Jahresrückblick Wie ein Riesenseeadler in Polen im Verschlag landete

Lagertha Im Anflug zu Harald Schauß.
Lagertha Im Anflug zu Harald Schauß.

Das Schicksal des Adlers Lagertha aus dem Wildpark Potzberg kam sogar auf die Tagesordnung der Sitzung der europäischen Artenschutzbehörden. Zudem beschäftigte der Vogel aus Föckelberg das Bundesamt für Naturschutz und die Staatsanwaltschaft.

Der seltene Riesenseeadler hatte sich im Juli 2020 bei einer Flugschau in Föckelberg verflogen und war danach verschwunden – trotz bundesweiter Suche. Anfang Januar 2021 bekam Wildpark-Betreiber Harald Schauß den anonymen Anruf, dass sich das Tier in einer Auffangstation bei Stettin in Polen befinde.

Nach einem öffentlich ausgetragenen Streit um eine Ablösesumme für die Verpflegung des Tieres kam es Mitte Januar zurück zum Potzberg – ohne Zahlung einer Ablöse. Unklar ist bis heute, warum der beringte Vogel in Polen nicht sofort identifiziert wurde. Der Name Föckelberg wurde zum Begriff, weil Medien aus ganz Deutschland und Polen darüber berichteten. Die Botschaft Polens in Berlin witterte sogar eine antipolnische Kampagne.

Bei Kontrollbesuch entdeckt

Franz Böhmer vom Bonner Bundesamt für Naturschutz hatte in der Angelegenheit sogar mit seinem Warschauer Amtskollegen telefoniert. Der berichtete ihm, dass der Vogel bei einem Kontrollbesuch im Dezember 2020 in der Auffangstation entdeckt worden sei. Die dortigen Verantwortlichen hätten erklärt, den Fund der Regionalbehörde in Szczin als auch der ornithologischen Gesellschaft von Polen gemeldet zu haben. Eine Weiterleitung der Information nach Warschau sei aber unterlassen worden.

Erst erklärten die Polen, der Vogel sei nicht gekennzeichnet gewesen, habe aber sein Geschüh noch getragen. „Dann hieß es, dass der Ring entfernt worden ist wegen einer Fußschwellung“, berichtete Böhmer. In dem Fall sei eine Meldung an die Artenschutzbehörde aber vorgeschrieben.

Lange kein Wasser gesehen

Er habe den Eindruck, dass in dem halben Jahr in Polen der Tierschutz vernachlässigt worden sei, berichtete Harald Schauß nach der Rückkehr des Vogels: „Fachleute waren das keine. Lagertha hat wohl kaum Wasser gesehen in der Zeit. Sie hat bei mir voller Freude erst einmal eine halbe Stunde gebadet.“ Auch sei der Adler offensichtlich in einem dunklen Verschlag untergebracht gewesen. Er habe entsprechende Bilder im Internet gefunden.

Auf anderen Bildern aus Polen im Netz sei der Vogel noch sichtbar beringt gewesen. „Es wäre kein Problem gewesen, uns zu benachrichtigen“, beklagt sich Schauß. Nur ein Tierarzt dürfe eine Beringung entfernen und müsse danach sofort Meldung machen.

Versucht zu verkaufen

Harald Schauß stellte Strafanzeige gegen Unbekannt wegen Unterschlagung. Die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern stellte im Juni das Ermittlungsverfahren ein. Ein Mann, der laut Staatsanwaltschaft mit der Auffangstation in Zusammenhang stand, versuchte offensichtlich, die Adlerdame zu verkaufen. Später forderte der Finder 10.000 Euro Pflege- und Futtergeld für das halbe Jahr. Dann habe der Mann sich allerdings entschuldigt und den Vogel ohne Gegenleistung zurückgegeben.

In der Geldforderung für Pflege und Futter sah die Staatsanwaltschaft kein strafrechtlich relevantes Verhalten, es handele sich dabei vielmehr um eine zivilrechtliche Angelegenheit. Alleine im Verkaufsangebot sei ein Unterschlagungsversuch begründet, hieß es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Da der Verkäufer aber sein Verhalten geändert habe, sei das Verfahren mit richterlicher Zustimmung wegen geringen Verschuldens eingestellt worden.

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