Annweiler Kapelle zur lieben Frau: Rettungsaktion für Verein ein Erfolg

So sieht die Kapelle aktuell aus.
So sieht die Kapelle aktuell aus.

Auf sein 25-jähriges Bestehen blickt in Annweiler der Förderverein „Rettet die Kapelle“ zurück. Im Vergleich zu seinem fast sechs Jahrhunderte alten Schützling, der Kapelle „Zu unserer lieben Frau“, ist die kurze Zeitspanne zwar ein Klacks dennoch von nicht erwarteten Erfolgen gekrönt.

„Die Kapelle ist gerettet“, vermeldet Vereinsvorsitzende Iris Grötsch mit berechtigtem Stolz und erwägt, dem Verein nun eine neue, aktuelle Bezeichnung zu verleihen. Denn was in der verhältnismäßig kurzen Zeit mit Elan und Begeisterung geleistet worden ist, verdient Anerkennung.

Das schlichte, rechteckige Bauwerk, rund zehn Meter lang und etwa halb so breit, am südlichen Rand von Annweilers Bergfriedhof gelegen, war 1429 geweiht worden und fristete jahrhundertelang ein recht kümmerliches Dasein. Die Kapelle befand sich im Mittelalter weit außerhalb der von Mauern umzogenen Stadt und hatte zeitweise als Ort für Leichenpredigten Verwendung des mehr als 100 Jahre nach ihr angelegten Bergfriedhofs gefunden.

Gemälde von kunsthistorischem Wert

Da die Instandhaltung zu teuer geworden war, wollte die Stadt das Kirchlein damals schon verkaufen. Das Dach hatte begonnen durchzufaulen. In der Zeit der Französischen Revolutionskriege war die Kapelle Pulvermagazin und diente danach als Abstellplatz für allerlei Gerümpel. Aufsehen in Kreisen Kunstsachverständiger erregte sie erst Anfang des 20. Jahrhunderts, als innen die in der Folge des Bildersturms der Reformationszeit mit Kalkfarbe übertünchten Wände abzublättern begannen und nach und nach Gemälde von nie zuvor geahntem kunsthistorischem Wert freilegten.

Ein Gemälde zeigt, wie die Kapelle Zu Unserer Lieben Frau einmal ausgesehen hat.
Ein Gemälde zeigt, wie die Kapelle Zu Unserer Lieben Frau einmal ausgesehen hat.

1932 wurden die teils stark beschädigten oder durch nachträgliche Einbauten zerstörten Kunstwerke – es handelt sich um Secco-Malerei – freigelegt und 1970 erneut restauriert. Genutzt wurde das zum Kleinod gewordene Gotteshaus aber kaum. Es blieb Besuchern meist verschlossen. Aber 1999 kam die Wende: Otto Böhner, ein kunstsinniger Neubürger, war entsetzt über den Zustand. Er scharte eine Menge Gleichgesinnter um sich, und so wurde auf seine Initiative hin der Förderverein gegründet.

Kirchlein durch Neuerungen zugänglich gemacht

In relativ kurzer Zeit kam unter Böhners Vorsitz die erforderliche Summe von 1,2 Millionen Deutsche Mark durch Spenden zusammen. Vier Jahre nahmen die Restaurierungsmaßnahmen und Erhaltungsarbeiten in Anspruch. Das Dach musste neu gedeckt, die Empore stabilisiert, der Fußboden eingeebnet und verfugt werden. An den Außenwänden wurde der marode gewordene Verputz ausgebessert und neu gestrichen. Den größten Aufwand forderte die Festigung der Wandmalereien durch die Restauratorin Susanne Salomon-Hox nach gründlicher Untersuchung. Ende Dezember 2006 waren die Arbeiten beendet. Mittlerweile hatte Günter Frey den Vorsitz im Verein übernommen.

Seit 2019 ist Iris Grötsch Vorsitzende, ihr Stellvertreter ist Martin Graf. Wer gedacht hat, fortan hätten sich die Aufgaben für den Förderverein erledigt, täuscht sich. Neben Wartungsarbeiten musste die Kapelle dem Publikum besser zugänglich gemacht werden. 2020 wurde daher eine automatische Öffnungsanlage installiert und eine verglaste Kabine hinter der Eingangstür eingebaut. Von dort aus lässt sich mit der neu eingebauten Beleuchtung der Innenraum gut überschauen. 2021 mussten lange Setzungsrisse im Mauerwerk geschlossen werden, hervorgerufen durch instabilen Untergrund und wohl auch durch Folgen des vorbeifließenden Straßenverkehrs. Schon zuvor hatte man den Gehweg entlang der Straße verbreitern lassen und mit einer Hecke optisch abgesichert. 2023 stand insbesondere die Westseite, die Wetterseite, zum Ausbessern an. Konzertveranstaltungen kleiner Ensembles in der Kapelle, organisiert von Martin Graf, helfen, die Maßnahmen zu finanzieren.

Info

Am Sonntag, 8. September, dem Tag des Offenen Denkmals, ist die Kapelle von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Es finden bis 14 Uhr Kurzvorträge der Restauratorin statt. Um 16 Uhr konzertiert das Ensemble Fare del bene. Der Eintritt ist frei.

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