Kreis Südliche Weinstraße Klare Sache für Ludwig Lintz

Warten auf das an die Wand projizierte Endergebnis: Nikolas Palmarini (links) und Ludwig Lintz (Zweiter von rechts).
Warten auf das an die Wand projizierte Endergebnis: Nikolas Palmarini (links) und Ludwig Lintz (Zweiter von rechts).

Was für ein krasser Unterschied zwischen den Wahltagen: Vor drei Wochen, beim ersten Durchgang, war der Winter mit Schneefall zurückgekehrt – und so mancher Wähler überlegte es sich dreimal, ob er angesichts glatter Straßen und Bürgersteige den Urnengang antreten soll. Und gestern: frühsommerliche Temperaturen, die zum Sonnenbad einluden. Nachdem dieses herrliche Wetter schon seit Tagen prognostiziert worden war, konnte es nicht verwundern, dass der Anteil der Briefwähler wesentlich höher war als am 18. März (bis Freitag plus zehn Prozent). „Jede Stimme zählt“, hatte das künftige Stadtoberhaupt Ludwig Lintz schon im März als Devise ausgegeben und damit klar gemacht, dass er trotz seines damals mehr als komfortablen Vorsprungs von doppelt so vielen Stimmen wie Konkurrent Nikolas Palmarini den Wahlkampf nicht als Selbstläufer betrachtet. Hier ein Treffen „Eiszeit im Rialto“, dort eine Osterhasen-Aktion mit der Jungen Union, hier individuell abgestimmte Besuche bei Bürgern, „denen ich das versprochen habe“, da ein Kennenlern-Treffen in der Siegfriedschmiede. Meistens publikumswirksam unterlegt im Facebook, wo unter anderem ein Cappuccino mit der Schoko-Krönung „Lintz“ oder eine „Lin(t)zer Torte“ gepostet wurden. Gestern wurde sein freundlich-beharrliches Werben um die Gunst der Wähler belohnt. Nach Theo Bollenbach und Franz Schmidt kann Lintz die CDU-Tradition an der Spitze der „weinfrohen Stadt“ fortsetzen. Die Wahlbeteiligung blieb mit 41 Prozent zwar hinter den Erwartungen und dem Wert beim ersten Durchgang (45,3) zurück. Doch der EDV-Fachmann konnte um 18.30 Uhr im Ratssaal der VG-Verwaltung schon beim ersten Zwischenergebnis aufatmen: 62,5:37,5 Prozent. Da fehlten allerdings noch die Wahlbezirke Realschule Weinstraße und Finanzhochschule. Doch dieser Vorsprung war nicht mehr einzuholen. Auch wenn die nächste Zwischenmeldung 61,5:38,5 Prozent signalisierte. Er habe bewusst keinen Haustür-Wahlkampf geführt, sagte Ludwig Lintz im Gespräch mit der RHEINPFALZ. An Infoständen sei ihm aufgefallen, dass viele Leute einen Bogen darum gemacht hätten, weil sie ohne Ansprache von Kandidaten ihrer Wege gehen wollten. Aber: „Ich hatte das Gefühl, dass ich bei meinen zwanglosen Kontakten etliche Nichtwähler zum Wählen ermutigen konnte.“ Beim Warten auf Ergebnisse hatte der künftige Stadtchef sogar Zeit, auf einen Hilferuf auf seinem Handy zu reagieren und eine Dame namens Maria unten am Eingang abzuholen, weil diese partout den Weg zum Ratssaal nicht fand. Warum er nicht schon früher den Weg in die Kommunalpolitik suchte? „Es ist komisch. Vorher hatte ich keinen Bezug dazu. Ich fühlte mich als Vorsitzender beim Pfälzerwald-Verein besser aufgehoben“, lautete die Antwort. Ludwig Lintz weiß, dass er künftig in seinem Beruf kürzer treten muss, um den Verpflichtungen als neuer Stadtbürgermeister nachkommen zu können. „Ich habe mit meinem Arbeitgeber im Vorfeld schon über alles gesprochen. Von da bekomme ich jede Menge Unterstützung“, sagte der 55-Jährige und verwies auf die Regelung, dass er künftig wohl nur vier halbe Tage an seinem bisherigen Arbeitsplatz sein werde. „Natürlich mit einer Gehaltsabstufung.“ Dafür gibt es jetzt die mit 2000 Euro verbundene Stelle des Stadtbürgermeisters. Konkurrent Nikolas Palmarini nahm seine Niederlage gelassen auf. „Ich bin zweiter Sieger.“ Aber er habe auch gewonnen: viele neue Erkenntnisse und Anregungen, viele neue Kontakte und Informationen darüber, was die Edenkobener bewegt. „Ich muss mich mit meinem Ergebnis nicht verstecken. Herr Lintz und ich haben in den vergangenen drei Wochen ganz schön Gas gegeben. Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“ Dass sich beide so in den Wahlkampf hineingekniet hätten, das hätten die Edenkobener „verdient“, betonte der Unternehmer, der kommunalpolitisch alles auf sich zukommen lassen will. „Was ich bei der Kommunalwahl im kommenden Frühjahr in der Stadt mache, weiß ich noch nicht. Da läuft noch viel Wasser den Rhein hinunter.“ Es war 18.45 Uhr, als das vorläufige amtliche Endergebnis bekannt gegeben wurde – und die erste Stadtbeigeordnete Angelika Fesenmeyer (CDU) den vorher versteckten Blumenstrauß Gewinner Lintz überreichte. Begleitet vom Applaus von rund 50 Augenzeugen. Etliche davon machten sich später auf den Weg zum PWV-Haus Hüttenbrunnen, wo der Sieger und seine Helfer auf einen erfolgreichen Wahlkampf anstießen. Während der Verlierer sich erhobenen Hauptes daheim mit Verwandten und Freunden zuprostete.

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