Kreis Südliche Weinstraße Der letzte Flug

Am 25. Februar 1944 startete vom Stützpunkt der 457ten Bombardment Group im englischen Glatton ein Flugzeuggeschwader der US Air Force mit dem Auftrag, Städte in Deutschland zu bombardieren. Die Boeing B-17 waren auf dem Weg nach Augsburg. Teil der zehnköpfigen Besatzung war auch der Co-Pilot William „Bill“ Baxendale aus St. Louis. Für den 22-Jährigen sollte es, ebenso wie für weitere Kameraden, der letzte Flug sein. Er endete auf einem Grundstück in Birkweiler. Mehr als 73 Jahre später besuchte nun der Neffe des Co-Piloten, Jim Baxendale, die Absturzstelle.

Über Birkweiler wurde die Besatzung in ihren Maschinen von deutschen Abfangjägern beschossen und schwer getroffen. Einige versuchten sich noch mittels Fallschirm zu retten, doch drei schafften es nicht mehr, das Flugzeug zu verlassen, so auch Bill Baxendale. Die Boeing streifte noch ein paar Baumwipfel, ehe sie auf das Grundstück des Winzers Hans Eppler stürzte.

Vermisstenforscher stellt Verbindung her

Mehr als 73 Jahre später besuchte nun der Neffe des Co-Piloten, Jim Baxendale, die Absturzstelle. Begleitet wurde er von seinem Sohn Matt. Die Verbindung nach Birkweiler kam über Uwe Benkel aus dem westpfälzischen Heltersberg zustande, der nach eigenen Angaben seit Ende der 1980er-Jahre schon rund 140 Flugzeugwracks in Deutschland ausgegraben hat. Benkel gründete 1989 die Arbeitsgruppe für Vermisstenforschung, die vermissten Fliegern der kriegsführenden Nationen ihren Namen zurückgeben und für eine angemessene Grabstätte sorgen will. Der Sohn des Grundstücksbesitzers Hans Eppler, der ebenfalls Hans heißt und zum Zeitpunkt des Absturzes sieben Jahre alt war, zeigte den Verwandten des Absturzopfers zusammen mit Ortsbürgermeister Bernd Flaxmeyer und Hans Konstanzer, einem weiteren Augenzeugen, die Stelle auf dem Birkweilerer Friedhof, wo die drei Toten, die sich im Wrack des Flugzeugs befanden, damals zunächst bestattet wurden. Jim Baxendale zeigte vor Ort dann ein Foto seines Onkels in Uniform.

Deutscher Pilot besuchte verletzten Amerikaner 

Wie Flaxmeyer den Gästen erklärte, war es für die damaligen Bürger ein großes Anliegen, die Soldaten würdig zu bestatten. Mitten im Krieg den Feinden die letzte Ehre zu erweisen, war sicher etwas ungewöhnlich – und deshalb umso bemerkenswerter. Im Sommer 1945, direkt nach Kriegsende, wurden die Toten dann exhumiert und auf den Soldatenfriedhof St. Avold in Lothringen überführt. Baxendales Eltern wollten nicht, dass der Leichnam ihres Sohnes in die Heimat gebracht wird. „Sie sagten, dass sie durch seine Anwesenheit nicht immer wieder alte Wunden aufreißen wollten. Sie legten großen Wert darauf, dass ihr Sohn zusammen mit seinen Kameraden die letzte Ruhe findet“, sagte Jim Baxendale. Eppler und Konstanzer erklärten bei den Besuchern aus den Staaten, dass andere Soldaten sich mit ihren Fallschirmen in den Bäumen verfangen hätten. Einer, der über dem Wiesental bei Ranschbach abgesprungen war, wurde erst viel später gefunden. Wie Eppler berichtete, kam am Tag nach dem Absturz der deutsche Pilot, der die Amerikaner abgeschossen hatte, nach Birkweiler und holte sich eine Korbflasche Wein. Wenige Tage später besuchte er den überlebenden US-Piloten, 2nd Lieutenant Archie F. Bower, im Krankenhaus. „Er hatte ein kühles Bier und Zigaretten im Gepäck. Eine zündete er dem durch starke Brandverletzungen gehandicapten Gegner auch gleich an. Wie der deutsche Soldat hieß, weiß ich leider nicht“, sagte Hans Eppler.

Noch Jahre später Wrackteile entdeckt

Er weiß aber noch ganz genau, wo die drei Soldaten damals lagen, als er kurz nach dem Absturz an die Unglücksstelle kam. „Hier lag John Popowitz, hier Jesse Hirschberg und hier Bill Baxendale“, zeigte er die Plätze konkret auf. Die Identität der drei Piloten konnte damals anhand der Kleidung ermittelt werden. „Jahre später fanden wir beim Neubau unseres Hauses noch kleine Wrackteile. Die waren ja damals sehr weit verstreut worden. Die meisten wurden aber in den Tagen nach dem Absturz von deutschen Soldaten abgeholt“, sagte Eppler. Benkel hatte noch ein besonderes Erinnerungsstück für die Baxendales dabei. Auf Holz befestigte er drei kleine Wrackteile der in Birkweiler abgestürzten B 17 und fasste das Ganze in einen Rahmen, den er Jim Baxendale überreichte. Dieser revanchierte sich mit einer Flagge seiner Heimatstadt St. Louis. Auch Flaxmeyer durfte eine solche entgegennehmen. Im Gegenzug gab es ein paar Flaschen Birkweilerer Weines für die amerikanischen Gäste.

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