Kreis Südliche Weinstraße Gedankenspiele

In Hannover sind E-Busse schon im Einsatz, hier wird an einer Ladestation „aufgetankt“.
In Hannover sind E-Busse schon im Einsatz, hier wird an einer Ladestation »aufgetankt«.

Im Bereich der Rhein-Neckar Verkehrs GmbH (RNV) in Mannheim hat die Daimler-Benz AG eine Initiative gestartet, die neben der Umrüstung von Straßenbahnen auch die von Bussen vorsieht. Doch den E-Bus aus dem Hause Daimler gibt es noch nicht. Der Konzern will die Serienfertigung erst bis zum Jahresende aufnehmen. Und die Reaktionen aus der Südpfalz? Winfried Becker, Betriebsleiter der Queichtal Nahverkehrsgesellschaft GmbH (QVN) mit Sitz in Münchweiler an der Rodalb, die seit Jahrzehnten Buslinienverkehr im Queichtal und in der Südwestpfalz betreibt, sagt, dass sich seine Firma schon länger Gedanken über das Thema mache. Derzeit steht auf dem Betriebshof in Annweiler noch kein elektrisch betriebenes Großfahrzeug. Bei der nächsten Ersatzbeschaffung will sich das Unternehmen überlegen, eventuell einen Elektrobus anzuschaffen. „Dafür müssen wir aber konkret wissen, was ein Hersteller anbietet und ob die Anforderungen, wie sie ein Bus für unseren Verkehr hat, erfüllt werden können. Nicht zuletzt die Reichweite und die Ladeinfrastruktur sind mitentscheidende Kriterien. Das Ganze muss praktikabel sein.“ Es bräuchte für eine Testphase also zumindest mal einen E-Bus. Die QVN verfügt aktuell über 160 Busse, wobei ein Diesel-Neufahrzeug zwischen 200.000 und 250.000 Euro kostet. Doch ein E-Bus, der Vergleichbares wie Dieselfahrzeuge leistet, schlägt mit einem Anschaffungspreis von 450.000 Euro zu Buche. Mehr als drei oder vier Busse pro Jahr könnten also schon aus Kostengründen von der QVN gar nicht ausgetauscht werden, sagt Becker. „Ohne Unterstützung der öffentlichen Hand ist das für unser Unternehmen, aber auch für andere Firmen, überhaupt nicht machbar.“ Palatinabus GmbH in Edenkoben beschäftigt sich schon geraume Zeit mit dem Thema E-Bus. „Doch die Technik ist bei Weitem noch nicht so fortgeschritten, dass sie den Erfordernissen, die an einen modernen großen Omnibus gestellt werden, gerecht wird“, sagt Geschäftsführer Marcus Weigl. So seien die Akkus viel zu schwer, dies schränke die Ladekapazitäten für die Fahrgäste ein. „Man stelle sich vor, man müsste den potenziellen Fahrgästen sagen, Entschuldigung, ich kann leider von ihrer zehnköpfigen Wandergruppe nur fünf Leute mitnehmen, denn sonst ist das zulässige Gesamtgewicht des Busses überschritten. Die zeigen mir doch den Vogel“, gibt Weigl zu bedenken. Seine Firma setzt derzeit inklusive der beauftragten Subunternehmen 130 Busse im Kreis Südliche Weinstraße und den Städten Landau und Neustadt ein. „Omnibusse mit Elektrobetrieb sind ja auch keine neue Erfindung. Schon vor 70 Jahren gab es Busse, die mittels Oberleitungen mit Strom angetrieben wurden und durch die Städte fuhren. In Kaiserslautern war dies noch bis 1986 der Fall“, erinnert sich der Manager. Probleme habe es dort weniger wegen der Technik gegeben, als vielmehr mit Umleitungen, da ja nicht alle Straßen mit Oberleitungen bestückt waren. Weigl macht auch einen weiteren Umstand aufmerksam: „Die Fahrgäste wollen im Winter nicht frieren und im Sommer nicht schwitzen. Also benötigt ein Bus eine Heizungs- und Klimaanlage.“ Deren Betrieb gehe auf Kosten der Leistung, denn auch diese Anlagen müssten mit Strom aus den Akkus gefüttert werden. Aktuell wird Palatinabus weiter auf die vorhandenen Dieselbusse setzen, die eine Lebensdauer von bis zu 20 Jahren haben und in dieser Zeit rund 1,5 Millionen Kilometer zurücklegen. „Wenn die Technik stimmt, werden wir sicher mit die Ersten sein, die umstellen“, blickt Weigl voraus. Wie Moritz Feier, Pressesprecher beim RNV, sagt, mache die Mitarbeit in der Beschaffungsinitiative vor allem dann Sinn, wenn die Industrie große Stückzahlen liefern könne. „Dies ist heute aber noch nicht der Fall. Kurzfristig war es für RNV wichtig, schnell erste Fahrzeuge zu bekommen, um die neuen Linien in Heidelberg und Mannheim elektrisch fahren zu können.“ Ab Ende 2018 werden in beiden Städten jeweils drei Fahrzeuge eingesetzt, die elektrisch fahren. Axel Thiemann, Pressesprecher beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) in Mannheim, äußer die Hoffnung, dass sich bei den sogenannten Linienbündel etwas tun könnte. Dort sind auf die Dauer von acht bis zehn Jahren die jeweiligen Linien vertraglich gebunden. Bei einer Neuausschreibung könnten hier Vorgaben für E-Busse einfließen. Er sieht die Kosten ebenfalls als großen Hemmschuh für eine Umrüstung. Ohne Unterstützung von der Politik gehe es nicht. Doch wie Zuschüsse von Bund, Ländern oder Kreisen ausfallen könnten, sei derzeit noch nicht abzusehen.

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