Hauenstein Mit „grünen Fäusten“ ins Gartenglück

Hier gibt es immer was zu tun: Renate Martin in ihrem Garten.
Hier gibt es immer was zu tun: Renate Martin in ihrem Garten.

24 Jahre Gartenleidenschaft: Renate Martin hat eine grüne Oase mit Teichen und Bachlauf angelegt. Von Juni bis Oktober kann der Garten besichtigt werden. Terrassierte Beete, exotische Pflanzen-Schönheiten, Aquarien und Teiche erwarten die Besucher in Hauenstein.

„Willkommen in meinem Paradies“, sagt Renate Martin und öffnet ihre Gartentür. „Ich hab’ den botanischen Virus, der ist unheilbar“, erzählt die 66-Jährige beim Gang über die Terrasse. Leises Geplätscher verrät, dass es hier nicht nur Pflanzen, sondern auch einen Bachlauf gibt. Das große Aquarium am Fuß des Gartens mit seinen bunten Bewohnern fällt sofort ins Auge. Von hier aus führt eine Treppe den Hang hinauf, rechts und links davon sind Beete angelegt. Jedes hat seine eigene Gestaltung, dazu kommen zwei Teiche, mehrere Sitzplätze und eine Vielfalt an Pflanzen so weit das Auge reicht.

Manchmal ist Renate Martin selbst überrascht, wie sich das mit dem Garten entwickelt hat. Denn bevor sie im Jahr 2000 mit ihrem Mann das Haus gekauft hat, wohnten beide in Landau in einer Stadtwohnung. Ganz ohne Garten, dafür aber mit 300 Kakteen auf dem Balkon. Ihre Leidenschaft galt damals der Zucht von Reptilien. „Verrückt war ich schon immer“, sagt sie mit einem Lächeln. Nach dem Umzug sei die Reptilienzucht leider nicht mehr möglich gewesen. Dafür nahm der Garten Stück für Stück immer mehr Raum in ihrem Leben ein.

Ein Kartoffelbeet als Anfang

„Ich habe keine Ahnung, wie ich das damals geschafft habe“, erzählt Martin. Zu Beginn sei gar nichts dagewesen – nur ein Kartoffelbeet und einige alte Beerensträucher. Als sie eine Freundin in Pforzheim besuchte, brachte sie dieser einen kleinen Pflanzenableger mit. Als sie das Grundstück der Freundin, einer Gärtnerin sah, war es um sie geschehen. „Ich bin mit mehr Pflanzen heimgekommen, als ich hingefahren bin“, erinnert sich Renate Martin lachend. Ihre Freundin war es auch, die ihr beim Anlegen des terrassierten Grundstückes geholfen hat, beispielsweise beim Bachlauf, der sich an der rechten Seite des Hanges nach unten schlängelt und in einen Teich mündet. Bei genauerem Hinsehen ist ein Frosch zu erkennen, auch kleine Libellen flitzen über die Wasseroberfläche.

Die größte Herausforderung aber war der große Teich, den sie mit ihrem Mann etwas weiter oben angelegt hat. Tonnenweise Erde habe dazu nach unten getragen werden müssen, alles in Eimern – denn eine Schubkarre lässt sich dort nicht einsetzen. Erde nach unten, Schotter für die Beete und Kies für den Teichfilter nach oben schleppen – es war ein anstrengendes Auf und Ab. „Meine Bekannten sagen, ich hätte keinen grünen Daumen, sondern grüne Fäuste“, erzählt Martin schmunzelnd.

Keine Zeit für Geduld

Heute tummeln sich bunte Fische und ein großer Koi im Teich. Am liebsten sitzt Renate Martin mit den Füßen im Wasser und genießt den Blick auf die Pflanzen, die sie umgeben. Wobei – wirklich lange bleibt sie nicht sitzen, das steht schon auf einem Schild am Garteneingang: „Ich hab’ keine Zeit für Geduld“, steht darauf. Es gebe halt einfach immer etwas zu tun, erzählt die 66-Jährige. Stolz ist sie darauf, dass sie ihren Garten mittlerweile so gut wie frei von Unkraut habe, dem ging es im Verlauf der Jahre immer an den Kragen und irgendwann war es weg.

Ihre große Liebe gilt den Exoten unter den Pflanzen. Gerade öffnen die Passionsblumen ihre Köpfe, sie finden sich an verschiedenen Stellen im Garten. Die Seerosen im Teich sind noch nicht so weit. Das Wetter in diesem Jahr sei für den Garten sehr schwierig gewesen: erst ungewöhnlich warm, dann noch einmal heftiger Frost, danach Unmengen von Regen. Da habe einiges gelitten und sei zurückgefroren, erzählt Martin. Dazu zählt auch der Reispapierbaum, der glücklicherweise aber wieder austreibe. Bei der Wollmispel sei es kritisch gewesen, aber auch da lassen sich die ersten Triebe erkennen.

Die Kiwis sind erfroren

Richtig traurig ist Martin mit Blick auf die Kiwis, die sich an verschiedenen Bögen über die Treppe schlängeln. In diesem Jahr hätten sie zum ersten Mal Früchte getragen – bis der Frost alles zunichtegemacht hat. „Ich hätte heulen können“, erzählt sie. Dafür geht’s den Tomaten im Tomatenhaus sehr gut. Auch der Salat gedeiht prächtig in verschiedenen Hochbeeten. „Wir lieben Salat aus dem Garten“, sagt Martin. Jeden Tag komme eine Schüssel voll davon auf den Tisch. In der Nähe wartet eine ganze Reihe Zucchini auf ihren Einsatz.

Neben eingewachsenen Pflanzen gibt es überall Pflanzen in Töpfen, die über Winter in ein beheiztes Quartier geräumt werden. Die Sukkulenten werden jedes Jahr zum Überwintern aus dem Beet genommen. Bewässert wird alles über ein Tröpfchensystem, das sie im vergangenen Jahr erneuert habe. Zwei bis drei Wochen brauche sie, bis die Einstellung so ist, dass alles passt. Während dieses Wasser aus der Leitung stammt, fange sie zusätzlich 6000 Liter Regenwasser auf. Von ihren Reisen hat sie gerne Samen mitgebracht, die Nachfahren davon finden sich in ihren Beeten. Ansonsten wird über Stecklinge vermehrt. Früher habe sie Jungpflanzen auf Gartenmärkten verkauft, heute nutze sie dazu das Internet. Hat sie noch Platz für neue Pflanzen? „Wenn mir was gefällt, kaufe ich es und schaue dann, wo ich es unterbringe. Mit einem Garten ist man niemals fertig“, so Martin.

Info

Von Juni bis Oktober kann der Garten von Renate Martin nach telefonischer Vereinbarung besucht werden, Telefon: 0160/97012175.

Ein Bachlauf schlängelt sich den Hang herab.
Ein Bachlauf schlängelt sich den Hang herab.
Im Kakteen- und Sukkulentenbeet gibt es viel zu entdecken.
Im Kakteen- und Sukkulentenbeet gibt es viel zu entdecken.
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