Altdorf/Berlin Altdorferin radelt um die Welt und rettet Hunde

Zwischenstopp im ungarischen Dömsöd. Finley und Dölschner wollen so viel Strecke wie möglich mit dem Fahrrad zurücklegen.
Zwischenstopp im ungarischen Dömsöd. Finley und Dölschner wollen so viel Strecke wie möglich mit dem Fahrrad zurücklegen.

Mit dem Fahrrad um die Welt reisen und dabei Gutes tun. Das haben sich die Altdorferin Mirjam Dölschner und ihr Freund Lukas Finley in den Kopf gesetzt. Die Reise bringt einige Herausforderungen mit sich. In Bosnien haben sie ein Herzensprojekt für Straßenhunde in die Welt gerufen.

Erst Abitur, dann Freiwilliges Soziales Jahr und vor dem Studium noch einmal Reisen. Das Muster ist vielen jungen Erwachsenen bekannt. Die Reise, auf die sich Mirjam Dölschner mit ihrem Freund Lukas Finley im vergangenen Oktober begeben hat, ist aber keine gewöhnliche. Die gebürtige Altdorferin und der Berliner reisen von der deutschen Hauptstadt nach Singapur und wollen dabei möglichst jeden Meter mit dem Fahrrad zurücklegen. „Wir wollen es auf jeden Fall vermeiden zu fliegen. Das hat bisher ganz gut geklappt“, sagt die 20-Jährige.

Dölschner und Finley leben in Berlin. Zusammen haben die beiden Aktivisten zwei Hilfe-Convois an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht und Flüchtlinge evakuiert. Dabei haben sie sich näher kennengelernt. Corona weckte in beiden das Fernweh. Dölschner, die am Gymnasium Edenkoben ihr Abitur machte, wollte eigentlich ihr FSJ in Südafrika machen, was aufgrund der Pandemie nicht möglich war. Stattdessen ging sie nach Berlin zur Stadtmission. Finley musste seinen Auslandsaufenthalt wegen Corona abbrechen.

Hundewelpe Yamir
Hundewelpe Yamir

Ins Airbnb zum Duschen und Akkus laden

Beide sind begeisterte Fahrradfahrer, weshalb die Idee entstand, eine Weltreise mit dem Fahrrad zu machen. Das Ziel Singapur haben die beiden lediglich gewählt, damit es einfacher sei, zu erklären was sie vorhaben, berichtet Dölschner. „Eigentlich wollte ich von Berlin nach Berlin radeln“, betont Finley, der sich bereits im Juni auf den Weg machte, ab Wien fuhren die beiden zusammen.

Aktuell sind sie in der griechischen Stadt Mesolongi. Die meiste Zeit übernachten sie im Zelt. Zum Duschen, Waschen und Akkus aufladen nehmen sie sich zwischendurch auch mal ein Airbnb. Zu Beginn legten sie meist 60 bis 70 Kilometer am Tag zurück, aktuell sind es eher 30 bis 40. „Das variiert“, verrät Finley. „Wir nehmen uns jetzt etwas mehr Zeit, weil wir im Januar und Februar voraussichtlich im Süden der Türkei bleiben und erst im März in den Norden fahren. Dort ist es jetzt noch zu kalt.“

Hope VMS Elaine’s Dogs rettet Hunde aus sogenannten Killing-Sheltern.
Hope VMS Elaine’s Dogs rettet Hunde aus sogenannten Killing-Sheltern.

Zehn Euro pro Tag

Die Strecken, die die beiden mit dem Rad zurückgelegt haben, seien zum Teil sehr anstrengend gewesen. Eine Herausforderung, mit der sie im Vorfeld nicht rechneten, sei es gewesen, jede Minute zusammen zu verbringen, was auch mal zu Reibungen führe. Gefährliche Gebiete wie Armenien oder Aserbaidschan versuchen sie zu meiden, sie wollen sich aber auch keine zu großen Sorgen machen und offen auf Menschen zugehen.

Bemerkenswert bei der Reise ist, dass die beiden in der Regel mit zehn Euro pro Tag auskommen. Wenn es geht, ernähren sie sich von Food-Sharing, also gerettetem Essen, was sonst weggeworfen werden würde, oder gehen günstig essen – was Dölschner in Berlin ohnehin schon gemacht hatte. So konnte sie sich auch genug Geld während ihres FSJ für die Reise ansparen. Finley arbeitete zuvor halbtags bei der Berliner Stadtmission, um sich die Reise zu finanzieren.

Die meiste Zeit schlafen die beiden im richtigen Zeit. Manchmal aber auch unterm Tarp wie im albanischen Radhime.
Die meiste Zeit schlafen die beiden im richtigen Zeit. Manchmal aber auch unterm Tarp wie im albanischen Radhime.

Hundewelpe gerettet

Manche Zwischenstationen kosten aber auch etwas mehr Geld. Im Dezember ging zum Beispiel Finleys Handy kaputt. Außerdem bauten die beiden eine Online-Spendenplattform für ein Projekt, das ihnen am Herzen liegt auf. „Wir wollten die Reise nicht nur für uns machen, sondern uns unterwegs ein Projekt suchen, für das wir Spenden sammeln können“, erzählt Dölschner.

Dieses fanden sie in Bosnien, was einer großen Straßenhundeproblematik ausgesetzt ist. In einer Kohle-Mine fanden die beiden einen kranken, unterernährten Welpen, dessen Mutter nicht mehr lebte. Sie entschieden sich, den kleinen Yamir, wie sie ihn tauften, mitzunehmen und fanden in der Rettungsunterkunft Hope VMS Elaine’s Dogs ein neues Zuhause für ihn in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo.

Spendenaktion für Straßenhunde

„Daraufhin haben wir uns mit der Straßenhundproblematik in Bosnien auseinandergesetzt. Geimpft, kastriert oder adoptiert wird in Bosnien sehr wenig“, erzählt Finley. In dem Land gebe es einige Streuner, die die Regierung loswerden will. Aufgrund dessen würden die Tiere gefangen und in sogenannte Killing-Shelter gebracht werden. „Dort gibt es dann drei Möglichkeiten für sie: Sie verhungern, werden umgebracht oder, wenn es Welpen sind, für Hundekämpfe verkauft, wo sie dann von Pitbulls zerfleischt werden“, erklärt Finley weiter.

Hope VMS Elaine’s Dogs kauft Hunde aus diesen Killing-Sheltern frei und nimmt sie bei sich auf. Mit einer Spendenaktion wollen Dölschner und Finley die Organisation unterstützen. „Sie finanzieren sich vor allem über private Mittel und haben im Monat bis zu 3000 Euro laufende Kosten. Mit der Spendenaktion wollen wir helfen, das Projekt am Leben zu halten“, sagt Finley. Er und Dölschner haben dafür eine Spendenseite eingerichtet, mit der sie 15.000 Euro sammeln wollen, womit sich der Unterschlupf etwa sechs Monate über Wasser halten könne. „Uns ist bewusst, dass wir damit das Hundeproblem in Bosnien nicht ändern können, aber es hilft Hunden vor Ort akut. Außerdem wollen wir damit in der Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam machen“, sagt Finley.

Reise endet im Herbst

Ein Freund der beiden schneidet ein Video, das bald auf der Spendenplattform landen soll. Über Instagram wollen sie weiter über ihr Projekt informieren. Auf ihrer Reise geht es nun weiter nach Athen, von wo aus sie erstmals eine Fähre nach Ismir in der Türkei nehmen wollen. Von dort aus soll es dann über Georgien, Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan nach China gehen. Sofern sie denn ein Visum für die Volksrepublik bekommen. Dölschner möchte im Herbst ihr Studium beginnen.

Info

Spendenseite: www.donorbox.org/361grad-for-elaine-s-hope-dogs

Infos zum Projekt auch telefonisch unter 0176-56726183

x