu schaffen.
Viele Kinder hat der Verein von der Straße retten können. Doch die neuen Regierungsrestriktionen machen ihm zu schaffen.

Seit zwölf Jahren bietet ein Südpfälzer Verein Straßenkindern in Uganda ein Dach über dem Kopf. Es war immer schwierig. Jetzt ist die Lage aber mehr als dramatisch geworden. Ab Januar dürfen die Schützlinge ihr Zuhause nicht mehr betreten. Warum?

Hunderte von Südpfälzern kennen den Verein African Child in Need, übersetzt afrikanische Kinder in Not, den die Niederotterbacherin Sarah Peters und ihre Freundin Carolin Gröbert aus Freckenfeld vor zwölf Jahren gegründet haben. Unter anderem vom jährlichen Spendenlauf in Steinfeld kommt Geld für das Hilfsprojekt in Aufrika, das Straßenkinder ein Dach über dem Kopf sowie eine Schul- und Berufsausbildung bietet. In all den Jahren war immer genug da, um das tägliche Leben zu finanzieren. Doch die aktuelle Situation bereite ihr Bauchschmerzen, sagt die Vereinsgründerin.

Die Kinder, die auf der Straße landen, hätte entweder keine Eltern mehr oder hätten ihr Elternhaus verlassen, um vor zu viel Arbeit, zu vielen Schlägen und zu wenig Essen zu fliehen. Es gebe Kinder, die schon mit drei Jahren in Abflussrohren leben, die lieber auf Müllhalden nach Essen stöbern, als ständige Prügel oder Schlimmeres zu ertragen. Die 20 betreuten Kinder hätten in einem Haus in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, leben können, das der Verein gemietet hatte, berichtet Sarah Peters, die als Grundschullehrerin in Stuttgart arbeitet. Ein Jahr war Felix Dekant dort als Freiwilliger tätig. Das Vorstandsmitglied macht gerade seinen Master in African Studies in Leipzig.

Das Aus für das Kinderheim

Derzeit betreut der Verein 21 Kinder und Jugendliche im Alter von sieben bis 24 Jahren, von denen er für die Kleinen auch das Sorgerecht hat. „In diesem Jahr kam dann der große Knall und das Aus für das Kinderheim“, berichten die beiden. Die radikalen Änderungen kämen von Regierungsseite, die abstrus wirkende Regelungen für Kinderheime und Straßenkinderprojekte aufstelle und rigoros durchsetze. Das Sorgerecht für die Minderjährigen muss der Verein im Januar abgeben. Um bestehen zu bleiben, müsste das Kinderheim Vollzeitstellen für eine medizinische Fachkraft, einen Sozialarbeiter und für einen Nachtwächter schaffen. Ein Regierungsvertreter müsste im Vorstand des Vereins sein, der Höchstaufenthalt der Kinder dürfte drei Jahre nicht überschreiten.

„Die Arbeit war schon immer schwierig, aber jetzt haben wir eine deutliche Ansage bekommen, diese Regeln einzuhalten“, sagen die beiden Vorstandsmitglieder. Doch das könne sich der Verein schon rein finanziell nicht leisten. Die Konsequenz ist, der Verein muss das Kinderheim aufgeben. Aber was soll aus den Kindern werden? „Wenn wir uns nicht mehr um sie kümmern, werden sie wieder auf der Straße landen, wie viele andere auch. Das Problem der Straßenkinder hat eher zugenommen“, sagt Sarah Peters. Der Verein glaubt, dass Nichtregierungsorganisationen in Uganda ohne weitgehende Kontrolle nicht erwünscht sind.

Internatslösung für Kinder

Klar ist, dass der Verein seine Kinder und Jugendlichen nicht aufgeben will. Sie sollen ab Januar das Internat, das in Uganda jeder Schule angeschlossen ist, besuchen. „Man darf das nicht mit den Internaten hier in Deutschland verwechseln, das sind in Uganda keine Eliteeinrichtungen“, informiert Sarah Peters. Die Internate kosten zwar auch Geld, aber die Kinder müssen unter anderem Matratzen, Besen, Toilettenpapier oder Zucker selbst mitbringen. „Die Schulen schlagen aus allem Geld, und wenn das nicht bezahlt wird, landen sie auf der Straße. Das sind keine Wohltätigkeitsorganisationen“, sagt Felix Dekant. Die Kinder würden ohne Schule nicht mal mehr Aushilfsjobs finden. Durch Corona hätten viele Geschäfte und Kleinunternehmen geschlossen.

Die Vereinsmitglieder wollen weiterhin für „ihre“ Kinder da sein, indem sie ihnen die Schule und eine Ausbildung finanzieren, obwohl die Preise auch in diesem Land massiv gestiegen sind. Sarah Peters und Felix Dekant rechnen mit einer jährlichen Summe von rund 50.000 Euro, die der Verein benötigt. Rund 20.000 Euro kommen bereits durch Dauerspenden zusammen, benötigt werden also noch 30.000 Euro. „Wir haben viel Gedankengut eingebracht, das wohl nicht erwünscht ist, und die Kinder gleichberechtigt und demokratisch erzogen“, sieht Sarah Peters einen Grund für die Restriktionen. Aber eines ist den Mitgliedern des Vereins klar: Aufgeben ist keine Option.

Spendenkonto

Iban: DE65 6009 0100 0472 6480 04, VR-Bank Stuttgart, E-Mail: mail@africanchildinneed.de, www.africanchild.com.

x