Altdorf Anwohner kritisieren angeblichen Luxuskreisel

Der Altdorfer Kreisel soll mit Skulpturen aufgewertet werden. Dieses „Kunstwerk“ stammt vielleicht noch aus der Hexennacht.
Der Altdorfer Kreisel soll mit Skulpturen aufgewertet werden. Dieses »Kunstwerk« stammt vielleicht noch aus der Hexennacht.

Vergangenes Jahr wurde der neue Kreisel an der Ortseinfahrt von Altdorf freigegeben. Nun soll das Innere des Runds optisch aufgewertet werden – unter anderem mit einem Kunstwerk. Doch gegen die vorgesehene Art der Verschönerung regt sich Widerstand.

Die Kritiker der Kreisel-Gestaltung sind Bewohner des in der Nähe befindlichen Neubaugebiets „Rechts der Speyerer Straße“. Ihnen missfällt, dass Sandsteinskulpturen für den Kreisverkehr angedacht seien – im Wert von rund 30.000 Euro. Eine geplante Bewässerungsanlage würde zusätzlich mit 5000 Euro kosten. Der Kreisel bietet den Bewohnern eine direkte Zufahrt zu ihrem Wohngebiet.

Zudem wurde ein barrierefreier Gehweg gebaut, auch ein kleines Gewerbegebiet ist mit dem neuen Kreisel verbunden. Das Rund sollte auch für eine Reduzierung von Verkehr und Lärm sorgen, immerhin passieren rund 3500 Fahrzeuge die Stelle. Rund 622.000 Euro wurden investiert, die Gemeinde Altdorf übernahm 552.000 Euro der Kosten. Warum aber wollen einige keine Verschönerung des Kreisels in der angedachten Art und Weise?

Gemeindespitze wehrt sich gegen Vorwürfe

„Gerade in Zeiten von Corona, in denen sich viele Menschen um den Fortbestand ihrer Arbeitsplätze sorgen, ist es uns unverständlich, wie hier mit Steuermitteln umgegangen wird“, sagt Bernd Schattner. Das AfD-Kreistagsmitglied hat inzwischen fast 50 Unterschriften von Anwohnern gesammelt, die im Neubaugebiet wohnen. Diese kritisieren demnach das angeblich maßlos überteuerte Projekt. Dieser Ansicht sind mit einer Stellungnahme im Amtsblatt der Verbandsgemeinde Edenkoben Ende April Ortsbürgermeister Helmut Litty und die Beigeordneten Ralf Theileis und Kai Hammann (alle parteilos) entgegengetreten. „Wir verschwenden keine Steuermittel.

Schließlich sei es sogar gelungen, die Kosten für den Bau des Kreisels gegenüber der ursprünglichen Angebotssumme bei der Endabrechnung um zehn Prozent zu unterschreiten“, so die drei Kommunalpolitiker, die darauf verweisen, dass alle Bürger im Rahmen eines Gestaltungswettbewerbs die Chance hatten, ihre Ideen für ein schönes Aussehen des Kreisels einzubringen.

Torbogen soll an Schloss erinnern

„Die Gestaltung des Kreiselinnenraumes war seit September 2020 Thema in jeder Ratssitzung“, sagt Ortschef Helmut Litty auf Anfrage der RHEINPFALZ. „Auch ist es jederzeit möglich, bei mir oder den Beigeordneten anzufragen, wie der aktuelle Sachstand der Projekte ist. Da hätte man sich ja auch mal früher sachkundig machen können.“ Er habe nach Gesprächen mit einigen der Unterzeichner die Erkenntnis gewonnen, dass diese heute wahrscheinlich das Papier gar nicht mehr unterschreiben würden, da sie jetzt alle Fakten kennen. Sie seien bislang einseitig unterrichtet worden, so Litty.

Es sei erklärte Absicht des Gemeinderats, neben dem verantwortungsvollen Umgang mit Steuermitteln auch die Attraktivität der Gemeinde zu steigern. Deshalb war die Entscheidung gefallen, die Innenfläche des Kreisverkehrs künstlerisch zu gestalten. Aus den vorliegenden Vorschlägen wählte der Rat zwei Varianten aus, deren Elemente zu einem gemeinsamen Vorschlag vereint wurden. So soll im Zentrum ein steinerner Torbogen stehen, der an das historische Wasserschloss erinnert, das im 19. Jahrhundert zerstört wurde und zuvor prägendes Element des Dorfes war. Reste der Grundmauern liegen bis heute noch in der Erde im südlichen Teil des Neubaugebiets. Das Torbogen-Element soll durch stilisierte Trauben aus Sandstein ergänzt werden.

Kreisel-Entscheidung bis Ende Mai

Wie Helmut Litty betont, sind die Kosten zurzeit noch nicht endgültig zu beziffern, zumal neben der künstlerischen Gestaltung auch die Bepflanzung, die Pflege und die Bewässerung eine Rolle spielten. Allerdings sollen der Torbogen wohl rund 23.000 Euro und die Bewässerungsanlage 4000 Euro kosten, womit man um 8000 Euro unter den von Schattner angegeben Kosten läge. Bilder des Modells liegen zurzeit dem Landesbetrieb Mobilität in Speyer vor, der, das es sich um eine Kreisstraße handelt, die Entscheidung zu fällen hat, ob die geplante Gestaltung umgesetzt wird. Litty rechnet mit einer Entscheidung bis Ende Mai.

Bewohner des Neubaugebiets hatten sich auch an den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Edenkoben, Olaf Gouasé (CDU), gewandt, wohlwissend, dass dieser weder in den Entscheidungsprozess noch in die Umsetzung eingebunden ist. Schattner und seine Mitstreiter riefen Gouasé dazu auf, seinen persönlichen Einfluss geltend zu machen, um das Vorhaben zu stoppen. Gouasé teilte Schattner daraufhin mit, dass das eine rein örtliche Entscheidung sei. „Zu örtlichen Themen in der Verbandsgemeinde äußere ich mich nur dann, wenn der Gemeinderat und/oder der Ortsbürgermeister das wünscht. Ansonsten mische ich mich da nicht ein“, so Gouasé auf Anfrage. Diese Vorgehensweise sei in der Verbandsgemeinde seit deren Bestehen Tradition und habe sich bewährt, weshalb auch er daran festhalte.

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