Kreis Kusel Vom Barock bis zur Romantik

Auch in diesem Jahr lädt das Westpfälzische Symphonieorchester wieder zum Serenadenkonzert auf Burg Lichtenburg ein. Am Sonntag, 20. Juli, präsentiert das Laienorchester Werke bekannter und weniger bekannter Komponisten. Um 18 Uhr erhebt Dirigent Thomas Germain den Taktstock hinter den romantischen Burgmauern.

Germain hat ein spannendes Programm zusammengestellt. Da wäre zunächst einmal Jean-Philippe Rameau (1683 – 1764), ein bedeutender Vertreter des französischen Barocks, der in seiner Suite Pièces de Clavecin en Concert einige seiner Musikerkollegen charakterisierte, wie sich an den Satzüberschriften leicht erkennen lässt. Für die Orchesterversion, mit der das Konzert eröffnet wird, zeichnet Camille Saint-Saens als Herausgeber verantwortlich. Passt Christoph Willibald Gluck (1714 – 1787) mit seiner Ouvertüre zu der tragischen Oper „Orfeo ed Euridice“ in ein fröhliches Serenadenkonzert? Die Frage kann durchaus mit Ja beantwortet werden. Von Tragödie ist nämlich in dem Werk wenig zu bemerken. Musikwissenschaftlern gibt diese Ouvertüre wegen ihres geringen thematischen Bezugs zur Opernhandlung bis heute Rätsel auf. Im Gegensatz zu Gluck und Rameau dürfte der Name Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges (1745 – 1799), weniger bekannt sein. Bologne ist der illegitime Sohn eines französischen Adeligen und einer schwarzen Sklavin. Er hatte viele Talente, er war Athlet, Fechter, Soldat, Frauenliebling, Geigenvirtuose und Komponist. Die Zeitgenossen nannten ihn „le Mozart noir“. Musikalisch gehört er zur Frühklassik, Einflüsse der Mannheimer Schule, Haydn und Mozart sind nicht zu verkennen. Er schrieb 14 Violinkonzerte, eines davon steht auf dem Programm, und zwar sein Opus 8, Nr. 9. Als Solistin übernimmt Antje Scotti-Pollmann den Part an der Geige. Dem Publikum ist sie wohl bekannt als Konzertmeisterin und Musiklehrerin. Nach dem Studium an der Folkwang Hochschule für Musik, Tanz und Theater in Essen begann sie parallel zu ihrer Tätigkeit als Violinlehrerin eine rege kammermusikalische Aktivität. Konzerte unter anderem mit dem TSJAJ-Klaviertrio führten sie nach Österreich, Holland, Frankreich und Finnland. Im Jahr 2000 wurde sie Mitglied im Sixth-Floor Chamber Orchestra Helsinki. Neben Konzertauftritten im In- und Ausland besucht sie weiterhin Meisterkurse im In- und Ausland. Joachim Raff (1822 - 1882) ist der zweite weniger bekannte Komponist, dem das Orchester an diesem Abend die Ehre erweist. Er fand in der Musikgeschichte vor allem als Privatsekretär von Franz Liszt Erwähnung. Dass Raff darüber hinaus ein Komponist von Rang ist, scheint man erst seit Beginn des 21. Jahrhunderts wieder zu bemerken – wenn man die steigende Zahl der Aufführungen als Maßstab nimmt. Seine 1873 in Wiesbaden entstandene Sinfonietta ist sein einziges Bläserstück. Dem klassischen Bläseroktett treten zwei Flöten hinzu, um den Klang brillanter und duftiger zu gestalten. Die freudige Grundstimmung des Werks passt sehr gut in die helle Jahreszeit. Georges Bizet (1838 – 1875) wurde schon mit neun Jahren als Schüler ins Pariser Konservatorium aufgenommen. Mit seiner Oper „Carmen“ unsterblich geworden, gibt es aber noch andere Geniestreiche von ihm. Einer davon ist die Bühnenmusik zu Alphonse Daudets Stück L’Arlesienne, die als Suite bis heute Erfolge feiert. Im Programm steht die Suite Nr. 2, die auf eine Bearbeitung seines Freundes Ernest Guiraud zurückgeht. (red)

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