Kreis Kusel Vanecek: Wahnsinnig gestiegene Motivation

Das Abenteuerorchester nimmt Gestalt an. Beim zweiten Workshop am vergangenen Freitag auf Burg Lichtenberg waren etliche neue Teilnehmer jedes Alters und jeder Leistungsstufe dabei. Leiter und Initiator Bernhard Vanecek sprach von „wahnsinnig gestiegener Motivation“.

„Setz Dich gerade hin, nicht die Beine übereinander schlagen. Und halt die Flöte höher. Dann wird das ein viel schönerer Ton.“ Bernhard Vanecek springt durch die Reihen des „Abenteuerorchesters“, in dem sich am Freitagnachmittag zum zweiten Mal Menschen mit und ohne geistige oder Lernbehinderung, Profis und Amateure, Kinder und Senioren aus dem Kreis Kusel und der angrenzenden Nordpfalz treffen. Einige der Musiker haben eine lange Pause am Instrument gemacht, andere spielen es erst seit kurzem. Dazu gesellen sich Amateure auf hohem Niveau und stützende Profis. Neben Bernhard Vanecek dirigiert Gabriel die Einsätze und setzt Akzente mit der Posaune. Der junge Mann mit Down Syndrom strebt, so er eine Ausbildungsmöglichkeit findet, einen Musikerberuf an. Fürs erste nimmt er bei Bernhard Vanecek Unterricht. In diesen Stunden keimte auch die Idee, das Abenteuerorchester unter dem Dach der Jugendkulturorganisation Jeunesses Musicales (JM) zu gründen. Neben Vanecek unterstützen weitere Profimusiker aus dem JM-Landesverband Rheinland-Pfalz das Projekt. Darunter sind der Schlagzeuger Andreas Eichenauer, der auch beim jährlichen Jugendjazzcamp auf Burg Lichtenberg an Bord ist, und Gabriels Mutter, die Musiklehrerin Maria Wagner-Herzer. Die zwei Stunden Workshop sollen, so sagt es Vanecek, den Musikern einen Weg eröffnen, Emotionen in der Musik freien Lauf zu lassen. Vanecek korrigiert durchaus, doch vor allem geht es um Spaß. So ist, natürlich, das – akkordarme – Lied „Be happy“ fester Bestandteil des noch kleinen Repertoires. „Wir singen den Rhythmus erst, dann spielt die Begleitung, dann kommt die Melodie dazu“, sagt Vanecek. Die ersten Ergebnisse klingen abenteuerlich schräg. Es holpert noch. „Hört aufeinander“, ruft Vanecek. Nach ein paar Wiederholungen hat das Orchester den Dreh raus. Zwei Dutzend Saxofone, Flöten, Posaunen, Klarinetten,Trommeln und Hörner fühlen sich hörbar heimischer in den Strophen und im Refrain. Zeit für die Abenteuerversion von „Guantanamera“. Die beinhaltet sogar eine „Meeresbodensequenz“: perkussive Blubbs aus der Backentasche. Vanecek versteht das Projekt als Impulsgeber. Er sucht Kooperationen mit Schulen für Lern- oder geistig Behinderte und hofft, einen Pool aus Leihinstrumenten aufbauen zu können. Das Orchester trifft sich zum Beginn jeder Schulferien auf Burg Lichtenberg zu einem zweistündigen Workshop mit anschließender Präsentation. Am Freitag schauen zu diesem Konzert auch die Musikantenlandpreisträger Leonhard Paul und Roland Vanecek auf ihrer Mikrotour mit jugendlichen Chorsängern vorbei. Die liefern den Instrumentalisten des Abenteuerorchesters den Text zu „Don′t worry, be happy“. Tatsächlich ist bald jeder, der den kleinen Auftritt als Musiker oder Zuhörer teilt, glücklich. Auch Bernhard Vanecek kann sich der Magie des Moments nicht entziehen. „Meine Motivation ist gerade noch einmal wahnsinnig gestiegen“, sagt er lachend. (kgi)

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