Kreis Kusel Westricher Heimatblätter: Über einen Herzog und den ominösen Tod eines Pfarrers

Die „Westricher Heimatblätter“ (Heft 4/2022) können über die Kreisverwaltung bezogen sowie im Bürgerbüro der Kreisverwaltung und
Die »Westricher Heimatblätter« (Heft 4/2022) können über die Kreisverwaltung bezogen sowie im Bürgerbüro der Kreisverwaltung und im Tourismusbüro am Bahnhof erworben werden.

Einen großen Bogen über historische Epochen von der frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert schlägt das jüngste Heft der „Westricher Heimatblätter“.

Charlotte Glück beleuchtet in ihrem einleitenden Beitrag einen Regenten, der dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken vor 300 Jahren eine Blütezeit bescherte. Der Text basiert auf ihrem Vortrag zur Ausstellung „Dazwischen – 300 Jahre Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken“, die bis 5. März im Zweibrücker Stadtmuseum zu sehen ist. Die Leiterin des Zweibrücker Stadtmuseums illustriert, auf welchen Feldern Herzog Christian IV. (1722-1775) bleibende Spuren hinterließ. Während seiner Regierungszeit knüpfte er enge Kontakte zu Frankreich – wohl mit dem Motiv, eine Pufferzone zu den Habsburgern zu bilden. Den in Bischweiler geborenen Herzog Christian zog es regelmäßig an den französischen Hof. In Paris hielt er im Hotel des Deux Ponts Hof und in Versailles stand ihm ein luxuriöses Appartement zur Verfügung.

Anregungen, die er in Frankreich fand, trugen zur Blütezeit „seines“ Herzogtums bei. „Christian IV. wurde zu einem bedeutenden Mittler zwischen der deutschen und französischen Kultur“, folgert Glück und verweist auf von ihm initiierte Bautätigkeiten (Schloss in Jägersburg, Jagdschloss Pettersheim, Eichelscheider Hof). Auch Agrar- und Sozialreformen, Gartenanlagen, Förderung von Bibliotheken, Malerei und Musik gehen auf ihn zurück, was dem Herzogtum große Schulden einbrachte.

Konflikt mit Spaniern

Regionalhistorische Fußnoten zum Dreißigjährigen Krieg steuert Michael Cappel (Jettenbach) im Beitrag „Als man 1621 in Rathsweiler den 30-jährigen Krieg beenden wollte“ bei. Anhand von Aktenfunden im Landesarchiv Koblenz beschreibt er Zusammenstöße zwischen Bewohnern des Glantals mit spanischer Soldateska, die unterwegs nach Rheinhessen war. In einigen Dörfern kam es zu Plünderungen und Überfällen von Soldaten. Manchenorts setzten sich die Bauern in den Dörfern zur Wehr, entwaffneten die Spanier und nahmen Pferde, Kleider und Waffen als Beute. In Kreuznach und Meisenheim musste der Landschreiber zu Lichtenberg mit den Spaniern über die Entschädigung verhandeln, die in Fuder Wein und zwölf Malter Hafer geleistet wurde.

Einzelheiten zur Grablege auf dem Remigiusberg hält Cappel in einem weiteren Beitrag fest. Im Geheimen Hausarchiv in München stieß er auf ein Verzeichnis der Gräber für Mitglieder des Hauses Veldenz-Lauterecken, die nach dem Dreißigjährigen Krieg von einem Pfarrer aufgelistet wurden.

Das Drumherum einer Ehe

Unter der Rubrik „Aktenzeichen XY ungelöst“ könnte der Beitrag Jan Fickerts eingeordnet werden. Gestützt auf Lauterecker Archivalien beleuchtet er den Tod des katholischen Geistlichen Johannes Heinrich Reifwein aus Lauterecken. Er war Mitte Februar 1816 in der Lauter tot aufgefunden worden. Was zum Tod des Pfarrers geführt hat, blieb ungeklärt. Offen blieb auch, was aus einer Klage wurde, mit der der Kirchenrat Lauterecken von Reifweins Erbin und früheren Köchin die Herausgabe von 232 Gulden und 38 Kreuzern samt Zinsen forderte.

Frieder Haag (Altenglan) beleuchtet das Drumherum der Hochzeit des Pfalzgrafen Georg Gustav von Pfalz-Veldenz (1564-1614) mit einer Prinzessin von Pfalz-Zweibrücken im Jahr 1601. Aus dem Ehevertrag geht hervor, dass der Brautvater für Prinzessin Marie-Elisabeth eine Mitgift von 20.000 Gulden leistet, der Bräutigam den gleichen Betrag als „Gegengeld“ sowie eine Witwenversorgung zusichert. 20.000 Gulden entsprachen nach Haags Angaben damals etwa dem Gegenwert für 80 Pferde oder 260 Schweine. Eine handschriftliche Gästeliste, die der Autor antiquarisch erworben hat, nennt mehr als 700 Personen, die in Zweibrücken und Umgebung untergebracht wurden.

Hans Kirsch aus Selchenbach informiert kurz und einordnend, wer zwischen 1931 und 1945 die führenden Köpfe der NSDAP im Parteibezirk Kusel waren. Klaus Schneider skizziert Leben und Wirken des Försters Wilhelm Knecht (1860-1918) in Reipoltskirchen, der maßgeblich an der Gründung des örtlichen Obstbauvereins beteiligt war.

Info

Die „Westricher Heimatblätter“ (Heft 4/2022) können über die Kreisverwaltung bezogen sowie im Bürgerbüro der Kreisverwaltung und im Tourismusbüro am Bahnhof erworben werden. Ein Einzelheft kostet drei Euro zuzüglich Versandkosten, ein Jahresabo 16 Euro.

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