Herxheim Die Seithers: Drei Brüder, drei Fraktionen

Familientreffen mit kommunalpolitischer Note (von links): Thomas, Otto, Markus und Christoph Seither.
Familientreffen mit kommunalpolitischer Note (von links): Thomas, Otto, Markus und Christoph Seither.

Sie diskutieren mit ihrem Vater schon länger gerne über die Ortspolitik. Nun aber sitzen die drei Seither-Brüder auch im Gemeinderat – für drei unterschiedliche Fraktionen. Kann das gut gehen?

Die Herxheimer Ortspolitik und vor allem auch die Entwicklung des Ortes wird in der Familie Seither groß geschrieben. Herxheimer Ortspolitik ist bei den Seithers gleichzeitig auch Familienpolitik – zumeist freitagnachmittags kommt Otto Seither mit seinen drei Söhnen zusammen. Und dann wird auch das eine oder andere kommunalpolitische Thema intensiv diskutiert. „Meine Frau und ich treffen uns mit den Familien unserer Kinder, auch meine Enkel sind dabei, und dann kommen gern mal die Dinge auf den Tisch, die die Bürger im Ort bewegen“, sagt der 67-jährige gelernte Verwaltungswirt, der seit vergangenem Jahr im Ruhestand ist und bei der Aufsicht- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Neustadt im Bereich der Grundschulen gearbeitet hatte.

Kommunalpolitik liegt Familie am Herzen

Das Besondere ist nun, dass bei der jüngsten Kommunalwahl im Juni die Brüder Markus (FWG), Thomas (Grüne) und Christoph Seither (CDU) in den Herxheimer Gemeinderat gewählt wurden und für jeweils unterschiedliche Fraktionen am Ratstisch sitzen. Im Ort sind sie schon von dem einen oder anderen Bürger darauf angesprochen worden. Die Leute wissen, dass „wir Brüder sind“, sagen sie. „Ich habe quasi den Stab an meine drei Söhne weitergegeben“, sagt Otto Seither, der zwar nicht mehr im Ortsgemeinderat sitzt, aber im Verbandsgemeinderat Herxheim weiterhin dabei ist. Für die Kommunalpolitik, die ihm seit vielen Jahren schon am Herzen liegt, konnte er seine drei Söhne jedenfalls unisono begeistern. Am Ratstisch wollen Sie fair miteinander „streiten“. Geheime Absprachen zwischen den Seithers werde es nicht geben – so weit geht die Bruderschaft dann doch nicht.

Otto Seither gehört inzwischen zur Fraktion der Grünen. Kommunalpolitisch angefangen hatte er bei der FWG, war dann aber zu den Grünen gewechselt, da die Politik dort, gerade was ökologische und die verkehrstechnische Aspekte betrifft, eher seinen Vorstellungen entspricht.

Wie so oft sitzt er auch an diesem Freitag wieder mit seinen drei Söhnen am Esstisch zusammen. Es gibt Kaffee und süße Teilchen. Ist Herxheim fahrradfreundlich: „Gerade für die Fahrradfahrer könnte in Herxheim mehr gemacht werden“, sagt Otto Seither, der selbst gerne und oft mit seinem Drahtesel unterwegs ist. Besonders die Nord-Süd-Verbindung durch den Ort sei alles andere als zweiradfreundlich.

Diskussion um Fahrradfreundlichkeit

Thomas Seither nickt. Der 44-jährige Volkswirt ist zumindest was die Fraktion angeht am dichtesten an seinem Vater dran. Er sitzt künftig für die Grünen am Ratstisch. „Mich interessiert, was in der Gemeinde passiert. Verkehrstechnisch haben wir in Herxheim Nachholbedarf. Das Fahrrad sollte mehr im Vordergrund stehen. So mancher Herxheimer traut sich nicht aufs Rad, weil es zu gefährlich ist, im Ort damit zu fahren“, stimmt er seinem Vater zu. Was in positivem Sinne möglich sei, werde in Landau deutlich. Dies sei ein gutes Beispiel für die Gestaltung von fahrradfreundlichem Verkehr.

Viel Verkehr: Blick in die Herxheimer Hauptstraße.
Viel Verkehr: Blick in die Herxheimer Hauptstraße.

Diesbezüglich etwas zurückhaltender argumentiert Markus Seither. Der 46-Jährige, der bereits seit Jahren für die FWG kommunalpolitisch aktiv ist, verweist darauf, dass die jetzigen Lösungen gar nicht so schlecht seien und es weitere Ideen zur Verbesserung gebe. Dass der Durchgangsverkehr in der Hauptstraße nicht ohne sei, stellt der gelernte Verwaltungswirt nicht in Abrede. „Aber man kann die Leute nicht vom Auto aufs Rad zwingen“, sagt er abschließend. „Ohne verkehrstechnische Anreize gelingt der Umstieg jedoch nicht“, kontert sein Bruder Thomas Seither.

Und der Durchgangsverkehr?

Auch der Jüngste am Tisch, Christoph Seither (28), der als IT-Administrator tätig ist, und sich schon früh im Herxheimer Jugendparlament engagiert hat, sieht in Sachen Radwegen noch Optimierungsmöglichkeiten. Eine Hauptstraße ohne Durchgangsverkehr sieht er unterdessen mit Blick auf die vielen Geschäfte, die sich dort befinden, kritisch. „Da müsste es dann auch eine Lösung für die Geschäftsleute geben“, sagt der Christdemokrat und denkt dabei spontan an dezentrale Packstationen, in denen die Waren zur Abholung bereitgelegt werden könnten.

An diesem Gespräch über den innerörtlichen Verkehr wird deutlich, wie die Seithers die Ortspolitik diskutieren. Es dauert nicht lange, bis es um die Parksituation im Ort geht, „die ebenfalls nicht einfach ist“. Als der Vater von Gebühren und mehr Kontrolle spricht, beginnt gleich die nächste Diskussion. Auch die plötzlich aufkommende Frage, wie viel Bauplätze Herxheim noch braucht, sorgt für weiteren Gesprächsstoff.

Schwimmbad ist Standortfaktor

Klar ist, die Familie ist nicht immer einer Meinung, aber gewisse Übereinstimmungen in der Betrachtungsweise sind erkennbar. „Wir leben hier, schließlich wollen wir alle den Ort voranbringen“, sagt Otto Seither. Einig sind sich alle vier beispielsweise in dem Punkt, dass das Waldfreibad Herxheim für die Gemeinde ein wichtiger Standortfaktor ist, auch wenn es viel Geld kostet. Auch die Vereine und die Kultur dürfen nicht zu kurz kommen. Die Söhne stimmen zu.

Dann geht es noch einmal etwas weg von Herxheim. Es wird ein Problem angesprochen, dass auch anderen Bürgermeistern und Gemeinderäten Schweißperlen auf die Stirn treibt. Das Land dürfe die Gemeinden bei Pflichtaufgaben wie den Kitas nicht alleine lassen, sagen die Seithers unisono. Neu- und Erweiterungsbauten seien teuer, oft sei der Kita-Unterhalt kaum zu stemmen. Einig ist man sich auch, dass die Gemeinde sich nicht weiter verschulden kann, sondern es schaffen muss, einen ausgeglichenen Haushalt auf die Beine zu stellen.

Erste gemeinsame Sitzung am 27. August

Fast hätte es vor fünf Jahren schon geklappt, dass die drei Brüder in den Ortsgemeinderat gekommen wären. Aber letztlich wurde nur der Vater in den Rat gewählt. „Mein ältester Sohn Markus ist dann im Lauf der Wahlperiode nachgerückt“, erklärt Otto Seither. Der neugewählte Herxheimer Gemeinderat kommt nun am 27. August erstmals zusammen. In dieser Sitzung werden sich die drei Seither-Brüder erstmals offiziell gegenüber sitzen – diesmal aber nicht mit Kaffeestückchen und ohne ihren Vater. „Nun wird es ernst mit der Kommunalpolitik bei den Brüdern Seither, nun sind sie in der Verantwortung“, sagt Otto Seither abschließend.

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