Kreis Südliche Weinstraße Der Natur erhobener Zeigefinger
„Man kann die Schöpfung nicht bewahren, wenn man nicht das Ganze sieht.“ Das ist die feste Überzeugung eines der wohl bekanntesten Umweltschützer in Rheinland-Pfalz: Ulrich Mohr, der heute in Hochstadt seinen 75. Geburtstag feiert.
Das Ganze. Ja, Mohr, der einstige Frontmann des Bundes für Umwelt- und Naturschutz (BUND), verflechtet im Gespräch mit der RHEINPFALZ gekonnt und rhetorisch geschliffen – sowohl in Hochdeutsch als auch in Pfälzisch – viele gesellschaftliche Bereiche: „Ich empfehle meinen Mitstreitern im BUND immer, den Wirtschaftsteil der Zeitung zu lesen: ,Dann wisst Ihr, was Sache ist’.“ Der „Totalpfälzer“, wie er sich selbst scherzhaft nennt – seine Gene kreuzen sich mit Familien aus Kusel, Ludwigshafen und Hochstadt – sorgt sich sehr um unseren Planeten. „So einen Wandel in einer Generation gab es noch nie. Aber man sollte nicht einfach klagen, sondern erst mal durchschauen, warum es so ist.“ Das nimmt der studierte Philologe und ehemaliger Lehrer für sich in Anspruch. Trotz des für ihn deutlich spürbaren Wandels der Umwelt („Wo sind die Spatzen oder Lerchen geblieben?“) ist ihm Naturschutz-Fanatismus fern: „Mein Bestreben war es immer, Leute zusammenzubringen, Ideen zu setzen und in die politischen Kreise zu bringen. Manchmal ist die Politik ideenlos und dankbar für Anregungen. Einmal klappt’s, das andere Mal nicht“, sagt der Mann, der sich selbst einst für die FDP in Hochstadt engagierte, gar als erster Beigeordneter 1983 die 1200-Jahr-Feier organisierte. Nach dem Bruch der sozialliberalen Koalition unter Kanzler Schmidt (SPD) und Außenminister Genscher (FDP) 1982 hat er den „heute Neoliberalen“ den Rücken gekehrt. Der BUND sei für ihn die richtige Plattform, sich zu engagieren. Denn die Institution biete gesellschaftlich-politisch eine große Bandbreite: Themen wie Landwirtschaft, Naturschutz, Abfallwirtschaft, Hochwasser- oder Siedlungspolitik und Verkehr. Apropos Verkehr: Der BUND habe nichts gegen neue Straßen – „aber nur dort, wo sie sinnvoll sind“. Mohr ist auch für Umgehungsstraßen, doch sie sollten ortsnah verlaufen und sich nicht als große und breite Trassen durch die Kulturlandschaft oder den Pfälzerwald fressen. „Wir wissen, dass Lastwagen das beste Transportmittel für Waren im Bereich von 200 bis 300 Kilometern sind.“ Alles, was weiter ist, müsse auf die Schiene. So sei der Ausbau der Queichtalbahnstrecke zwingend geboten, anstatt den vierspurigen Ausbau der B 10 voranzutreiben. Der Träger des Landesverdienstordens ist mit seinen 75 Jahren voller Elan. Doch er will nun kürzer treten, sich mehr der Familie mit vier Kindern und sieben Enkeln widmen. Auch will er mit seiner Frau mehr verreisen: „Es gibt so viel schöne Orte in Deutschland und seinen Nachbarländern.“ Und dann ist da noch sein Garten mit über 3000 Quadratmetern. „Ich fühle mich in Hochstadt sauwohl.“ (rww)