Kreis Südliche Weinstraße Die Entscheidung fällt Ende Juni

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Die Anspannung bei den Einheimischen war spürbar. Sie wurde noch größer, weil die Jury erst mit rund einer Stunde Verspätung aus der Schweiz angereist war. Begrüßt wurde sie musikalisch von den „Schoppensängern“ mit einem „Herzlich willkommen in unserem kleinen Ort“. „Klingenmünster zeichnet sich durch ein tolles bürgerschaftliches Engagement sowie beispielhafte soziale und kulturelle Aktivitäten und Maßnahmen für eine nachhaltige Ortsentwicklung aus“, stellte Leonhard Rill (München) von der Europä-ischen Dorferneuerungsjury fest. Gemeinsam mit Nadja Häupl, zählte er zu den beiden deutschen Teilnehmern der Bewertungskommission. In Klingenmünster als Jury-Mitglieder gestern dabei waren auch Carlo Lejeune aus Belgien und Hartwig Wetschko, Architekt im österreichischen Bundesland Kärnten. Ob dies für Ortsbürgermeister Erwin Grimm (FWG) bereits ein Wink mit dem Zaunpfahl war, muss sich allerdings erst noch beweisen. Mehr konnte man gestern bei der Rundfahrt und dem Rundgang der Mitglieder der Jury allerdings nicht heraushören, selbst wenn man Mäuschen gespielt hätte. Die Entscheidung über den Sieger fällt erst Ende Juni in München. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen einer mehrtätigen Veranstaltung vom 8. bis 10. September im ungarischen Tihany. Mit Klingenmünster bewerben sich weitere 23 europäische Gemeinden um den von der Europäischen Arbeitsgemeinschaft Landentwicklung und Dorferneuerung mit Sitz im österreichischen St. Pölten unter dem Motto „Of-fen sein“ ausgeschriebenen Dorferneuerungspreis. Die Mitglieder der Bewertungskommission sprachen von Herausforderungen in der Zukunft durch den Rückgang der Bevölkerungszahlen, Überalterung, einem steigenden Leerstand von alter, meist ehemals landwirtschaftlich genutzter Bausubstanz in den Dorfkernen oder neuen Lebensstrukturen. Klingenmünster habe sich durch den Dorfwettbewerb inspirieren lassen, habe sich schon seit längerem auf den Weg gemacht und langfristige Konzepte und Pro-jekte ausgearbeitet, um das Dorfleben zu stärken und Zukunftsperspektiven zu entwickeln, sagte Rill. Bei der Begrüßung der Jury-Mitglieder sprach Ortsbürgermeister Grimm nicht ohne Stolz von dem Engagement von 20 örtlichen Vereinen mit mehr als 2800 Mitgliedern und dem Hinweis auf alle Einrichtungen der Daseinsvorsorge am Ort, beschränkte sich damit auf allgemeine Angaben zu Klingenmünster mit seinen rund 2400 Einwohnern. Ortsbeigeordneter Hans-Peter Bauer, Hauptorganisator der vierstündigen Visitation, stellte in einer Präsentation das mit seinen Aktivitäten und Einrichtungen reiche August-Becker- Dorf vor, ging dabei auch auf die Entwicklungskonzepte, wirtschaftliche Initiativen, Beteiligung der Bürger, die nachhaltige Sicherung der dörflichen Strukturen, die Verkehrsinfrastruktur, die demografische Entwicklung sowie die Initiativen im sozialen und kulturellen Bereich ein. Dank galt den vielen Helfern, die sich auf unterschiedlicher Weise in Klingenmünster einbringen würden. Verbandsbürgermeister Hermann Bohrer (SPD) berichtete über die Aktivitäten der Brücken-Preisträger „Amicale des Maires“, der Freundschaft der Bürgermeister von Bad Bergzabern und Weißenburg, die gemeinsame Wasserver- und -entsorgung über Bundesgrenzen hinweg. Anschließend verschaffte sich die Jury vor Ort einen Eindruck. Ziele waren der Dorfmittelpunkt , der Besuch des August-Becker-Hauses mit Brunnen, des Klosters und des Stiftgutes Keysermühle, Rathaus und Bücherei, Burg Landeck, das Pfalzklinikum, die Fischtreppe oder das Museum. Beim Besuch im Weingut Porzelt hörte die Jury Interessantes über Biowein. Beim Spaziergang und der anschließenden Rundfahrt sparte die Jury nicht mit Lob für den Einsatz und das Engagement im Kampf um den Erhalt der eigenen Identität und den Bemühungen zur Integration der neuen Bürger. Sie bestärkte die Dorfgruppen zur positiven Weiterarbeit. Jetzt bleibt den Bürgern Klingenmünsters nichts mehr anderes übrig, als abzuwarten, ob ihr Dorf zu europäischen Ehren kommt. |som

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