Bad Bergzabern Künftige Chefin als Praktikantin im Rathaus

Kathrin Flory, Bad Bergzaberns Verbandsbürgermeisterin in spe, bereitet der Rundgang durch die Verwaltung viel Spaß, wie sie ber
Kathrin Flory, Bad Bergzaberns Verbandsbürgermeisterin in spe, bereitet der Rundgang durch die Verwaltung viel Spaß, wie sie berichtet.

Zwischen Kathrin Florys Wahlsieg im November und ihrem Amtsantritt im Mai liegt ein halbes Jahr. Zeit, die die designierte Verbandsbürgermeisterin Bad Bergzaberns nutzt, um sich auf die neue Herausforderung vorzubereiten. Was sie dabei erlebt und wieso Müllsäcke für eine Überraschung sorgen.

Der Jubel bei Kathrin Flory war riesig als am 6. November das Ergebnis der Stichwahl zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern verkündet wurde. Die Sozialdemokratin hatte es geschafft, sie löst im Mai ihren Parteigenossen Hermann Bohrer auf dem Chefsessel ab. Eine große Aufgabe, die auf die Klingenmünstererin zukommt. Kann man sich darauf vorbereiten?

Schon am Wahlabend hatte Flory eine Vorstellung davon, wie das funktionieren soll. Sie wolle nach Möglichkeit in jede Abteilung der Verbandsgemeindeverwaltung hineinschnuppern und die Menschen und ihre Arbeit kennenlernen, kündigte sie vor nunmehr vier Monaten an. „Quasi wie eine Praktikantin.“ Im zurückliegenden Vierteljahr hat die Verwaltungschefin in spe genau das getan.

„Hätte mehr Verbesserungsvorschläge erwartet“

„Es macht mir unheimlich viel Spaß“, resümiert sie. Ihre erste Station als „Praktikantin“ sei bei den Hausmeistern gewesen. Dass ihre Kennelern-Tour ausgerechnet dort startete, ist kein Zufall. „Die haben überall Einblick, kommen überall rum“, erklärt sie die Idee dahinter. Unter anderem habe sie die Post geholt und verteilt. „Und ein elektronisches Türschloss haben wir ausgetauscht.“ Das seien wertvolle Einblicke in die tägliche Arbeit gewesen. Gleiches berichtet sie von ihren Rundgängen durch die Finanzabteilung, die Bauabteilung und die Verbandsgemeindewerke, wo sie sich habe erklären lassen, wie die Abgabenbescheide erstellt werden.

Die Rückmeldungen der Mitarbeiter zu ihrem Rundgang seien durchweg positiv gewesen, so Flory. Egal, ob auf dem Bauhof, in der technischen Abteilung des Rebmeerbads, bei der Gleichstellungsbeauftragten oder beim Ordnungsamt. „Ich hatte den Eindruck, dass sich die Leute freuen, erzählen zu können, was sie täglich arbeiten.“ Überrascht sei sie davon, dass kaum Negatives aus dem bisherigen Arbeitsalltag an sie herangetragen wurde. Denn neben dem Ziel, die Menschen und ihre Arbeit im Rathaus kennenzulernen, sollte ihre Stippvisite in den Abteilungen auch dazu dienen, Probleme aufzudecken, deren Lösung sie nach ihrem Amtsantritt angehen kann. „Ich hätte mehr Verbesserungsvorschläge erwartet“, sagt Flory.

Gelbe Säcke beschäftigen die Bürger

Dass die wenigen geäußerten Kritikpunkte nicht bedeuten, alles sei perfekt im Schloss, das ist ihr bewusst. „Wir müssen an manchen Stellen umstrukturieren“, kündigt Flory an und nennt die Schlagworte Digitalisierung und Homeoffice. Was das konkret bedeutet, kann sie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausführen. Wichtig sei ihr jedenfalls bei allen Möglichkeiten, die die Technik bietet, der persönliche Kontakt. „Der darf nicht verloren gehen“, betont Flory. Emotionen, Sympathien und auch Antipathien können ihrer Auffassung nach über Video kaum wahrgenommen werden.

Die überraschendste Erkenntnis nimmt sie aus dem Bürgerbüro mit. Dort habe sie hautnah erlebt, was „gefühlt das wichtigste Thema für die Menschen in der Verbandsgemeinde ist“. Kurioserweise ist es die Frage, ob Gelbe Säcke erhältlich sind, bei denen es seit geraumer Zeit Lieferengpässe gibt. Das hätten ihr die Mitarbeiter dort berichtet. Und tatsächlich: „Als jemand an der Theke danach gefragt hat, war ich irgendwie angespannt“, erinnert sich Flory. Denn, wenn keine Säcke da sind, gebe es negative Reaktionen. Die Mitarbeiter bekämen dann den Ärger über Dinge ab, für die sie gar nicht zuständig sind. Denn grundsätzlich sei die Kreisverwaltung für die Gelben Säcke zuständig. Dass es im Schloss überhaupt welche gibt, sei eigentlich nur ein Service für die Bürger. Grundsätzlich sei es „beeindruckend, was im Bürgerbüro alles zusammenläuft“.

Auch außerhalb des Rathauses auf Kennelern-Tour

In Vorbereitung auf ihre Zeit als Verbandsbürgermeisterin ist Flory nicht nur im Rathaus unterwegs. So sei sie unter anderem auch schon bei der Bundeswehr, der Bundespolizei, im Haus der Familie und in den Grundschulen gewesen. „Es ist wichtig, dass man sich kennenlernt“, sagt Flory. Was sie auf all ihren Stationen stets betont habe: „Bitte meldet euch, wenn ihr Unterstützung braucht.“ Als Bürgermeisterin wolle sie immer ansprechbar sein, auch wenn sie wisse, dass es auch Zeiten geben werde, in denen das nicht geht.

Ihr Ziel, alle Abteilungen vor der Amtsübernahme abzuklappern, möchte sie nach eigener Aussage in den verbleibenden Wochen erreichen. „Jedes Aufgabenfeld kann ich natürlich nicht abdecken“, betont sie. Generell ist ihr bewusst, dass sie bei aller Vorbereitung auch bei manchen Dingen einfach nachfragen müsse. Denn in der Verwaltung ist die gelernte Kinderkrankenschwester eine Quereinsteigerin. Bange ist ihr deswegen aber nicht, auch weil sie in den vergangenen Monaten gemerkt habe, dass sie schnell lerne.

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