Kreis Südliche Weinstraße Hilferuf des Cap-Markts

Voll besetzt waren die Zuhörerplätze im Herxheimer Rathaus bei der konstituierenden Sitzung des Ortsgemeinderates am Montagabend. Über drei Stunden dauerte die Sitzung, in der sich der Rat nicht nur mit den in der ersten Sitzung üblichen Formalien zu befassen hatte, sondern auch wichtige Entscheidungen treffen musste, etwa beim Bebauungsplan „Ehemaliges Firmengelände Lanzet“.

Wie mehrfach berichtet, wollen auf dem 5,66 Hektar großen Gelände zwei Investoren unter anderem ein Medical-Center, einen Baumarkt mit Baustoffhandel und einen Supermarkt bauen. Im Mai hatte der Rat dem Entwurf des Bebauungsplanes zugestimmt und die Offenlage beschlossen. Die eingegangenen Stellungnahmen und die sich daraus ergebenden Änderungen im Bebauungsplan erläuterte Doris Meyer vom Planungsbüro Pröll-Miltner aus Karlsruhe. Neben Bedenken wegen möglicher Altlasten auf dem ehemaligen Industriegelände und der Sorge um das zu erwartende hohe Verkehrsaufkommen waren es die Auswirkungen auf den Ortskern, die den Rat am meisten beschäftigten. So sieht etwa die Lebenshilfe inklusive Arbeitsplätze Südpfalz gGmbH (Lias) Offenbach durch den neuen Supermarkt „möglicherweise die Existenz“ des Cap-Marktes im Ortszentrum, den sie seit 2010 dort betreibt, bedroht. Zumal die Rewe-Group angekündigt hat, im letzten Drittel dieses Jahres in den Räumen des ehemaligen Markant-Marktes ebenfalls einen Supermarkt zu eröffnen. Mit rund 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche wäre dieser genauso groß wie der neue Edeka auf dem Lanzet-Gelände und etwa dreimal so groß wie der Cap-Markt. „Wir sind ursprünglich von anderen Rahmenbedingungen ausgegangen“, erinnerte Sven Koch (CDU). Niemand habe daran gedacht, dass Rewe Interesse an einem Supermarkt in den Räumen des alten Markant-Marktes haben könnte. Dennoch sei es die richtige Entscheidung, die Industriebrache Lanzet wiederzubeleben. Das Fehlen eines Supermarktes habe bereits dazu geführt, dass Kaufkraft abfließe, Herxheimer in Nachbargemeinden einkaufen würden. Gleichwohl nehme man die Sorge um den Cap-Markt ernst, so Koch. Die Lias-Stellungnahme habe die SPD-Fraktion am meisten beeindruckt, sagte Erwin Welsch. „Für mich ist das ein Hilferuf des Cap-Marktes an die Ortsgemeinde, an die Verwaltung und den Rat“, so Welsch. Hier mache sich jemand Sorgen um die Arbeitsplätze, Sorgen um die „gute Arbeit, die der Cap-Markt liefert“, eine Arbeit die für die Menschen mit Behinderung sinnstiftend sei. Welsch schlug vor, den Arbeitskreis Ortsmarketing und Agenda 21 wieder zu aktivieren, die Verantwortlichen des Cap-Marktes mit ins Boot zu nehmen und zu schauen, wie dem Cap-Markt eine gute Zukunftsperspektive gegeben werden könne. „Der Cap-Markt ist eine Keimzelle für die Wiederbelebung des Ortskerns“, sagte Lothar Sator (Grüne). Vielleicht sei es auch für den Investor auf dem Lanzet-Gelände eine Option, sich neu auszurichten, da die Wiedereröffnung des ehemaligen Markant-Marktes der Wirtschaftlichkeitsrechnung des neuen Verbrauchermarktes neue Zahlen vorgebe. Sorgen bereitet den Grünen die Umgestaltung der St.-Christophorus-Straße, die in einem Tausch Hauptstraße gegen südliche Ortsrandstraße in eine Landesstraße umgewandelt werden solle. Christian Fetsch (FWG) forderte, dass es bei der Verkehrsregelung in der St.-Christophorus-Straße keine Minimallösung geben dürfe. Er befürchtet ein erhöhtes Verkehrsaufkommen und sprach sich für eine Abbiegespur aus. Zweifel hat Fetsch an der Eröffnung des Rewe-Marktes im Ortskern. Bisher seien dort noch keinerlei Aktivitäten zu erkennen. Der Rat ermächtigte die Verwaltung, mit den Investoren auf dem Lanzetgelände Verhandlungen zum Abschluss einer städtebaulichen Vereinbarung zu führen. Darin soll eine Kostenübernahme für die Veränderung der Verkehrsanbindung bei der Umwidmung der St.-Christophorus-Straße zur Landesstraße geregelt werden. Außerdem soll die Mitbenutzung der Stellplätze von Super- und Baumarkt durch die Gemeinde erlaubt werden. Weiter soll der Investor verpflichtet werden, auf der Westseite einen Ballfangzaun zu errichten. (jpa)

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