RHEINPFALZ-Sprechstunde Viele Leserfragen rund um das Coronavirus

Ulrich Korell, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin, am Westpfalz-Klinikum Kusel, beantwortet am RHE
Ulrich Korell, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin, am Westpfalz-Klinikum Kusel, beantwortet am RHEINPFALZ-Telefon Fragen von Lesern.

Jung, alt, Mann, Frau: Corona kann alle treffen, wie sich erneut am Mittwoch bei der RHEINPFALZ-Sprechstunde mit Ulrich Korell, Chefarzt der Klinik für Anästhesie, Intensiv- und Notfallmedizin, am Westpfalz-Klinikum Kusel zeigte. Häufig kreisten die Fragen um das Impfen, oft ging es auch um Folgen einer Corona-Infektion.

Der Chefarzt kam mit neuen Zahlen in die Redaktion. Und die sehen schlechter aus als noch vergangene Woche: In Kusel sind 16 Corona-Patienten derzeit auf der Normalstation, in Kaiserslautern sogar 42. Auf Intensiv werden in Kaiserslautern aktuell drei Patienten mit Corona behandelt, in Kusel zwei. An den Standorten des Westpfalz-Klinikums im Donnersbergkreis wird, Stand Mittwoch, kein Corona-Patient auf der Intensivstation behandelt. Korell mahnt bei der Betrachtung des Inzidenzwertes zur Vorsicht. Er schätzt die Dunkelziffer nicht gemeldeter Infektionen als sehr hoch ein.

Von einer schweren Infektion berichtete eine Frau aus Aschbach, Ende 70, bei der sich nach Corona eine Lungenentzündung anschloss. Da sie ein Rheuma-Mittel sowie Cortison nehme, sei ihre Immunabwehr nicht so gut. Sie fragte: „Für was habe ich mich viermal impfen lassen?“ Korell klärte auf, dass die Impfung vor allem auch vor schweren Krankheitsverläufen schützt. Die vorerkrankte Frau sei dadurch viel besser geschützt gewesen.

Mit Symptomen in Isolation bleiben

Eine weitere Anruferin berichtete, sie sei seit 30. Juli infiziert. Halsschmerzen und Husten gingen nicht weg. Sie habe Angst vor einer Lungenentzündung. Korell empfahl, viel zu trinken, um die Schleimhäute – wie sonst bei Husten – feucht zu halten. Falls eine Verschlechterung eintreten sollte, müsse der Hausarzt aufgesucht werden. „Die Wahrscheinlichkeit dafür sinkt aber mit jedem Tag“, machte er Hoffnung.

Auch eine weitere Anruferin wartet sehnsüchtig darauf, dass der zweite Strich auf dem Test verschwindet. „Heute ist der 13. Tag“, klagte die Frau, die das Virus aus dem Urlaub mitgebracht habe. Sie solle weiter in Isolation bleiben, solange sie Symptome verspüre, betonte Korell. Dies gelte auch dann, wenn der Schnelltest negativ werde. Es sei ganz normal, dass es länger dauern könne.

Maske und Impfung

Ein 46-Jähriger aus Kirchheimbolanden berichtete von einem „bösen Verlauf“. Als Symptome habe er zunächst nur Halsschmerzen verspürt, erst später hätten sich allgemeine Schwäche und Konzentrationsstörungen herausgestellt. Zudem klage er über Haarausfall. „Versuchen Sie, das zu erhalten, was geht. Haben Sie Geduld und belasten Sie sich nicht“, riet der Mediziner und fügte hinzu: „Es dauert!“

Mehrere Anrufer wollten wissen, ob sie ihren Booster vorziehen oder auf den für Oktober auf Omikron angepassten Impfstoff warten sollten. Diejenigen, die eine Infektion hatten, seien zunächst „natürlich geboostert“, erläuterte Korell. Auch ein 84-jähriger Mann hatte zunächst diese Frage. In seinem Fall könne er bedenkenlos abwarten, meinte der Mediziner. Auf die zweite Frage des Mannes, ob er auch empfehle, weiterhin Maske zu tragen – etwa beim Einkaufen – betonte Korell: „Auf jeden Fall! Maske und Impfung bieten den besten Schutz.“ Und er fügte hinzu: „Wir müssen es dem Virus schwermachen.“

Anrufer mit Spätfolgen

Ein älteres Ehepaar aus Bad Kreuznach will mit dem Zug an den Tegernsee reisen. Ob sie die nächste Impfung lieber noch abwarten sollten? „Dann wären sie sicherer“, empfahl Korell. Auch sollten sie eine FFP-2-Maske im Zug tragen. Die Impfung sei sinnvoll, sagte Korell und beruft sich dabei auch auf die Empfehlung der Impfkommission für Ältere und Risikopatienten. Außerdem wisse niemand, welche Varianten im Herbst auftauchen.

Recht gut informiert war ein jüngerer Mann, der nach einer Corona-Infektion noch eine bakterielle Infektion der oberen Atemwege hatte. Es folgten Gelenk-, Muskel- und Kopfschmerzen. Auch müsse er sich täglich zwei-, dreimal eine Stunde hinlegen. Er fragte nach einer Antikörper-Therapie. „Die funktioniert nur, wenn das Virus noch da ist“, erläuterte Korell. Zudem müssten Nutzen und Risiko abgewogen werden.

Von Spätfolgen nach einer Infektion berichtete auch ein dreifach Geimpfter. Er leide unter Sehschwäche und Gelenkschmerz. Ihm empfahl Korell eine Abklärung beim Hausarzt. „Das kann auch etwas anderes sein“, gab er zu bedenken.

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