Herxheim Arbeitskreis Ruanda verspricht sich Entwicklungsschub in Partnerregion

Der Arbeitskreis Ruanda hat unter anderem dabei geholfen., Schulen im ostafrikanischen Land zu errichten.
Der Arbeitskreis Ruanda hat unter anderem dabei geholfen., Schulen im ostafrikanischen Land zu errichten.

Der Arbeitskreis Ruanda aus Herxheim unterstützt durch viele Projekte Menschen in der afrikanischen Partnerregion. Die Partnerschaft lebt auch nach vier Jahrzehnten weiter – wenn auch unter geänderten Vorzeichen.

Ruanda ist zwar ein schönes Land. Das berichten viele Menschen, die das „Land der Tausend Hügel“ mit seinen 13 Millionen Einwohnern bereist haben. Aber selbst für afrikanische Verhältnisse gilt es als arm: Es hat kaum Industrie und Rohstoffe, so dass sich die meisten Bewohner von der Landwirtschaft und Viehzucht ernähren müssen. Unterstützung kommt aus Rheinland-Pfalz und dabei auch aus Herxheim.

1982 gingen Rheinland-Pfalz und Ruanda eine sogenannte Graswurzelpartnerschaft ein. Bis heute steht diese Zusammenarbeit für eine bürgernahe, dezentrale und effiziente Entwicklungspolitik. Kommunen, Vereine, Kirchengemeinden, Schulen, Universitäten und Privatpersonen unterhalten Beziehungen zu ihren afrikanischen Partnern. Projekte werden vor Ort angestoßen, die Akteure in Rheinland-Pfalz begleiten und finanzieren sie, doch es fließt kein Geld direkt an die ruandische Regierung.

Zuerst wurden Schulen geschaffen

Die Idee der Graswurzelpartnerschaft fiel in Herxheim auf fruchtbaren Boden. Kuno Ehmer gründete damals zusammen mit zehn Mitstreitern den „Arbeitskreis Ruanda“, der zwar von der Verbandsgemeinde finanziell unterstützt wird, doch in seinen Entscheidungen nicht an Weisungen gebunden ist.

In Nyakinama wurde eine passende Partnerkommune gefunden. Vermittler und Ansprechpartner war Pater Franz Maurer, der in dem christlich geprägten Land viele Kontakte herstellen konnte. Ehmer erzählt von den Anfangsjahren: „Es gab keine Schulgebäude, nur Hütten, ohne Tische und Stühle.“ Es wurden Klassenräume gebaut, möbliert und mit Arbeitsmaterial versorgt, in einem Jahr allein zwölf Säle. „Mithilfe der Bundeswehr schickten wir Spanplatten und Farben hin, damit sie Tafeln bauen konnten.“ Nach den Kindergärten und Elementarschulen verbesserten die Herxheimer die Ausstattung der Berufsschule und anderer weiterführender Schulen.

Auch Gefängnisinsassen geholfen

Genauso wichtig war den Herxheimern die Unterstützung des Gesundheitszentrums. Sie halfen bei der Medikamentenbeschaffung gegen tropische Krankheiten. In Herxheim wurde ein Geländewagen zum Krankentransporter umgebaut und von einem Arbeitskreis-Mitglied selbst nach Nyakinama gebracht. Ehmer erwähnt auch die Hilfe für Gefängnisinsassen, die keinen Zugang zu Medikamenten hatten. Außerdem habe man bauliche Maßnahmen finanziert, um Frauen in den Gefängnissen von den Männern zu trennen.

Die Liste der unterstützten Projekte ist so lang, dass sie nicht alle hier aufgeführt werden können. Die Vorschläge seien vom ruandischen Arbeitskreis gekommen, „weil die Menschen vor Ort am besten wissen, was nötig ist, nicht wir“, so Ehmer. Sie hätten sich dann um die Finanzierung gekümmert, die vom Land, der Verbandsgemeinde und vom Arbeitskreis übernommen werde. Dabei sei die Gruppe nach wie vor auf Spenden angewiesen. Außer Geld schickten die Herxheimer auch Sachspenden, wie Nähmaschinen, Rollstühle und Werkzeuge ins Partnerland.

Vereinsführung abgegeben

Als in Ruanda der grausame Bürgerkrieg ausbrach, kam die Partnerschaftsarbeit zum Erliegen. Kuno Ehmer befand sich allerdings zwischenzeitlich auf Partnerschaftsbesuch und musste um sein Leben fürchten. Nur mit Hilfe der Deutschen Botschaft konnte er Ruanda verlassen und vom Nachbarland Burundi aus den Heimflug antreten. Nach dem Bürgerkrieg nahm der Herxheimer Arbeitskreis die Projektarbeit wieder auf – unter geänderten Voraussetzungen. Seit einer Gebietsreform der ruandischen Regierung ging die Gemeinde Nyakinama in dem Distrikt Musanze auf. Der Arbeitskreis vor Ort sei aufgelöst, einen Ansprechpartner gebe es nicht mehr, bedauert Ehmer.

Längst hat der pensionierte Lehrer die Vereinsführung in jüngere Hände gelegt. Vorsitzender Michael Schreiber blickt trotz der Veränderungen positiv in die Zukunft. Die Projekte seien breiter gestreut, da die neue Verwaltungseinheit ein viel größeres Gebiet umfasst. Und die Kontakte zu den Partnern seien durch die modernen Medien einfacher geworden als zu Beginn der Partnerschaft.

Die Herxheimer werden sich wie bisher um Schulen, Landwirtschaft, Gesundheit und individuelle Hilfen für Bedürftige kümmern. Einen Entwicklungsschub verspricht sich Schreiber von der Firma Biontech, die in Ruanda Impfstoffe produzieren wird. „Das ist ein positives Zeichen, verbunden mit der Hoffnung, dass das ganze Land davon profitiert – quasi bis hinab zur Graswurzel.“

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